Gelsenkirchen. Bereits zum sechsten Mal verliert Ralf Fährmann seinen Stammplatz bei Schalke 04. Ein Blick auf vergangenen Degradierungen des Torwarts.
In den Trainingseinheiten am Gelsenkirchener Berger Feld fliegt Ralf Fährmann seit der vergangenen Woche durch den Strafraum. Der 34 Jahre alte Torwart genießt es nach fast zehnwöchiger Verletzungspause sichtlich, wieder mit Handschuhen auf dem Trainingsplatz zu stehen und das zu tun, was er am besten kann: Bälle halten.
In der 2. Bundesliga darf er seine Leidenschaft aber vorerst nicht auf dem Rasen ausleben. Denn in seiner Abwesenheit wurde er durch Neuzugang Marius Müller als Stammtorwart von Schalke 04 abgelöst. Nach guten Leistungen in der Vorbereitung und auch in den ersten drei Pflichtspielen der neuen Saison hat sich der Ex-Luzerner festgespielt. „Wir haben mit Mülli einen Torwart, der es sehr, sehr gut macht. Aktuell steht für mich noch nicht im Raum, einen Personalwechsel vorzunehmen“, sagt Trainer Thomas Reis vor dem Ligaspiel bei Eintracht Braunschweig an diesem Sonntag (13.30 Uhr/Sky). „Stand jetzt ist Mülli derjenige, der die Spiele machen wird. “
Für Fährmann, der in der Rückrunde der zurückliegenden Bundesligasaison noch bester S04-Profi war, ist die Degradierung zur Nummer zwei ein herber Rückschlag – und ein weiterer Akt in seinem Torwart-Drama auf Schalke. Schon mehrfach wurde dem Routinier von verschiedenen Trainern das Vertrauen entzogen.
1. Fährmann-Degradierung auf Schalke: Kreuzbandriss als Neuer-Nachfolger
Saison 2011/12: Nach dem Wechsel von Manuel Neuer zum FC Bayern wechselte S04-Eigengewächs Fährmann von Eintracht Frankfurt nach Gelsenkirchen zurück und war unter Trainer Ralf Rangnick die Nummer eins. Doch er blieb nicht lange im Tor. Am 9. Bundesligaspieltag riss er sich beim 1:2 gegen den 1. FC Kaiserslautern bei einem Foulspiel das Kreuzband – die Saison war für den Torwart vorzeitig beendet.
Vertreten wurde er von Lars Unnerstall (inzwischen Twente Enschede), der auch nach Fährmanns Rückkehr in der Saison 2012/13 die Nummer eins blieb.
2. Fährmann-Degradierung auf Schalke: Plötzlich nur noch Nummer drei
Saison 2012/13: Im Laufe der Saison 12/13 kam es für Fährmann sogar noch dicker, denn zwischenzeitlich war er nur noch Torwart Nummer drei. Obwohl er fit war, blieb für ihn nur ein Platz auf der Tribüne. Auch Timo Hildebrand (Karriereende) war unter den Trainern Huub Stevens und Jens Keller in der Torwart-Hierarchie vor Fährmann platziert.
Trotzdem gab sich Ralf Fährmann nicht auf. Der Lohn: Ende 2013 wurde er wieder die Nummer eins. Nach einer Hildebrand-Verletzung rückte er ins Tor und durfte den Platz im Anschluss behalten. In den Folgejahren entwickelte sich der gebürtige Chemnitzer zum Leistungsträger auf Schalke, war zwischenzeitlich sogar Kapitän und ein Kandidat für die deutsche Nationalmannschaft.
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3. Fährmann-Degradierung auf Schalke: Nübel löst den Kapitän ab
Saison 2018/19: Unter Trainer Domenico Tedesco wurde Fährmann im Januar 2019 nach einigen Wacklern dennoch vom talentierten Alexander Nübel (inzwischen VfB Stuttgart) abgelöst. Nübel sollte Schalke in einer schwierigen Saison, die mit Rang 15 in der Bundesliga endete, stabilisieren. „Wir hatten das Gefühl, dass Ralle nicht frei im Kopf ist", erklärte Tedesco damals die Entscheidung.
Nur wenige Monate später wurde Nübel sogar Schalke-Kapitän, was allerdings nichts daran änderte, dass er im Sommer 2020 ablösefrei zum FC Bayern München wechselte. Nach zwischenzeitlicher Leihe zu Norwich City in die Premier League kehrte Fährmann 2020 zurück ins Tor der Schalker und war zu Beginn der Saison 2020/21 tatsächlich wieder die Nummer eins bei den Königsblauen.
4. Fährmann-Degradierung auf Schalke in der turbulenten Abstiegssaison
Saison 2020/21: Doch der nächste Rückschlag ließ nicht lange auf sich warten. Als Manuel Baum die Schalker Mannschaft nach miserablem Saisonstart im September 2020 übernahm, entschied sich der Trainer, die Frankfurt-Leihgabe Frederik Rönnow (inzwischen bei Union Berlin) zum Stammtorwart zu machen. Erneut musste Ralf Fährmann auf die Bank.
Da Rönnow allerdings immer wieder von kleineren Verletzungen zurückgeworfen wurde, stand Fährmann trotzdem häufig im Tor. Nach der Baum-Entlassung ernannte Nachfolger Christian Gross Fährmann dann wieder zum Stammtorwart, auch dessen Nachfolger Dimitrios Grammozis hielt am Routinier fest. Den Abstieg in die 2. Bundesliga konnte diese Maßnahme allerdings nicht verhindern.
5. Fährmann-Degradierung auf Schalke: Fraisl bekommt den Vorzug
Saison 2021/22: Als einer der wenigen Profis blieb Ralf Fährmann Schalke 04 auch nach dem Abstieg treu. Für seinen Herzensverein und die Perspektive, weiter im Tor stehen zu dürfen, verzichtete er sogar auf viel Geld. Zu Saisonbeginn war er unter Grammozis auch die Nummer eins – bis zum 7. Spieltag. Ab diesem Zeitpunkt erhielt überraschend Martin Fraisl (inzwischen FC Midtjylland) den Vorzug und verhalf Schalke zum direkten Wiederaufstieg. Fährmann war nur Nebendarsteller.
Trotz des Aufstiegs wurde der Vertrag mit Fraisl nicht verlängert. In der Vorbereitung auf die Saison 22/23 duellierte sich Fährmann dann mit Alexander Schwolow (inzwischen Union Berlin) um den Platz im Tor – und zog den Kürzeren. In der Hinrunde bekam Schwolow den Vorzug von Trainer Frank Kramer. Erst mit Beginn der Rückrunde, im Januar 2023, durfte Fährmann unter Thomas Reis wieder spielen.
6. Fährmann-Degradierung: Marius Müller nutzt seine Chance
Saison 2023/24: Trotz starker Rückrunde ist Fährmann erneut zur Nummer zwei degradiert worden. Stammtorwart ist erst einmal Marius Müller, der auch an diesem Sonntag in Braunschweig zwischen den Pfosten des S04-Tores stehen wird.