Gelsenkirchen. Lino Tempelmann soll die Lücke schließen, die Rodrigo Zalazar im Schalker Mittelfeld hinterlässt. Kann er das? Die Datenanalyse.
Thomas Reis spricht in höchsten Tönen von seinem neuen Mittelfeldspieler Lino Tempelmann. Der bringe nämlich "ein sehr gutes athletisches Profil mit, ist dabei technisch stark und ballsicher in engen Räumen. Dazu verfügt er über ein gutes Gespür im Umschaltverhalten, was für unser Spiel sehr wichtig sein wird", sagte der Trainer des FC Schalke 04 bei dessen Vorstellung über den 24-Jährigen.
Zwei Jahre verbrachte Tempelmann zuletzt bei Zweitligist 1. FC Nürnberg. Als Stammspieler erzielte er sechs Tore und gab acht Vorlagen - kein anderer Nürnberger Feldspieler stand häufiger auf dem Platz. Nun soll Tempelmann Schalke zum direkten Wiederaufstieg führen - doch als Ersatz von Rodrigo Zalazar darf man den vom SC Freiburg verpflichteten Profi nicht sehen. Sondern? Das erklärt unser Kooperationspartner CreateFootball in einer Datenanalyse.
Schalke: Welchen Spielstil pflegt Lino Tempelmann?
Im zentralen Mittelfeld kann er sowohl die Sechser- als auch die Achterposition bekleiden, fühlt sich aber wohler, wenn er etwas offensiver auf dem Feld positioniert ist. So liegt der 24-Jährige im Ligavergleich unter den fünf besten Offensivzweikämpfern aller Mittelfeldspieler, gewinnt knapp die Hälfte seiner sechs Duelle in der Offensive und zeichnet sich allgemein durch viele gelungene Aktionen in der gegnerischen Hälfte aus. Dabei kommt es ihm entgegen, dass er technisch sehr gut ausgebildet ist, auch unter Druck souverän den Ball behauptet und es dadurch regelmäßig schafft, Bälle sauber zu verarbeiten und in den Raum startende Mitspieler zu bedienen.
Ebenfalls zu seinen Stärken gehört seine Sprintstärke mit über 33 km/h. Häufig zieht er aus einer tiefen Position heraus das Tempo an und überbrückt mit 2.3 progressiven Läufen das Mittelfeld oder zumindest die erste gegnerische Pressinglinie. Dabei zeigt sich der ehemalige deutsche U-Nationalspieler äußert dribbelstark, gewinnt 60% seiner Dribblings. Dadurch folgt er Angriffen regelmäßig bis an den Strafraum und nur Karlsruhes Marvin Wanitzek schloss häufiger aus der zweiten Reihe ab als Tempelmann, der im Vergleich jedoch eine viel zu hohe Streuung seiner Schüsse aufweist.
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Seinen Impact im Passspiel kann er definitiv noch erhöhen, fast immer spielt er kurz, nur selten findet sich bei ihm ein Vertikalball, wodurch er jedoch wenig Raumgewinn mit seinen Pässen verbucht. Ligaweit spielt nur Kiels Petrik Sander einen höheren Anteil an Bällen weg vom gegnerischen Tor (22%), würde Tempelmann hier mutiger und zielstrebiger Pässe ins letzte Drittel spielen, könnte er für deutlich mehr Torgefahr sorgen, denn die Präzision dieser Pässe ist bei ihm mit 75% überaus hoch.
Gegen den Ball sind seine Werte insgesamt durchschnittlich, er lässt den Willen vermissen, proaktiv das Duell mit dem Gegenspieler zu suchen und erobert in der eigenen Hälfte sehr wenige Bälle, fühlt sich in einer spielmachenden Rolle dadurch deutlich wohler, als wenn er als reiner defensiver Mittelfeldspieler aufgeboten wird.
Kategorie | Tempelmann 22/23 | Durchschnitt zentraler Mittelfeldspieler in der 2.Liga 22/23 | Zalazar 22/23 |
Zweikämpfe (% gewonnen) | 17,5 (50 %) | 18 (50%) | 27,5 (42%) |
Offensivzweikämpfe (% gewonnen) | 6,4 (50 %) | 5,2 (46 %) | 13,2 (42%) |
Balleroberungen | 6,9 | 9,7 | 4,8 |
Pässe (% angekommen) | 31 (82,4%) | 36,7 (81,1%) | 19,6 (69,5 %) |
Progressive Pässe (% angekommen) | 4,6 (71,1%) | 5,9 (70,5 %) | 4,2 (65,2 %) |
Offensivaktionen | 5,4 | 3,8 | 11,3 |
Torschussvorlagen | 0,7 | 0,7 | 1,9 |
Abgefangene Pässe | 2,9 | 4 | 2 |
Balleroberungen mit Schussfolge | 0,5 | 0,6 | 0,4 |
Hinweis: Alle Daten pro 90 Minuten im Vergleich mit allen zentralen Mittelfeldspielern der 2. Bundesliga mit mind. 2000 Spielminuten in 2022/23 (26 Spieler)
Wie gut passt Lino Tempelmann zu Schalke?
Der Kaderplatz von Rodrigo Zalazar soll aufgrund seines Wechsels zum SC Braga neu besetzt werden. Als dessen Ersatz kann der Ex-Freiburger aber aufgrund seines Spielstils nicht angesehen werden, dafür ist die Kreativität seines Offensivspiels viel zu limitiert und seine Pässe und Distanzschüsse zu harmlos.
Vielmehr wird Tempelmann dadurch im zentralen Mittelfeld in Konkurrenz zu Paul Seguin, Assan Ouedraogo und Danny Latza treten im Duell und dort wohl zunächst als Rotationsspieler für die Achterposition infrage kommen. Mit seiner Dynamik und Athletik, sowie seiner Sicherheit am Ball passt er hervorragend in das intensive Spiel, welches Trainer Thomas Reis praktiziert. Die Nachfolger von Rodrigo Zalazar werden eher die torgefährlicheren Dominik Drexler oder Kenan Karaman übernehmen.