Albufeira. Keke Topp spricht über „Drei-km/h-Schüsse“ von Terodde, den Zuspruch der Fans, seine Ziele mit Schalke und sein großes Vorbild. Ein Interview.
Kurz vor dem Jahreswechsel hatte das Warten für Keke Topp ein Ende – beim 2:2 von Schalke 04 gegen Fürth gelang dem 19 Jahre alten Stürmer endlich sein erstes Tor im Profifußball. Für ihn eine Erlösung. „Ich wurde in der Mannschaft in den Wochen vor dem Spiel schon ein bisschen geärgert, weil ich noch immer ohne Tor war“, erzählt er mit einem Grinsen im WAZ-Interview.
Ohnehin fällt auf: Topp ist der Strahlemann der Schalker Mannschaft, hat immer einen flapsigen Spruch auf den Lippen, macht Späße mit seinen Mitspielern. Das kommt auch bei den Fans gut an, bei denen der Stürmer schon jetzt zu den Lieblingen zählt. Über den enormen Zuspruch der Fans, das Ronaldo-Bild an seinem Bett, seine Ziele und seine Beziehung zu Kapitän Simon Terodde spricht Keke Topp im großen Interview.
Keke Topp, haben Sie sich eigentlich schon bei Marius Müller bedankt?
Keke Topp: (überlegt) Nein, warum?
Nachdem Müller in einem Podcast erwähnt hat, dass Ihr Vater eine Metzgerei betreibt, gab es bei Google etliche 5-Sterne-Bewertungen für die Fleischerei Topp in Gnarrenburg.
Topp: (lacht) Meinem Vater ist es sofort aufgefallen. Er hat mich schon angerufen und sich kaputt gelacht. Einige der Bewertungstexte sind auch wirklich lustig. Manche Fans loben nicht nur unser Fleisch, sondern auch, dass mein Vater mich herausgebracht hat.
Haben Sie als Jugendlicher in der Metzgerei geholfen?
Topp: Hin und wieder habe ich bei Einschweißen der Ware geholfen, aber mein Vater hat mich meist vom Laden ferngehalten. Schon bei meiner Geburt hat er gesagt, dass ich den Laden nicht übernehmen, sondern etwas anderes machen soll. Nur mein Opa hätte es glaube ich gern gesehen, dass ich Fleischer werde.
Keke Topp: Warum er Werder Bremen verlassen hat, um zu Schalke zu wechseln
Im Sommer 2021 sind Sie für den Wechsel zu Schalke mit nur 17 Jahren von Bremen nach Gelsenkirchen gezogen. Wie schwer war das?
Topp: Ich wusste, dass Schalke der richtige Schritt für mich war. Es ist nie leicht, die Heimat zu verlassen, aber im Leben eines Fußballers gehören Ortswechsel auch mal dazu.
Werder Bremen war nicht begeistert von Ihrem Abgang.
Topp: Stimmt, die Bremer waren nicht glücklich. Trotzdem habe ich immer noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern und Verantwortlichen. Mein Vertrag lief 2021 aus, Werder wollte verlängern, aber es gab auch noch andere Interessenten – darunter Schalke. Die Perspektive, die mir auf Schalke aufgezeigt wurde, hatte mich überzeugt, den Schritt zu wagen.
In der U19 haben Sie unter Norbert Elgert trainiert. Wie haben Sie die Arbeit mit ihm empfunden?
Topp: Weil Norbert Elgert so bekannt ist, hatte ich natürlich gewisse Vorstellungen vom Training unter ihm. Der Coach achtet extrem auf Details und einfache Dinge. Ihm geht es darum, dass seine Spieler die einfachen Dinge nahezu perfekt umzusetzen und Grundtugenden auf den Platz bringen.
Was ist Ihre Lieblingsgeschichte über Norbert Elgert?
