Rostock. Das Schalke-Spiel bei Hansa Rostock war wegen Ausschreitungen lange unterbrochen. Solche Szenen werden viel zu oft hingenommen. Ein Kommentar.
Der Sonntag war mal wieder schwer zu ertragen, zumindest dann, wenn man gerne randalefreie Fußballspiele guckt. Natürlich, man sollte nach den Ausschreitungen rund um das Schalke-Spiel bei Hansa Rostock nicht den Untergang des Abendlands herbeireden, Polizei und Ordnungskräfte hatten die Lage recht schnell im Griff, die Partie konnte ohne weitere Störung über die Bühne gehen. Aber man sollte schon darüber reden, warum es solche Szenen immer wieder gibt, und schlimmer noch: Warum solche Szenen so oft schulterzuckend hingenommen werden, warum so viele offenbar meinen, dass das beim Fußball irgendwie dazugehört.
Ebenso falsch ist es übrigens, Fußballfans durch die Bank als marodierende Horden zu sehen und deswegen nach den strengstmöglichen Repressionen zu schreien. Es braucht differenzierte Lösungen und es würde schon helfen, Stadien weniger dämlich als in Rostock zu planen, wo der Gästeblock in unmittelbarer Nähe zu jenem Bereich ist, in dem die härtesten Hansa-Fans untergebracht sind – aus guten Gründen sieht man das in keinem anderen Stadion. Dass man einen Fan mit Hammer ins Stadion ließ, ist auch erstaunlich. All das aber ist maximal eine Erklärung und niemals eine Entschuldigung für das Geschehene.
Es braucht konsequente und differenzierte Reaktionen
Es braucht nun konsequente Reaktionen von Klubs und Sicherheitskräften – und die bitte möglichst differenziert. Kollektivstrafen, die auch unschuldige Fans treffen, helfen nicht weiter. Nein, Straf- und sonstige Übeltäter müssen klar identifiziert und bestraft werden, nach Recht und Gesetz und durch die Klubs mit Stadionverbot. Ja, die Mithilfe der Klubs ist eminent wichtig. Bei Borussia Dortmund etwa hatte man viele, viele Jahre massive Probleme mit rechten Fans auf der Südtribüne – bis man sich endlich einmal überhaupt eingestand, dass man ein Problem hat, statt es kleinzureden, bis man konsequent dagegen arbeitete und jene Fangruppen stärkte, die es auch tun.
Die Klubs sind nämlich alles andere als machtlos, auch wenn sie gerne so tun – deswegen braucht es bei manchem Klub, der Probleme gerne verharmlost, deutlich mehr Druck durch die Verbände, es muss auch mal über empfindliche Strafen geredet werden. Und auch die vielen, vielen Fans, die einfach nur Fußball gucken wollen, sind gefragt. Niemand kann vom Familienvater erwarten, dass er sich in den Weg stellt, wenn ein Zwei-Meter-Schrank auf Schlägereien aus ist. Aber deutliche Distanzierungen und das Zeichen „Ihr gehört nicht zu uns“ – das sollte schon kommen. Vor dem Rostock-Spiel wurden Schalke-Fans sogar gewarnt, sich mit Trikot in der Stadt zu zeigen. Wo sind wir denn? Dass so etwas vorkommt und inzwischen nicht mehr als ein Schulterzucken auslöst – das ist absolut inakzeptabel.