Wiesbaden. Schalke 04 rutscht weiter in die Krise, auch durch das späte 1:1 in Wiesbaden. Diese Fragen gilt es für die Königsblauen nun zu klären:
So richtig nach Fußball sieht das Stadion des SV Wehen Wiesbaden nicht aus, eher nach einer eilig mit Wellblech ummantelten Grasfläche. Das ist aber die Realität des FC Schalke 04, das ist die Zweite Liga, und als der große Tross dieses stolzen Vereins am Samstagnachmittag die Heimat des Aufsteigers verließ, lagen über den Königsblauen mehr Fragezeichen als vor dem Spiel. Trainer Thomas Reis nimmt etliche Probleme mit in die Länderspielpause, durch das 1:1 (0:0) hat Schalke nur vier von 15 möglichen Saisonpunkten erobert.
Schalke verschenkt zwei Punkte
„Enttäuschung, Fassungslosigkeit“, sagte Innenverteidiger Timo Baumgartl über seine Gefühlslage. „Mit einem Sieg hätten wir einen guten Schritt gehen können – so fühlt es sich scheiße an“, ergänzte Rechtsverteidiger Cedric Brunner. „Über 90 Minuten gesehen sind das zwei verschenkte Punkte“, resümierte der frustrierte Reis.
Tobias Mohr (54.) hatte Schalke in Führung gebracht, Danny Latza (83.) mit einem Pfostenschuss den Matchball vergeben, bevor Wehens Max Reinthaler mit der ersten großen Chance des Aufsteigers in der fünften Minute der Nachspielzeit ausglich. Viel musste er dafür nicht tun, er wurde von Schalkes Abwehrspieler Henning Matriciani angeschossen – eine Billard-Slapstick-Aktion, ein unglückliches, kurioses Tor, das zu Schalkes Situation passt.
Doch: Woran hakte es diesmal?
Timo Baumgartl formulierte es martialisch: „Wenn wir ein Spitzenteam sein wollen, was wir noch nicht sind, ich sage bewusst noch, dann muss man das Spiel killen. Schießen wir das 2:0, bricht Wehen zusammen.“ Doch allein an der Chancenauswertung lag es nicht. In der Schlussviertelstunde verloren die zuvor in allen Belangen überlegenen Schalker völlig die Linie. „Wir haben unnötig den Gegner stark gemacht“, schimpfte Reis. Warum? Das erste Fragezeichen.
Was bedeutet der Fehlstart für Reis und die Saison?
„Nach fünf Spieltagen wird die Meisterschaft nicht entschieden“, sagte Baumgartl. Aber Konkurrent Hamburger SV beispielsweise hat schon jetzt neun Punkte mehr als S04. Vor zwei Jahren war Schalkes Hinrunde nicht optimal, aber auf dem Punktekonto standen nach 17 Partien dennoch 29 Zähler. Schalke müsste 25 aus zwölf Spielen holen, um diesen Wert zu erreichen. Kann das mit diesem Kader gelingen? Das zweite Fragezeichen.
Erreicht Thomas Reis den FC Schalke 04 noch?
Ein schwerer Weg – auch für Reis, der in die Kritik geraten ist. Einige Profis bemängeln hinter vorgehaltener Hand Taktik und Training, die Verantwortlichen bleiben ruhig, Sportdirektor André Hechelmann macht nach Abschluss der Transferphase ein paar Tage Urlaub. Nach den beiden Wochen bekommt Reis definitiv noch das Heimspiel gegen Magdeburg (16. September) und die Partie in St. Pauli (23. September). Aber erreicht Reis die Mannschaft noch? Das dritte Fragezeichen.
Wer kommt jetzt zurück?
Einige verletzte Profis erwartet Reis im Training, die beiden Neuen Tomas Kalas und Derry John Murkin sollen sich einspielen. Auf jeden Fall ist Ersatztorwart Ralf Fährmann wieder dabei. Er hatte in Wiesbaden gefehlt – was er einigen polemischen Aussagen seines Beraters zu verdanken hatte, von denen er sich nicht distanzierte. Ist das Verhältnis Reis/Fährmann noch zu kitten? Das vierte Fragezeichen.
Das Gespräch mit dem langjährigen Torwart, der im Mannschaftsrat sitzt, wird Reis nicht suchen. „Ich sehe mich nicht in der Bringschuld“, sagte der Trainer. Ein Zoff mit einem Führungsspieler mitten in einer sportlichen Krise – ist das so schlau, diesen Brandherd nicht zu löschen? Das fünfte Fragezeichen.
Schalke testet am Freitag beim SSV Ulm
Höhepunkt der Länderspielpause ist ein Test beim Drittligisten SSV Ulm (Freitag, 18.30 Uhr). Wieder so ein kleines Stadion. Aber bis zu den bekanntesten Arenen der Republik ist der Weg noch weit.