Topp: In meinem ersten Trainingslager mit der U19 haben wir nach der Einheit Platzrunden zum Auslaufen gedreht. Als wir auf der gegenüberliegenden Seite waren, habe ich beobachtet, wie er in seinem Thermoshirt mit Stirnband am Kopf Klimmzüge am Dach der Trainerbank gemacht hat. Ich habe laut mitgezählt – irgendwann war ich bei 16 und konnte es nicht glauben. Selbst ich schaffte damals nicht so viele. (lacht) Bis heute verstehe ich mich sehr gut mit ihm. Jede Woche telefonieren wir mindestens einmal, er ist ein wichtiger Mensch für mich.
Schalke: Mike Büskens ist für Keke Topp „mehr als ein Trainer“
Sie kommen vom Dorf. Ist es ihnen schwergefallen, mit der direkten Art im Ruhrgebiet klarzukommen?
Topp: Das ist auf dem Dorf noch extremer. Da ist man offen, sagt sich Dinge ins Gesicht. Aber diese Art passt gut zu mir. Ich bin ein sehr offener Mensch, der immer einen Spruch auf den Lippen ist.
Wie war Ihr Leben im Internat auf Schalke?
Topp: Im ersten U19-Jahr hatte ich ein Internatszimmer, im zweiten Jahr habe ich mir mit Mattes Hansen eine Wohnung geteilt – zum Glück konnten wir aber weiterhin im Internat essen und waschen.
Wie wichtig war Mike Büskens als Verbindung in dieser Zeit?
Topp: Ich kenne Herrn Büskens schon sehr lange.
Sie siezen ihn?
Topp: Ja. Noch hat Herr Büskens mir nicht angeboten, Buyo zu sagen, so lange bleibe ich selbstverständlich beim Sie. Er ist sehr wichtig für mich. Unser Verhältnis ist sehr eng. Für mich ist er mehr als ein Trainer, fast schon ein Freund, der mir viel hilft.
Mike Büskens hat sehr unter dem Wechsel von Mattes Hansen zum SC Paderborn gelitten. Sie auch?
Topp: Wir sind gute Freunde, deshalb wusste ich schon früh vom Interesse aus Paderborn. Ich habe ihn noch versucht, von Schalke zu überzeugen, aber Mattes war sich schnell sicher, dass Paderborn für ihn der nächste Schritt ist.
Hatten Sie schon Phasen, in denen Sie daran gezweifelt haben, ob Ihr Wechsel zu Schalke wirklich richtig war?
Topp: In Phasen, in denen ich nicht viel spiele, im Formtief bin, hinterfrage ich mich natürlich. Dann mache ich mir Gedanken, ob ich gut genug bin, ob ich hier richtig bin – das ist normal. Aber für mich gab es immer nur den Traum, es in den Profifußball zu schaffen. Dafür gebe ich jeden Tag alles.
Schalke: Keke Topp spricht über sein Profi-Debüt
Schon als 17-Jähriger durften Sie 2021 für die Schalke-Profis im Auswärtsspiel beim FC St. Pauli debütieren. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihr Debüt?
Topp: Es war verrückt. Ich weiß noch genau, wie ich mich während des Spiels aufgewärmt habe und plötzlich das Kommando kam: „Keke, komm zur Bank, es geht los.“ Ich hatte Gänsehaut, war total nervös. Dieses Spiel wird immer in meinem Kopf bleiben. Das Debüt-Trikot hängt bis heute bei meinen Eltern in der Wohnung.
Waren Sie schon immer Mittelstürmer?
Topp: Außer Außenverteidiger und Torwart habe ich alles schon gespielt. In meiner Heimat Gnarrenburg war ich in der Jugend Stürmer. Bei Werder habe ich auch viel auf der Zehn im Mittelfeld gespielt. In der U14 war ich sogar mal Innenverteidiger, aber das war nicht meine Position – seitdem bin ich Stürmer.
Wer sind Ihre Vorbilder?
Topp: Cristiano Ronaldo. Ein Bild von ihm steht noch immer neben meinem Bett. Ich schaue mir oft Videos von ihm an, bin wirklich ein riesiger Fan. Es gibt für mich keinen besseren Spieler als Ronaldo. Mich beeindruckten seine Gewinnermentalität und seine große Klappe – er äußert sich manchmal provokant, liefert dann aber auch ab. Ich kann mich noch erinnern, wie ich als Kind vor dem Fernseher gestaunt habe, als er mit Real Madrid in der Champions League alles auseinandergenommen hat – Fallrückzieher gegen Juve, Dreierpack gegen Atletico, EM-Sieg. Was für eine Legende.
