Gelsenkirchen. Am Saisonende läuft der Vertrag von Schalke-Legende Gerald Asamoah als Lizenz-Leiter aus. Bleibt er oder geht er? Hier ist unser Faktencheck.

Es ist eine Diskussion, die beim FC Schalke 04 aus dem Nichts kommt, und das in der Woche vor dem wichtigen Zweitliga-Kellerduell bei Hansa Rostock (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky). Bleibt Gerald Asamoah, zweifelsohne eine Vereinslegende seit Jahrzehnten, über das Saisonende hinaus Leiter der Lizenzspielerabteilung? „Asamoah droht Schalke-Aus“ titelte Bild an diesem Freitag. Doch stimmt das? Hier ist unser Faktencheck.

Wie sieht Asamoahs Schalke-Vertrag aus?

Asamoahs Vertrag endet am 30. Juni 2024. Damit steht er nicht allein. Auch der Vertrag einer anderen Schalke-Legende ist bis Juni 2024 datiert - es geht um Mike Büskens, aktuell Co-Trainer der Profis und als Verbindungsmann zwischen Profiabteilung und Knappenschmiede sehr wichtig. Zudem kümmert er sich um die verliehenen Spieler. Nur noch bis 2024 steht auch Matthias Kreutzer unter Vertrag, ebenfalls Co- und zweimal Interimstrainer der Königsblauen.

Was sind Asamoahs Aufgaben?

Als Leiter der Lizenzspielerabteilung ist der 45 Jahre alte Asamoah so etwas wie der Chef des Profileistungszentrums, sein Büro befindet sich dort direkt hinter dem Eingang. Asamoah nimmt deshalb an möglichst allen Trainingseinheiten teil, sitzt bei Spielen auf der Ersatzbank und auch intern bei allen Sitzungen, in denen es um die Spieler geht, am Tisch - zum Beispiel mit dem Trainerteam. Asamoahs Meinung wird dabei oft abgefragt. Auch administrative Aufgaben hat er, zum Beispiel die Suche nach Unterkünften und Trainingslagern. Oft kümmert sich darum aber Teammanager Mario Grevelhörster, der so etwas wie Asamoahs Sidekick ist. Für die Europameisterschaft 2024 ist Asamoah Gelsenkirchens Botschafter. Nicht unterschätzt werden sollte Asamoahs Rolle als Vereinsidol. Er ist aktuell Schalkes bekanntestes Gesicht und überall gern gesehener Gast, wenn es um die Königsblauen geht. Auch mit seiner Gerald-Asamoah-Stiftung für herzkranke Kinder unterstützt er viele Projekte der Region.

Nur noch bis Juni 2024 auf Schalke? Vereinsidol Gerald Asamoah.
Nur noch bis Juni 2024 auf Schalke? Vereinsidol Gerald Asamoah. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Wie sieht es der Klub FC Schalke 04?

Die Schalker stellen aktuell alles auf den Prüfstand - kein Wunder, wenn der Klub auf dem 16. Platz der 2. Bundesliga steht und dort gegen den Abstieg spielt. Und auch Schalke-Idole sind nicht mehr unumstritten, vor allem wenn die Verträge enden. Die Schalker schauen sich genau an: Werden die Aufgaben, die Asamoah übernimmt, wirklich noch benötigt? Wäre es ein Verlust, wenn er nicht mehr am Trainertisch, auf der Bank, in der Kabine sitzen würde? Intern heißt es, dass Asamoahs Erfahrung zwar gefragt ist, aber auch mal gegen seine Einschätzung entschieden wurde - zum Beispiel als es darum ging, dass die Mannschaft eigenständig zum Teamhotel vor dem Auswärtsspiel in Düsseldorf (3:5) anreist. Asamoah war dagegen.

Wie sieht es Asamoah?

Asamoah sieht sich nicht immer fair behandelt, da er gern mehr beteiligt wäre - wenn es zum Beispiel um mögliche Zugänge geht. Er hat ein Studium im Bereich Sportmanagement abgeschlossen, nimmt am Manager-Lehrgang von DFB und DFL teil. Dabei hat er sich durchaus Fachwissen angeeignet, es ist aber nicht immer gefragt. Sportdirektor André Hechelmann fragt Asamoahs Meinung nicht zwingend ab. Als Asamoah Manager der U23 war, entdeckte und verpflichtete er zum Beispiel Henning Matriciani, Blendi Idrizi, Florian Flick und Timo Becker für die Regionalliga-Mannschaft - alle sind Profis geworden, Matriciani und Idrizi spielen auf Schalke, Flick (Nürnberg) und Becker (Kiel) sind Stammspieler in der Zweiten Liga.

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Und was ist der aktuelle Stand in den Gesprächen zwischen Schalke und Asamoah?

Es gibt keinen Stand, denn Gespräche haben noch nicht stattgefunden. Das ist auch ganz normal, denn bei Schalke gibt es aktuell keinen Verantwortlichen, der sie führen könnte. Sportvorstand Peter Knäbel, der seinen Rückzug im Juni 2024 längst verkündet hat, ist an Zukunftsentscheidungen nicht mehr beteiligt. Der neue Vorstandschef Matthias Tillmann beginnt erst am 1. Januar 2024 und kümmert sich erst einmal um die Knäbel-Nachfolge und die Suche nach einem Hauptsponsor. Asamoah steht auf seiner To-do-Liste nicht ganz oben, mit einer Entscheidung ist vor dem Frühling nicht zu rechnen. Auch Asamoah könnte dann andere Ambitionen haben: Im Frühjahr 2024 ist der Manager-Lehrgang beendet, dann hat er andere Ambitionen, wie er selbst einmal sagte, würde er gern Sportdirektor werden, und das müsse nicht auf Schalke sein.

Fazit: Dass Asamoah, so schwer vorstellbar das auch sein mag, Schalke im Juni 2024 verlässt, ist nicht unwahrscheinlich. Aber auch in seiner aktiven Karriere, in der er 279 Spiele (44 Tore) für S04 bestritt, trug er auch andere Trikots - zwischendurch spielte er für die SpVgg Greuther Fürth und den FC St. Pauli.