Gelsenkirchen. Düsteres Szenario für Schalke 04: Sollte der Klub in die 3. Liga absteigen, ist der Fortbestand des Vereins gefährdet.

Schlechte Botschaften hatten Finanzchefs des FC Schalke 04 häufiger im März, wenn es darum ging, eine Jahresbilanz vorzustellen. Am Montag war es für Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers aber ein besonders schwieriger Gang, die Zahlen für 2023 zu präsentieren. Die Stimmung bei den Königsblauen ist mies, die Mitarbeiter haben Angst um ihre Arbeitsplätze, der Relegationsplatz ist nur zwei Punkte entfernt. Sollte Schalke absteigen, ist der Fortbestand des Klubs gefährdet. Rühl-Hamers und der Vorstandschef Matthias Tillmann schrieben im letzten Absatz ihres Berichts, im Drittliga-Szenario bestehe „eine wesentliche Unsicherheit, die bedeutsame Zweifel an der Fähigkeit des Vereins zur Fortführung der Unternehmenstätigkeit aufwerfen kann und die ein bestandsgefährdendes Risiko darstellen.“ Eine drohende Insolvenz kann Schalke nicht ausschließen.

Schalke-Vorständin Rühl-Hamers: „Schubladenprinzip“

Die Königsblauen haben fristgerecht die Lizenzierungsunterlagen für die 2. und 3. Liga eingereicht - die Zweitliga-Unterlagen gingen an die DFL, die für die 3. Liga an den DFB. „Was die Drittliga-Planungen betrifft, rechnen wir damit, dass die vorläufige Erteilung der Lizenz nur unter Bedingungen erfolgen wird. Nach dem bekannten Schubladenprinzip werden wir Optionen vorbereiten, mit denen wir diese erfüllen wollen“, ließ sich Rühl-Hamers in einer Pressemitteilung zitieren. Mit Bedingungen sind erfahrungsgemäß Liquiditätslücken gemeint, die Klubs in einer festgelegten Zeit schließen müssen. Gelingt das, wird die Lizenz erteilt - wenn nicht, dürfte Schalke nicht in der 3. Liga starten.

Doch wie soll das gelingen? Im Geschäftsbericht steht es ausführlicher: Nötig seien zuschauerabhängige Umsatzerlöse auf dem Niveau der 2. Bundesliga - insbesondere Ticketing und Catering. Der Zuschauerschnitt liegt aktuell bei rund 60.000. Bei den Umsatzerlösen sei ein Abschlag für die 3. Liga einzurechnen, die Reduzierung von Kosten und die „erfolgreiche Umsetzung diverser liquiditätsstärkender Maßnahmen.“ Was das sein kann? Das stand dort nicht - gemeint sein kann nur der Verkauf des Tafelsilbers.

Doch das drohende Aus des Vereins war nicht die einzige schlechte Nachricht von Rühl-Hamers. Selbst in der Zweiten Liga droht langfristig ein Punktabzug. „2024 werden wir das negative Eigenkapital um mindestens fünf Prozent senken müssen, damit wir einen Punktabzug laut DFL-Statuten vermeiden. Dazu müssen wir im Kalenderjahr erneut einen Gewinn schreiben“, sagte sie. Der Punktabzug würde zur Saison 2025/2026 greifen.

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Erneut, sagte sie. Denn das war die positive Botschaft, die Schalke selbst in den Mittelpunkt stellte. Schalke schrieb im Jahr 2023 schwarze Zahlen, der Gewinn betrug 6,9 Millionen Euro. Die Folgen: Die Gesamtverbindlichkeiten sanken auf 168 Millionen Euro, die Nettofinanzverbindlichkeiten sanken auf 128,5 Millionen Euro, das negative Eigenkapital auf 103,3 Millionen Euro. „Dem Club ist es gelungen, wichtige wirtschaftliche Parameter zu verbessern“, sagte Rühl-Hamers. Die Einnahmen in den Bereichen Merchandising (13,6 auf 14,9 Millionen Euro), Catering (11,4 auf 12,9 Millionen Euro) und Veranstaltungen (20,4 auf 28,2 Millionen Euro) stiegen. Rühl-Hamers war es wichtig, auf geerbte Altlasten hinzuweisen: „Wir mussten 2023 rund 16 Millionen Euro für vertraglich festgelegte Zins- und Tilgungszahlungen leisten. Ein Blick auf den DFL-Finanzreport zeigt, dass viele Klubs der 2. Liga diese Summe nicht einmal für ihre Lizenzmannschaft ausgeben. Die Kosten und vertraglich vereinbarten Tilgungen der zinstragenden Verbindlichkeiten erschweren es uns, mehr Geld in den Fußball, unser Kerngeschäft, zu investieren.“

2023 waren 1741 Mitarbeiter für Schalke tätig

Und wie sieht es im Falle des Klassenerhalts in der 2. Bundesliga aus? Auflagen und Bedingungen soll es laut Rühl-Hamers nicht geben. „Im Ergebnis wird das Budget im Zweitliga-Fall nahezu auf dem Niveau der Vorsaison bleiben“, sagte Rühl-Hamers. Aktuell beträgt es rund 20 Millionen Euro - oberstes Drittel der Zweiten Liga. Das Budget hat Schalkes Vorstand schon Sportdirektor Marc Wilmots mitgeteilt. „Wir sind bereits jetzt auf dem Transfermarkt handlungsfähig“, sagte Rühl-Hamers.

Stolz sei sie auf die Zahlen, auf die finanziellen Hausaufgaben, die Schalke erledigt hätte, sagte Rühl-Hamers. Doch die Angst der Fans, der Mitglieder, der Mitarbeiter um ihre Jobs ist groß. Im Geschäftsjahr 2023 waren durchschnittlich 1741 Mitarbeiter für Schalke tätig, davon 1203 Aushilfen.

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