Essen. Derbys sind die Fußballspiele, in denen im Ruhrgebiet Helden geboren werden. Gerhard Kleppinger ist einer davon. 1986 drehte er mit zwei Toren den Revierklassiker zu Gunsten von Schalke 04. Der jetzige Co-Trainer des FSV Frankfurt spricht über seine Derbyerfahrungen.

"Es war schon etwas Herausragendes, in dem Derby das Spiel noch zu drehen", erzählt Gerhard Kleppinger. "Nachdem wir 0:1 zurückgelegen haben." Die Erinnerungen seien nicht mehr ganz so stark ausgeprägt, sagt er zwar. Dann kommen sie aber doch.

Mit zwei Toren die Partie gedreht

Es war der 20. September 1986, siebter Spieltag. "In der Partie war enorme Brisanz drin", blickt Kleppinger zurück. 44.500 Zuschauer im Gelsenkirchener Parkstadion. Frank Pagelsdorf hatte Borussia Dortmund in der zweiten Hälfte in Führung gebracht. Drei Minuten später, in der 62., dann das 1:1. "Den Ausgleich habe ich mit dem rechten Fuß gemacht", weiß Kleppinger noch. "Beim 2:1 kam ein hoher Ball." Kleppinger köpfte über Dortmunds Wolfgang "Teddy" de Beer ins lange Eck. "Ein unbeschreibliches Gefühl", so der Derbyheld von einst.

Allzu viele Tore hat der heute 51-Jährige auch nicht geschossen. Zwölf in 97 Einsätzen für die Königsblauen. Fünf davon aber gegen den Erzrivalen. 1984/85 setzte Kleppinger beim 3:1 den Schlusspunkt, eine Saison später trug er sich mit zwei Treffern in die Torschützenliste ein.

Eigentlich ein Mann fürs Grobe

Eigentlich war das Toreschießen aber nicht Kleppingers Aufgabe. Er war mehr Abräumer, der Mann fürs Grobe. In Duellen mit dem BVB gerne der "Kettenhund" von Marcel Raducanu, dem rumänischen Spielgestalter der Borussia. "Wir haben meistens gegeneinander gespielt", sagt der gebürtige Hesse. "Ich bin gut mit ihm zurecht gekommen. Aber es war ein Riesenaufwand, bis man den so weit hatte." Technisch beschlagen sei Raducanu gewesen, ein Weltklasse-Fußballer. "Wenn er in Rumänien geblieben wäre, wäre er zigfacher Nationalspieler seines Landes geworden."

Karriere-Stationen

Gerhard Kleppinger begann seine Profikarriere als Spieler in der Saison 1975/76 bei Darmstadt 98. Über die Stationen Hannover und Karlsruhe verschlug es ihn 1984 nach Gelsenkirchen, wo er drei Saisons für Schalke 04 verteidigte (97 Spiele, 12 Tore).

1987/88 spielte er 33 Mal für Borussia Dortmund (1 Tor). Insgesamt absolvierte Kleppinger 287 Bundesliga-Partien (21 Tore) und 254 Zweitliga-Spiele (29 Tore).

Als Trainer war er unter anderem von 2002 bis 2005 bei Schalkes zweiter Mannschaft tätig. Inzwischen ist er Co-Trainer beim Zweitligisten FSV Frankfurt.

Im Derby hatten aber meistens Kleppingers Schalker das bessere Ende für sich. "Tage, ja fast Wochen hat man sich darauf gefreut", denkt der 51-Jährige gerne zurück. "Das ist der Klassiker im Ruhrgebiet." Bei den Zuschauern sei die Bedeutung früher sogar noch extremer gewesen.

"Wir können alles verlieren, nur das Derby nicht"

"Ich kann mich erinnern: Am Spieltag war der Bahnhof total zu, die Zuschauer sind ins Stadion geströmt. Wenn wir mit dem Bus über die B1 nach Dortmund gefahren sind, musste die Polizei vorweg fahren – sonst wären wir nicht durchgekommen. Es hieß: Wir können alles verlieren, nur das Derby nicht." Selbst aus der Ferne habe er das vor seiner Zeit in Gelsenkirchen mitbekommen. "Man ist dann ganz schnell infiziert." Wobei er schon vorher Schalke-Anhänger gewesen sei.

Allerdings folgte für Kleppinger nach drei Jahren in Königsblau auch eine Saison beim Revierrivalen. "Damals bekam ich auch Probleme in Dortmund", so Kleppinger, der nicht freiwillig die Seiten gewechselte hatte. "Wir waren eigentlich auf einem guten Weg." Dann hätten Günter Siebert (Präsident) und Rolf Rüssmann (Manager) übernommen und die Mannschaft "auseinander gepflückt". Ein gutes Dutzend Stammspieler hätten gehen müssen. Kleppinger: "Dortmund hatte dann Interesse gezeigt. Der BVB war qualifiziert für den Europapokal und ich konnte im Ruhrgebiet wohnen bleiben."

Kleppingers Tipp: Schalke gewinnt 3:1

In den neuen Arenen hätte Gerhard Kleppinger gerne gespielt: "Auf alle Fälle. Früher haben wir uns gefreut auf Spiele in Dortmund, Kaiserslautern und Bochum. Heute ist es gang und gäbe, dass man in engen Stadien ohne Laufbahn spielt." Im engen und ausverkauften Signal Iduna Park tippt Kleppinger auf einen 3:1-Sieg des FC Schalke 04.