Hamburg. Schalkes Abwehrspieler Timo Baumgartl kritisierte Trainer Thomas Reis nach dem 1:3 in St. Pauli. So reagierte Sportdirektor André Hechelmann.

Selten löste ein Spielerinterview nach dem Abpfiff beim FC Schalke 04 unmittelbar Unruhe aus. Abwehrspieler Timo Baumgartl hatte nach dem 1:3 (1:1) im Zweitligaspiel beim FC St. Pauli die Strategie von Trainer Thomas Reis am Sky-Mikrofon heftig kritisiert. In der Mixed Zone wollte diese Zeitung mit Baumgartl sprechen, er wurde jedoch in die Kabine gebeten, kam nicht mehr zum Interview zurück. Die sportliche Leitung besprach sich minutenlang - da saßen die meisten Spieler schon wieder im Bus. Das Spiel war schon eine Stunde vorbei, als Sportdirektor André Hechelmann, der mit dem eigenen Auto angereist war, sein Schweigen brach.

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"Ich habe das Interview nicht live gesehen, aber ich habe es mir im Nachgang angehört. Nach dem Spiel werden aus der Emotion heraus Aussagen getroffen. Wir haben es wahrgenommen und werden das intern besprechen, es macht keinen Sinn, heute Abend oder heute Nacht weiter darüber zu sprechen", sagte Hechelmann.

Baumgartl hatte die taktischen Vorgaben von Reis als risikobehaftet bezeichnet. "Wir spielen mit dem Feuer", sagte der Innenverteidiger, der aus Eindhoven gekommen war. Damit meinte er die Mann-gegen-Mann-Verteidigung der Schalker. "Das ist brutal schwer, wenn der Gegner das gut macht und sich gut bewegt. Ist man einen Schritt zu spät, ist das brutal zu verteidigen. 15 Gegentore nach sieben Spielen, das ist brutal", sagte Baumgartl.

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Innerhalb von vier Wochen ist es das zweite Mal, dass sich Schalke mit einem unzufriedenen Führungsspieler beschäftigen muss. Für das Auswärtsspiel beim SV Wehen Wiesbaden (1:1) war Ersatztorwart Ralf Fährmann nicht nominiert worden, weil sich dessen Berater Stefan Backs via Sport Bild beschwert hatte. "So wird eine Schalke-Legende zerstört", hatte Backs unter anderem gesagt. Fährmann hat sich bis heute nicht von den Aussagen seines Beraters distanziert. Hechelmann wollte in Hamburg die beiden Personalien nicht in Verbindung bringen. "Der Trainer und der Spieler haben es ausgeräumt, das ist das, was zählt", sagte Hechelmann.

Nun muss sich Reis auch mit Baumgartl aussprechen. Im Millerntor-Stadion zeigte er sich enttäuscht. "Ich bin der Erste, der sich an die eigene Nase fasst", sagte Reis. "Und das erwarte ich von meinen Spielern auch."