Gelsenkirchen. Darko Churlinov verbreitet bei seinem Schalke-Comeback Enthusiasmus und Selbstvertrauen. Schon auf dem Betzenberg will er spielen.

An seinem ersten Arbeitstag beim FC Schalke 04 entschied sich Darko Churlinov direkt für Überstunden. Das Training am Dienstagvormittag war längst beendet, da schnappte er sich Mitspieler Yusuf Kabadayi und Torwart Justin Heekeren für einen kleinen Torschuss-Wettbewerb. Churlinov gewann, rief einmal laut über den Platz: „Ich will einen Döner, mit Salat.“ Danach lachte er laut, schnappte sich den großen Sack mit Bällen und trug ihn in die Kabine. Der 23-Jährige hat seit seinem Abgang sein fröhliches Gemüt nicht verloren. Sein Lachen steckt an - und mitten im Abstiegskampf kann Schalke gute Laune bestens gebrauchen.

Schalke-Zugang Churlinov: „Ich bin wieder zu Hause“

„Meine Fröhlichkeit habe ich mir bewahrt, ist doch klar“, sagte Churlinov danach mit einem großen, weißen Grinsen, „speziell jetzt, wenn ich wieder zu Hause bin.“ Es ist diese glaubhaft übermittelte Verbundenheit zu den Königsblauen, die Churlinov bei den S04-Fans so beliebt macht. Die glauben lässt, dass trotz aller Zweifel, die dieser Transfer mit sich bringt, der offensive Flügelspieler weiterhelfen kann. „Schalke und ich - das passt einfach zusammen. Ich habe lange in Deutschland gelebt, mich aber hier am meisten zu Hause gefühlt. Ich liebe Schalke, dieser große Klub ist einfach mein Verein“, sagt er - und jeder glaubt das.

Das war schon in der Aufstiegssaison 2021/22 so, als er in 22 Spielen zwei Tore schoss und sechs vorlegte. Er ging nach dem Leih-Ende zurück zu seinem Heimatverein VfB Stuttgart, der ihn an den FC Burnley nach England verkaufte. Beim Premier-League-Aufsteiger steht er bis Juni 2026 unter Vertrag. Deshalb ist Churlinov auch diesmal nur ausgeliehen, bei seinem Traumverein darf er erst einmal nur fünf Monate spielen. Danach könnte Schalke eine Kaufoption ziehen, die zwischen zwei und drei Millionen Euro liegt. „Ich werde mein Bestes geben, damit Schalke sie zieht“, sagte Churlinov.

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Den Enthusiasmus des nordmazedonischen Nationalspielers findet selbst Marc Wilmots außergewöhnlich, auch wenn Wilmots auf allen Seiten des Profifußballs viel erlebt hat. „Ich habe noch nie einen Spieler erlebt, der so motiviert ist, der so auf seine Herausforderung brennt. Er wird Mannschaft und Fans mitreißen“, sagte Wilmots über den ersten Transfer, den er in seiner Amtszeit als Sportdirektor perfekt gemacht hat. Während des ersten Trainings überzeugten sich auch zwei Schalke-Legenden von Churlinovs Begeisterung: Aufsichtsrat Youri Mulder und Ex-Stürmer Rene Eijkelkamp reisten aus den Niederlanden an.

Doch was kann Churlinov sportlich bringen? „Ich kann Schalke sofort helfen“, sagte er selbstbewusst nach dem Training. Schon am Freitag würde er im Kellerduell beim 1. FC Kaiserslautern (18.30 Uhr/Sky) am liebsten spielen. Trainer Karel Geraerts telefonierte lange mit Burnleys Trainer Vincent Kompany, beide kennen sich aus Belgien. Kompany bestätigte Geraerts, dass Churlinov in den vergangenen Monaten voll mit den Burnley-Profis trainierte - Spielpraxis aber lediglich in der U21 des Klubs sammelte. Ist Churlinov fit? „Unsere Tests haben die ersten positiven Eindrücke bestätigt“, sagte Geraerts.

Wo er Churlinov taktisch einsetzt, verriet er noch nicht. „Seine Vielseitigkeit und seine kreativen Lösungen geben uns neue Optionen“, sagte Geraerts. Die Stärken des Neuen liegen auf den Außenpositionen in einem 4-2-3-1- oder 4-3-3-System - darauf setzt Schalke aber gar nicht. Aber auch Wilmots hebt hervor, dass Churlinov auf vielen Positionen einsetzbar sei. „Er passt exakt in das Profil, das wir auf einem schwierigen Wintertransfermarkt gesucht haben: Er spielt mutig, sucht das Eins-gegen-Eins und wird uns so unberechenbarer machen.“

Schalkes Sportdirektor Marc Wilmots (l.) mit dem CEO Matthias Tillmann.
Schalkes Sportdirektor Marc Wilmots (l.) mit dem CEO Matthias Tillmann. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

In seinem ersten Training zeigte er, dass er von seinen Stärken nichts eingebüßt hat. Er spielte technisch sauber, schlenzte im Trainingsspiel einen Ball in den Winkel - ein herrliches Tor. Viele Mitspieler wie Ralf Fährmann, Simon Terodde, Marcin Kaminski, Dominick Drexler, Henning Matriciani und Thomas Ouwejan kennt er noch - als gute Kumpels bezeichnete er nach dem Training Blendi Idrizi und Keke Topp. Und auch mit Yusuf Kabadayi versteht er sich nach kurzer Zeit blendend. „Er ist so wie ich - positiv verrückt“, sagt Churlinov.

Schalke-Zugang Churlinov erholte sich von einer Sepsis

Ist bei ihm wirklich alles wie vor anderthalb Jahren? Nicht ganz. Im Sommer 2023 hatte er auf dem Weg in den Urlaub eine Blutvergiftung erlitten, die Ursache dafür ist nach seiner Auskunft immer noch nicht ganz geklärt. Er lag wochenlang im Krankenhaus, schwebte in Lebensgefahr, später kam noch eine Lungenentzündung hinzu. „Diese Zeit war sehr schwer. Du weißt nicht, ob du je wieder trainieren und Fußball spielen kannst, ob du deine Freunde sehen kannst oder nicht“, schilderte er eindrücklich und ergänzte: „Aber so eine Situation macht dich härter. Du wirst stärker in deinem Charakter, in allem, was du machst.“

Und einer wie Churlinov lebt den Augenblick - was in fünf Monaten ist, spielt für ihn aktuell keine Rolle. „Ich weiß nicht, was in einer Woche ist - wie soll ich da über den Sommer reden?“, sagte er, lachte danach, schaute Richtung Arena. Glücklich. Er ist ja wieder zu Hause.

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