Mülheim/Gelsenkirchen. Assan Ouédraogo ist das größte Talent auf Schalke. Der 17-Jährige tritt bei S04 in riesige Fußstapfen. 2011 fiel der Startschuss - in Mülheim.

Am Rande der Stadtmitte in Mülheim an der Ruhr, hinter einem Schwimmbad und neben einem Skatepark an der Südstraße, befindet sich etwas versteckt der Eingang zu den zwei Plätzen des Fußballklubs TuS Union 09. Schwarz und weiß sind die Vereinsfarben, die erste Mannschaft ist gerade Tabellenführer der Kreisliga B. Die beste Zeit hatte der Klub gerade hinter sich, als hier 2011 eine hoffnungsvolle Karriere begann – die von Assan Ouédraogo, dem derzeit größten Talent des Zweitligisten FC Schalke 04.

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Schalke: Auch Vater Alassane Ouédraogo war Profi im Revier

„Er wollte immer spielen, sogar schon zu Hause“, sagt Vater Alassane Ouédraogo, inzwischen 42 Jahre alt, dieser Zeitung über die frühe Kindheit seines mittlerweile berühmten Sohnes. Auch Alassane selbst blickt auf zwei Jahrzehnte im Profifußball zurück. Er war im Alter von 20 Jahren nach Deutschland gekommen, hatte die ersten 16 Lebensjahre in Burkina Faso verbracht. Von 2003 bis 2005 verteidigte Papa Ouédraogo für Rot-Weiß Oberhausen in der 2. Bundesliga, war aber nach dem RWO-Abstieg zur TuS Koblenz gewechselt, fast zwei Stunden mit dem Auto entfernt. Er traf eine Grundsatzentscheidung. „Als Fußballer will man nicht, dass die Familie dauernd umziehen muss“, erzählt er. Im Ruhrgebiet fühlte er sich wohl – also suchte er eine Wohnung in Mülheim.

Alassane Ouédraogo spielte auch für Rot-Weiss Essen.
Alassane Ouédraogo spielte auch für Rot-Weiss Essen. © WAZ | Michael Gohl

Die Welt der Ouédraogos spielte sich fortan in der Mülheimer Stadtmitte ab. Die hat an der Ruhr einige malerische Ecken, die Probleme sind aber dieselben wie die anderer Städte im Ruhrgebiet: zu viel Leerstand, zu viel Grau. Assan kam im Jahr 2006 im Evangelischen Krankenhaus auf die Welt, das mitten im Zentrum der Stadt liegt. Er besuchte die Grundschule an der Trooststraße ein paar Hundert Meter davon entfernt – wie seine drei Geschwister. In den ersten drei Lebensjahren sah der kleine Assan den Papa nicht oft, bis 2009 spielte der in Koblenz.

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Nach dessen Rückkehr änderte sich das. Im Jahr 2011 meldete Alassane den kleinen Sohn beim TuS Union 09 an. Dort war Patrick Resing gemeinsam mit Nadir Demir Assans Trainer bis zur E-Jugend. „Man hat sofort gemerkt, dass er die Talente des Vaters übernommen hat. Spielverständnis, Technik – das war alles schon früh da“, erinnert sich Resing. Schnell hätten Ruhrgebietsklubs ein Auge auf das Talent geworfen. „Es war früh klar, dass er nach Schalke gehen würde“, sagt Rensing und ergänzt: „In einem solchen Verein mit einem Nachwuchsleistungszentrum gibt es einfach ganz andere Möglichkeiten.“ Es war die Zeit, in der im deutschen Weltmeister-Aufgebot stolze vier beim FC Schalke 04 ausgebildete Profis standen: Manuel Neuer, Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Julian Draxler.

Schalke-Talent Assan Ouédraogo wird ausgezeichnet

Doch immerhin drei Jahre blieb Assan Ouédraogo in seiner Heimatstadt. „Die Familie ist sehr bodenständig und wollte da auch nichts überstürzen“, beschreibt es Resing. „Er wollte auch erst gar nicht von seinen Freunden weg“, ergänzt Vater Alassane. Im Alter von acht Jahren folgte aber der Wechsel nach Gelsenkirchen. „Wenn ein Kind bei uns nicht mehr weiterkommt, dann sind wir die Letzten, die das verhindern wollen. Es ist letzten Endes doch das beste Lob für Union 09, wenn ein Junge von uns am Ende einen solchen Weg einschlägt. Dafür machen wir es ja“, betont Ex-Trainer Resing.

Assan Ouédraogo könnte Schalke bald viel Geld einbringen.
Assan Ouédraogo könnte Schalke bald viel Geld einbringen. © firo

Inzwischen ist Assan 17 Jahre alt, 1,92 Meter groß und spielt für Schalkes Profis – mit der U17 der Königsblauen war er vor einem Jahr Deutscher Meister, mit der U17 des DFB wurde er Europameister, trug die Nummer zehn und verwandelte im Finale den entscheidenden Elfmeter. Dafür erhielt er gestern die Fritz-Walter-Medaille, die höchste Auszeichnung des deutschen Fußballs, in Bronze. Im Aufstiegskampf der Zweiten Liga ist er Schalkes größte Hoffnung. Er soll dem finanziell lädierten Klub sehr viel Geld einbringen – schon im Sommer 2024 könnte eine Ausstiegsklausel greifen.

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Hat er sich in der Zwischenzeit verändert? „Er ist immer derselbe geblieben und niemals durchgedreht“, sagt Papa Alassane. Assan besucht zwar die zwölfte Jahrgangsstufe der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen, wie alle berühmten Schalker vor ihm, er wohnt aber weiter zu Hause in Mülheim, ist dort viel mit seiner Familie und den Freunden zusammen. „Wir haben Zeit für ihn, also warum ins Internat?“, fragt Papa Alassane.

Schalke: Weiteres Ouédraogo-Talent in der U14

Und so fährt die Ouédraogo-Familie regelmäßig von Mülheim nach Gelsenkirchen, je nach Verkehrssituation dauert das 25 bis 45 Minuten. Und Assan sitzt nicht immer allein im Auto. Sein Bruder Riyad spielt für Schalkes U14. Noch einer, der den Sprung vom Zentrum Mülheims in die große Fußball-Welt versucht.