Schalke-Stürmer: Zwischen Keke Topp und Simon Terodde stimmt die Chemie
Ihr Teamkollege Simon Terodde ist menschlich ganz anders als Cristiano Ronaldo, aber auch zu ihm schauen Sie auf.
Topp: Simon ist einer der Chefs bei uns im Team, der schon viel für mich getan hat. Ich weiß, dass er viel von mir hält und, dass er mir dabei helfen will, ein Top-Stürmer zu werden. Von ihm kann ich noch extrem viel lernen.
Was genau?
Topp: Simon spricht immer von den einfachen Dingen, von Cleverness im Strafraum. Lernen kann ich noch viel von seiner Positionierung und von seinen berühmten Drei-km/h-Schüssen, die trotzdem reingehen. (lacht) Simon schießt meistens nicht hart, sondern platziert oder in Momenten, in denen der Torwart noch nicht bereit ist – das ist eine Kunst. Ein Stürmer muss im Strafraum da sein, mit einem Kontakt abschließen und darin ist er extrem gut.
Haben Sie auch privat Kontakt zu Terodde?
Topp: Klar, wir verstehen uns menschlich sehr gut, reden über Gott und die Welt. Simon hat mich auch schon zu sich nach Hause eingeladen, ich habe seine Kinder und seine Frau kennengelernt. Er kennt meinen Vater inzwischen. Es passt einfach zwischen uns.
An der Seite von Simon Terodde ist Ihnen gegen Fürth Ihr erstes Tor im Profibereich gelungen. Wie wichtig war dieser erste Treffer?
Topp: Ich wurde in der Mannschaft in den Wochen vor dem Spiel schon ein bisschen geärgert, weil ich noch immer ohne Tor war. Als Stürmer werde ich an Toren gemessen – daher war es sehr schön und sehr wichtig, dass der Knoten endlich geplatzt ist. Eine Last ist von mir abgefallen.
Schalke-Stürmer Keke Topp über Fan-Zuspruch: „Das ist ein großes Privileg“
Wie ist es, wenn 60.000 Schalker Ihren Namen rufen?
Topp: (grinst) Als ich nach dem Tor zurück zur Mittellinie gegangen bin und gehört habe, wie die Fans mein Tor feiern, meinen Namen rufen, hatte ich Gänsehaut. Aber das schaffen die Fans ohnehin immer wieder. Nie vergessen werde ich auch die Reaktion der Fans nach dem Auswärtsspiel in Hoffenheim, bei dem ich erstmals in der Bundesliga zum Einsatz kam. Wir haben richtig schlecht gespielt, trotzdem wurden wir vor der Kurve gefeiert – das geht unter die Haut.
Sie sind bei den Fans sehr beliebt. Gerade in den Sozialen Medien kommen Sie mit Ihrer lockeren Art gut an.
Topp: Das ist ein großes Privileg. Es macht mich stolz und glücklich, dass ich bei den Fans so gut ankomme, ein tolles Gefühl. Von einigen Fans bekomme ich bei Instagram hin und wieder verrückte Nachrichten – doch davon versuche ich mich zu lösen. Ich darf mich davon nicht beeinflussen lassen. Die Meinung des Trainers ist am wichtigsten.
Welche Ziele haben Sie für den Rest Ihrer Karriere?
Topp: Viele Tore schießen. (grinst). Ich bin niemand, der einen detaillierten Karriereplan im Kopf hat. Ich gehe das Ganze Schritt für Schritt an und will mich erst einmal auf Schalke etablieren.
Wie ist Ihr Kontakt zu den Junioren-Nationalmannschaften des DFB?
Topp: Ich war zuletzt immer zu den Lehrgängen eingeladen – natürlich spiele ich sehr gern für den DFB. Ich hoffe, den Sprung in die U21 zu schaffen. Wie jeder andere Spieler auch habe ich den Traum, irgendwann mal A-Nationalspieler zu werden.
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