Gelsenkirchen. Viele Fans beschäftigt die Frage, was ein Abstieg für Schalke 04 bedeuten würde. Matthias Tillmann hat über dieses düstere Szenario gesprochen.

50 Tage war Matthias Tillmann am Mittwoch bereits als Vorstandsvorsitzender des FC Schalke 04 tätig – langweilig war es in dieser Zeitspanne bei den Gelsenkirchenern bekanntlich nicht. Erst am Dienstag wurde die Partnerschaft mit der Vertriebsagentur Sportfive bekannt gegeben.

Darüber und über seinen Start auf Schalke sprach Tillmann ausführlich bei „MitGEredet“, einem Diskussionsformat, in dem der 40-Jährige Fragen der Mitglieder beantwortete.

Matthias Tillmann über …

… den geplatzten DFL-Investorendeal: „Die vergangenen Wochen waren sehr emotional, der Prozess nicht einfach. Wir haben im Dezember bekanntlich für einen Investoreneinstieg gestimmt. Wir als Verein sind für eine Reform der DFL. Das aktuelle System benachteiligt Vereine mit großer Fanbase. Diejenigen, die das Produkt attraktiv machen, sollten innerhalb der DFL fair partizipieren, das ist aktuell nicht der Fall.“

Schalkes Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann sprach am Mittwochabend mit den Mitgliedern.
Schalkes Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann sprach am Mittwochabend mit den Mitgliedern. © RHR-FOTO | RHR-FOTO

… Folgen für aktuelle S04-Mitarbeiter durch die Partnerschaft mit Sportfive: „Alle Mitarbeiter unseres bestehenden Vertriebsteams haben mit Sportfive gesprochen und bekommen ein Angebot von ihnen. Den Mitarbeitern steht frei, dieses Angebot anzunehmen. Wenn sie das nicht möchten, bleiben sie Mitarbeiter von Schalke 04.“

Schalke: Tillmann bei Hauptsponsor-Suche optimistisch

… die Suche nach einem neuen Hauptsponsor: „Wir haben frühzeitig mit der Suche angefangen. Mit Sportfive bekommen wir zusätzliche Stärke in den Prozess. Die Gespräche, die aktuell schon laufen, werden weitergeführt. Ich bin optimistisch, dass wir rechtzeitig einen guten Partner finden, mit dem wir gemeinsam Geschichten erzählen, die zu Schalke 04 passen.“

… seine Eignung als Schalkes Vorstandschef – auch ohne Erfahrungen im Profifußball: „Aus meiner Sicht sind auch Fußballvereine Unternehmen und sollten auch so geführt werden. Die Top-drei Vereine der Bundesliga – Leverkusen, Bayern und Stuttgart – haben alle Vorstandsvorsitzenden, die nicht aus dem Fußball, sondern aus der Wirtschaft kommen. Das zeigt doch: Es kann funktionieren. Ich kümmere mich auf Schalke um ähnliche Bereiche wie zuletzt bei trivago. Das Kernprodukt ist natürlich der Fußball, aber im operativen Bereich haben wir da ja andere Experten.“

… die Fortführung des Sportkonzepts von Ex-Vorstand Peter Knäbel: „Marc Wilmots soll sich das Konzept in Ruhe anschauen. Aber er ist erst 50 Tage im Amt, musste in dieser Zeit eine Transferphase bewerkstelligen, Leute kennenlernen. Zusammen mit André Hechelmann wird er sich diesem Thema bestimmt annehmen.“

Der Vorstandsvorsitzende Matthias Tillmann (links) zusammen mit Sportdirektor Marc Wilmots.
Der Vorstandsvorsitzende Matthias Tillmann (links) zusammen mit Sportdirektor Marc Wilmots. © RHR-FOTO | RHR-FOTO

Schalke hat Fehler in der Kaderzusammenstellung gemacht

… mögliche Hilfe von Clemens Tönnies: „Wenn es um finanzielle Hilfen geht, können wir gern sprechen. Ich habe den Austausch mit ihm gesucht, aber mir sind keine finanziellen Hilfen bekannt, die uns in Aussicht gestellt wurden. Bisher kam kein Hilfsangebot.“

