Gelsenkirchen. Schalke 04 ging mit einem klaren Ziel in die neue Saison. Der Wiederaufstieg wurde anvisiert. Aufsichtsratschef Axel Hefer rudert nun zurück.
Axel Hefer ist ein zurückhaltender Mensch, jede Entscheidung des Aufsichtsratschefs des FC Schalke 04 wohl durchdacht. Zu Beginn seiner Amtszeit auf Schalke hatte er entschieden, sich nur dann öffentlich zu äußern, wenn es sein muss. Am Sonntagmittag erschien ein Interview mit dem 46-Jährigen – veröffentlicht in der Deutschen Presse-Agentur, die bundesweite Reichweite garantiert. Die Krise ist groß, und so trat Hefer aus dem Schatten.
Am Freitag hatte er selbst im Stadion verfolgt, wie Schalke beim SC Paderborn seltsam wehrlos mit 1:3 (0:1) verlor. In der Tabelle ist S04 nun punktgleich mit dem Vorletzten der Zweiten Liga. Sportvorstand Peter Knäbel hatte nach dem Abpfiff zu einer für ihn einmaligen Schimpftirade gegen die Mannschaft angesetzt. „Wir können uns die ganze Zeit erzählen, wie gut die Mannschaft ist, wie viel Qualität sie hat, wo sie alle schon gespielt haben, was sie alles gerne wollen. Am Ende zählt das, was sie in dem Trikot von dem Verein machen, der sie bezahlt. Das ist heute eindeutig zu wenig“, sagte Knäbel zum Beispiel.
Schalke wohl erneut mit Kreutzer gegen Hertha BSC
Doch konkrete Folgen hatte das Paderborn-Spiel erst einmal nicht: Einen neuen Trainer präsentierte Schalke nicht, dass Interimstrainer Matthias Kreutzer die Profis auf das Spiel gegen Hertha BSC (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky) vorbereiten würde, hatte Knäbel schon am Freitag verkündet. Und auch auf die anderen offen Fragen gab es zunächst keine Antworten: Vorstandschef? Sportvorstand? Trainerprofil?
Bis sich dann Hefer äußerte – Schalkes Situation ist eben ernst, die Kritik am vermeintlich untätigen Aufsichtsrat groß. Die konkreteste Nachricht, die Hefer zu verkünden hatte war, dass er einen neuen Vorstandschef und damit den Nachfolger von Bernd Schröder gefunden hat: Er wird zeitnah in der Länderspielpause vorgestellt werden.“
Die offizielle Vorstellung könnte dann zu einer Großveranstaltung werden – denn auch der neue Trainer soll spätestens dann feststehen. „Wir suchen jemanden, der genug Erfahrung hat, um die Mannschaft direkt stabilisieren zu können. Dazu soll der neue Trainer eine klare Spielidee für unseren Kader mitbringen und die Spieler individuell weiterentwickeln“, erklärte Hefer.
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Und auch, wer den neuen Trainer sucht, verriet er: Sportdirektor André Hechelmann sei dabei, Sportvorstand Knäbel, doch nicht nur sie. „Die sportliche Leitung bildet zusammen mit dem Sportausschuss eine Kommission, die eng zusammenarbeitet. Gerade Youri Mulder kann mit seinem Netzwerk eine große Unterstützung sein.“ Mulder ist als Mitglied des Aufsichtsrats Teil des Sportausschusses. Und es sind diese Sätze, die offenbaren, was auf Schalke ohnehin ein offenes Geheimnis ist: Peter Knäbel, dessen Vertrag im Juni 2024 endet, hat nicht mehr viel zu sagen. Nicht einmal für die Trainersuche hat er mehr die Federführung. Rückendeckung bekam Knäbel nicht. Über mögliche Vertragsgespräche sagte Hefer: „Wir werden das Thema in Ruhe angehen, sobald die akuten Herausforderungen gelöst sind. Aufgrund des Saisonstarts hängen wir etwas im Zeitplan der Entscheidungen, das kann man ehrlich sagen. Wir arbeiten nun die Prioritäten nacheinander ab.“
Knäbel und Ex-Trainer Thomas Reis waren diejenigen, die besonders optimistisch über die Zweitliga-Saison gesprochen hatten. „Ja“, antwortete Knäbel auf die Frage, ob Schalke erstklassig sei, wenn sein Vertrag ende. Reis erklärte: „Wir wollen und werden aufsteigen.“ Eine Erwartungshaltung, die Hefer nun einkassierte und ganz andere Töne einschlug: „Wir planen wie nach dem ersten Abstieg erst einmal mit drei Jahren. Unser Ziel bleibt es, nachhaltig aufzusteigen mit einer Mannschaft, die dann mit wenigen Veränderungen in der Lage ist, in der Bundesliga zu bleiben.“
Schalke: Parallelen zur ersten Abstiegssaison
Doch sollte Schalke nicht eher an die Dritte Liga denken? Die Parallelen zur ersten Abstiegssaison vor zwei Jahren sind unverkennbar – ein individuell ordentlich besetzter Kader, der aber nicht harmoniert, dazu kommen ein Trainerwechsel und unbesetzte Positionen auf der Führungsebene. „Wir sind gewarnt und entsprechend aufmerksam“, sagte Hefer – und verabschiedete sich wieder in den Schatten.