Gelsenkirchen. Schalke 04 arbeitet für mindestens fünf Jahre mit der Agentur Sportfive zusammen. Ein guter Deal für S04? Was dafür und dagegen spricht.
Was am Dienstag beim Training des FC Schalke 04 passierte, gab es seit Jahren nicht. Alle Profis standen auf dem Trainingsplatz, drei U23-Spieler dazu. Es ist niemand verletzt, angeschlagen, mit der Nationalmannschaft unterwegs oder, oder, oder. Doch die ungewohnte Fülle auf dem Rasen stand bei den Königsblauen nicht im Blickpunkt, sondern etwas, das es noch nie gab. Für eine Dauer von zunächst fünf Jahren übernimmt die Agentur Sportfive den Vertrieb des Vereins - zehn Mitarbeiter werden künftig auf der Geschäftsstelle sitzen.
+++ Schalke: Dauer, Abstieg, Provision, alles zum Sportfive-Deal +++
Und alle Schalker diskutieren: Ist das ein guter Deal oder ein schlechter? Verhökert Schalke Tafelsilber oder nicht? Ist Schalke so pleite, dass es eine Ad-hoc-Finanzspritze benötigt? Nun, so einfach ist das nicht, der Vertrag, den Verein und Agentur abschlossen haben, beinhaltet viele Variablen und Winkelzüge, aber die Antworten auf die drei Fragen lauten: so la la, nein und nein.
Sportfive übernimmt Sponsorensuche auf Schalke
Sportfive wird ab sofort, und das ist mit Vertrieb gemeint, die Sponsorensuche übernehmen und erhält für jeden Abschluss eine Provision. Die Entscheidungshoheit bleibt beim Schalke-Vorstand - das heißt: Kein Sponsorenvertrag wird ohne die Unterschrift der Vorstände Matthias Tillmann und Christina Rühl-Hamers abgeschlossen. Das klingt alles recht simpel - doch schon bei der Höhe der Provision beginnen die Variablen des Vertrages, um nur einen komplizierten Punkt zu nennen. Der Vertrag gilt für für die drei Profiligen, und dort sind die Provisionen jeweils unterschiedlich hoch - im Zweitligafall im einstelligen Prozentbereich. Und sollte Schalke auf die Möglichkeit einer „Signing Fee“ genannten Prämie für die Vertragsunterschrift zurückgreifen, würden sich die Provisionen erhöhen.
Schalke feiert den Deal, der kurzfristig für die Erteilung einer Lizenz nicht von Relevanz ist - so pleite ist Schalke also nicht. Durch eine festgelegte Garantiesumme kann der Deal aber eine feste Plangröße für Lizenzanträge sein, auch für einen möglichen Abstiegsfall. In der offiziellen Verkündung ist von einer „kraftvollen Kooperation“ die Rede. Vorstandschef Tillmann lässt sich so zitieren: „Gemeinsam mit der Expertise von Sportfive werden wir die angepeilten Neuabschlüsse in einem schwierigen Marktumfeld kurzfristig realisieren können. Das erhöht unsere Planungssicherheit für die nahe und mittlere Zukunft spürbar.“ Schalke sucht für die Saison 2024/2025 beispielsweise einen Haupt- und Ärmelsponsor - zwei große Aufgaben für das neue Vertriebsteam.
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Sportfive sucht nicht nur für Schalke - sondern auch für andere Profiklubs
Bisher bestand dies aus drei Personen, die alle ein Übernahmeangebot von Sportfive erhalten werden. Nun sagt Tillmann: „Unsere Vertriebspower wird mit einem Schlag mehr als verdreifacht.“ Doch genau hier beginnt die Kritik an dem Deal, weshalb er für Schalke nur so la la ist. So notwendig er Matthias Tillmann auch erscheint - das bestehende Drei-Mann-Team hatte offensichtlich ebenso kein Firmen-Netzwerk wie Tillmann selbst oder der Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Axel Hefer. So formulierte es auch Hefer-Kritiker Uli Paetzel bei X (früher Twitter): „Weder Aufsichtsrat noch Vorstand haben die notwendigen Kontakte und wollen sie scheinbar auch nicht aufbauen.“ Der von 2001 bis 2020 amtierte Vereinschef Clemens Tönnies hatte die meisten Sponsoren zu seiner Zeit selbst besorgt und auch nun sein Netzwerk öffentlich angeboten. Schalke ging darauf nicht ein.
Auch Raphael Brinkert, Inhaber einer der bekanntesten deutschen Marketing-Agenturen und Schalke-Fan, bewertet den Abschluss nicht uneingeschränkt positiv. „Es ist ein Deal, der sicherlich keinem leicht fällt, aber einer, welcher der aktuellen Realität geschuldet ist“, schrieb Brinkert ebenfalls bei X. Was Brinkert ebenfalls bemerkte: Sportfive sucht auch für weitere Profivereine Sponsoren, zum Beispiel Borussia Dortmund, Hertha BSC, der Hamburger SV und der VfB Stuttgart. „Interessenskonflikte sind nicht auszuschließen“, so Brinkert.
Schalke hat Vermarktungsrechte nicht verkauft
Besonders wichtig ist den Schalkern bei aller Kritik, dass sie nicht die Marketingrechte verkauft haben. „Die Vermarktungsrechte bleiben beim Verein“, stellte Tillmann klar. Und eine Rückkehr in die Eigenvermarktung ist bereits in fünf Jahren möglich. Dann soll, so sieht die sportliche Planung aus, Schalke sowieso wieder ein etablierter Bundesligist sein. Aktuell ist das beim 14. der Zweiten Liga schwer vorstellbar - aber immerhin sind ja alle Spieler wieder fit.
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