… Einnahmen und Kosten von Schalke 04: „Bei den Umsatzerlösen steht Schalke in der 2. Liga ganz oben. Unser Problem sind Altlasten und hohe Verbindlichkeiten. Wir haben lange über unsere Verhältnisse gelebt. Das führt dazu, dass wir heute Zinsbelastungen von jährlich acht Millionen Euro haben. Hinzu kommt eine Tilgung. Wenn man das zusammenpackt, hätten wir locker ein Zweitligabudget für eine Lizenzmannschaft zusammen.“

… Einnahmen durch Veranstaltungen in der Arena: „Die Arena ist ein riesiges Asset. In diesem Sommer finden dort viele Konzerte und Spiele der Europameisterschaft statt. Natürlich hilft uns das finanziell. Wir sind Vermieter der Arena, dürfen aber nicht vergessen, dass wir auch hohe Kosten für Dinge wie das Catering haben.“

… die sportliche Situation: „Niemand ist zufrieden. Wir haben im Sommer Fehler bei der Kaderzusammenstellung gemacht – sonst wären wir nicht dort, wo wir jetzt sind.“

Welche Folgen ein Abstieg für Schalke 04 hätte

… Folgen eines möglichen Abstiegs: „Im Drittligafall sind die Bedingungen ganz anders als aktuell in der 2. Liga. Das fängt schon bei der Lizenz an – denn die Lizenzierung läuft nicht über die DFL, sondern über den DFB. Das ist ein neuer Prozess für uns, mit dem wir uns gerade beschäftigen. Das Drittligaszenario ist aktuell schwer zu bewerten, weil wir viele Annahmen treffen müssen. Unter anderem, wie viele Zuschauer noch ins Stadion kommen, wie viel Merchandise wir verkaufen, wie viel wir im Catering umsetzen – da haben wir keine Erfahrungswerte und ich hoffe, die werden wir nie sammeln. All diese Annahmen zu treffen, ist sehr komplex. Da sind wir gerade dran. Im März müssen wir die Unterlagen einreichen.

… eine mögliche Insolvenz nach einem Abstieg: „Da kann ich zum aktuellen Zeitpunkt noch nichts zu sagen. Wir müssen parallel planen, um irgendwie sicherzustellen, dass wir die Lizenz bekommen und die Bedingungen erfüllen, sollte es tatsächlich zum Abstieg kommen. Ob wir das hinbekommen oder nicht, kann ich jetzt noch nicht sagen.“

Enttäuschte Schalke-Profis nach der Niederlage in Kiel - noch immer droht S04 der Abstieg.
Enttäuschte Schalke-Profis nach der Niederlage in Kiel - noch immer droht S04 der Abstieg. © firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Was Schalke-CEO Tillmann zu Catering-Rechten sagt

… mögliche finanzielle Hilfen von Mitgliedern: „Wir machen uns kreative Gedanken. Schalke 04 hat über seine Mitglieder und Fans eine enorme Power. Da gibt es interessante Ideen und Ansätze, das bewerten wir gerade und schauen uns das an.“

… die Option des Personalabbaus: „Wir wollen effizienter werden – das heißt, dass wir möglichst mit weniger Personal auskommen wollen. Wir hinterfragen, ob offene Stellen nachbesetzt werden. Trotzdem soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben.“

… einen möglichen Verkauf der Catering-Rechte: „Das Catering auf Schalke ist groß und wir schauen, wie wir es verbessern können. Ist es das optimale Setup, es alles mit unserer Tochtergesellschaft zu machen? Es gibt kein Update zu diesem Thema. Wichtig ist mir aber zu betonen, dass wir die Rechte nicht verkaufen müssen, um Geld in die Kassen zu spülen. Trotzdem gehen wir die Sache jetzt frühzeitig an, bevor wir es unbedingt tun müssen.“

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