Gelsenkirchen. Bleibt Peter Knäbel über Juni 2024 Schalke-Sportvorstand oder kommt ein neuer? Immer wieder im Gespräch: Horst Heldt. Er hat noch viele Freunde.

Aktuell hat der FC Schalke 04 einen Sportvorstand - und der heißt Peter Knäbel. Doch die Zukunft des seit Montag 57-Jährigen ist offen, der Vertrag endet im Juni 2024. Rückendeckung von Aufsichtsratschef Axel Hefer bekam Knäbel zuletzt nicht. Stellen die Königsblauen einen neuen Sportvorstand ein? Eine Entscheidung darüber gibt es nicht - erst soll der neue Vorstandsvorsitzende seine Aufgabe übernehmen, er wird dann in die Entscheidung eingebunden. Ein Name, über den Schalke diskutiert, ist Horst Heldt. Gerade auf der Geschäftsstelle genießt Heldt immer noch einen guten Ruf. Doch warum eigentlich?

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Ein Rückblick: Heldt war im Juli 2010 vom VfB Stuttgart zu den Königsblauen gewechselt, arbeitete zunächst im Schatten von Felix Magath als Vorstand Marketing. Nach Magaths Freistellung übernahm er im März 2011 als Vorstand Sport und Kommunikation. Schon zwei Monate später feierte er mit Schalke den Sieg im DFB-Pokal.

Schalke: Bilanz von Horst Heldt war gut

Sportlich ist Heldts Bilanz gut. In den fünf Jahren, die Heldt für die Kaderzusammenstellung verantwortlich war, erreichte Schalke immer den Europapokal, dreimal (2012, 2013, 2014) sogar die Champions League. In der Anfangsphase seiner Amtszeit verkleinerte er den von Magath aufgemotzten Kader, musste auch mal sparen, reagierte im September 2011 schnell und gut, als Trainer Ralf Rangnick wegen des Burnout-Syndroms zurücktrat.

Zwischen 2014 und 2016 häuften sich Heldts Fehler. Er verpflichtete teure Spieler wie Johannes Geis, Franco Di Santo, Chinedu Obasi und Ciprian Marica, die keine Stützen wurden. Auch die von ihm verpflichteten Trainer Roberto Di Matteo (Oktober 2014 bis Mai 2015) und André Breitenreiter (Saison 2015/2016) waren nicht dauerhaft erfolgreich. 2015 und 2016 qualifizierte sich Schalke mit Mühe nur für die Europa League, was dem immer wieder erhöhten Budget für den Profikader nicht entsprach. Ihm wurde eine zu große Nähe zu Klubpatriarch Clemens Tönnies nachgesagt - in Heldts Amtszeit bestimmte eher Tönnies die Außendarstellung des Klubs. Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens, unter Heldt tätig, kritisierte den Manager scharf: "Er rief mich nie zurück. Wenn ich dann Tönnies anrief und ihm sagte, dass ich Horst nicht erreichen würde, dann rief mich Horst innerhalb von fünf Minuten zurück. Horst musste immer erst aus einer bestimmten Richtung Anweisungen bekommen, damit er auch reagierte." Vor 11 Uhr hätte Heldt Stevens nur einmal angerufen - am Tag der Freistellung. Im Sommer 2016 musste Heldt gehen, Christian Heidel übernahm.

2016 wurde Horst Heldt (l.) von Clemens Tönnies (r.) auf Schalke verabschiedet.
2016 wurde Horst Heldt (l.) von Clemens Tönnies (r.) auf Schalke verabschiedet. © dpa

Schon im Winter 2015/2016 war klar, dass Heldt gehen muss - er war fortan ein Vorstand auf Abruf, ähnlich wie Knäbel jetzt. Der Tausch auf der Position galt als nachvollziehbar, trotz der sportlichen Erfolge und obwohl Heldt in fünf Jahren einen Transferüberschuss in Höhe von 33,4 Millionen Euro erwirtschaftete (Quelle transfermarkt.de), was vor allem daran lag, dass er Manuel Neuer (2011, 30 Mio Euro) und Julian Draxler (2015, 43 Mio Euro) für viel Geld verkauft bekam.

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Inzwischen blicken die Schalker positiver auf die Heldt-Zeit - vor allem die langjährigen Mitarbeiter der geplagten Geschäftsstelle. Die Stimmung sei nie so gut gewesen wie in den fünfeinhalb Heldt-Jahren, was zahlreiche langjährige oder ehemalige S04-Mitarbeiter dieser Zeitung bestätigten. Heldts sympathische Art, allen Mitarbeitern auf Augenhöhe zu begegnen, für jeden stets ein freundliches Wort zu haben, verschaffte ihm viele Freunde. Zur Wahrheit gehört auch: Die Stimmung auf einer Geschäftsstelle ist sehr vom Ergebnis am vorangegangenen Wochenende abhängig. Und die Resultate unter Heldt waren meist gut. Bei ganz großen Erfolgen gab es für die Mitarbeiter auch Erfolgsboni. Heldt jedenfalls hält noch heute Kontakt zu vielen Schalkern - auch das wird ihm sehr hoch angerechnet. Bei seinem Abschied hatte er auf dem Weg in die Fankurve geweint.

Nachdem Heldt sich verabschieden musste, verschlechterte sich die Stimmung auf der Geschäftsstelle so sehr, dass die Mitarbeiter im Jahr 2019 einen Betriebsrat gründeten. Vor allem der damalige Marketingvorstand Alexander Jobst (heute bei Fortuna Düsseldorf) stand im Zentrum der Kritik.

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Doch kehrt Heldt nun zurück zu Schalke? Die Entscheidung über einen Sportvorstand wurde vertagt. Nach seiner S04-Zeit hatte Heldt nicht mehr so viel Erfolg, wurde zweimal vorzeitig freigestellt. Mit Hannover 96 (März 2017 bis April 2019) stieg er auf - und zwei Jahre später wieder ab. Mit dem 1. FC Köln (November 2019 bis Mai 2021) schaffte er zweimal hauchdünn den Klassenerhalt. Weil dazu in der Saison 2020/21 die Relegation nötig war, musste Heldt gehen.

Schalke-Rückkehr von Horst Heldt war 2019 ein Thema

Heldt selbst äußert sich nicht zu Schalke-Themen, wenn gerade mal wieder ein Sportvorstand oder Sportdirektor gesucht wird. Schon einmal war er im Gespräch - im Sommer 2019, nach seiner Hannover-Zeit, als Jochen Schneider Schalkes Sportvorstand war. "Wir haben uns ausgetauscht. Es gab ein Treffen zwischen Jochen Schneider und mir, als auch Michael Reschke schon da war. Am Ende hat sich der Verein gegen eine Dreier-Konstellation entschieden", hatte Heldt dieser Zeitung einmal gesagt.