Gelsenkirchen/Liechtenstein. 1984 ist Schalke 04 zum zweiten Mal in die Bundesliga aufgestiegen. Der damalige Aufstiegsheld Jochen Abel erinnert sich - und blickt voraus.
Als der FC Schalke 04 am 19. Mai 1984 den zweiten Wiederaufstieg seiner Klubgeschichte fixierte, war die Saison für Mittelstürmer Jochen Abel bereits gelaufen. Der damals 32-Jährige hatte chronische Schmerzen in der Hüfte. Die letzten vier Ligaspiele, darunter das entscheidende 2:0 bei Fortuna Köln am vorletzten Spieltag, musste Abel allesamt sausen lassen. „Trotzdem saß ich natürlich mit im Mannschaftsbus nach Köln, wo wir endlich alles klar machen wollten“, erinnert sich der heute 70-Jährige. „Alle Spieler, egal ob verletzt oder einsatzfähig, waren an jenem Tag mit an Bord. Das zeigt auch, welch ein Zusammengehörigkeitsgefühl wir hatten.“
Für die entscheidenden Treffer in Köln sorgten zwei, die sonst eher keine Goalgetter waren: Klaus Berge (38.) und Thomas Kruse (67.) schossen S04 endgültig zurück ins Oberhaus. „Danach haben wir in der Kabine tüchtig zusammen gefeiert“, erinnert sich Abel. „Auch im Bus ging es während der guten einstündigen Rückfahrt hoch her, und wir haben einiges getrunken“, erinnert Schalkes damaliger Mittelstürmer, der mit 14 Treffern in 30 Saison-Einsätzen und fünf verwandelten Elfmetern (bei fünf Versuchen) ganz entscheidenden Anteil am Erfolg hatte.
Schalke: Olaf Thon war damals ein Top-Talent
Vielleicht ebenso wichtig für den Wiederaufstieg war ein Gespräch, das Jochen Abel vor der Zweitliga-Saison 1983/84 mit Manager Rudi Assauer geführt hatte. „Wir waren im Sommer 1983 abgestiegen, obwohl das von der Leistungsfähigkeit der Mannschaft her niemals hätte passieren dürfen“, erinnert sich der 1982 aus Bochum gekommene Rechtsfuß. „1982/83 waren einige im Schalker Kader, die einfach nicht alles für den gemeinsamen Erfolg taten. Das haben ich und andere Routiniers wie Bernard Dietz dem Rudi Assauer gesagt.“ Der Manager reagierte.
Für die Mission Wiederaufstieg verpflichtete Schalke ausschließlich Spieler, bei denen fußballerische Fähigkeiten und Charakter zusammenpassten: Spielmacher Bernd Dierßen von Hannover 96, Abwehr-Ass Michael Jakobs aus Bochum, Offensiv-Allrounder Klaus „Boxer“ Täuber von den Stuttgarter Kickers und den jungen Mittelfeldmann Berge vom Oberligisten FC Recklinghausen. „Plötzlich stimmten der Teamgeist und auch die altersmäßige Mischung“, erinnert sich Abel, „zumal wir ja mit Volker Abramczik oder Olaf Thon überragende Talente aus dem eigenen königsblauen Nachwuchs im Kader hatten.“
Jochen Abel steuerte 14 Saisontore zum Schalke-Aufstieg bei
Schalke startete mit fünf Siegen und drei Unentschieden aus den ersten acht Partien und ließ während der Saison eigentlich nie Zweifel am Aufstieg aufkommen. Dass es am Ende „nur“ zu Rang zwei hinter dem Karlsruher SC reichen sollte, lag wohl auch an der immensen Doppelbelastung: Die Elf von Trainer Didi Ferner drang 1983/84 immerhin ins DFB-Pokal-Halbfinale vor, wo man dem späteren Titelträger Bayern daheim ein epochales 6:6 abtrotzte und erst im fälligen Wiederholungsspiel in München (2:3) denkbar knapp unterlag.
„Unterm Strich war das eine fantastische Saison, die ich nie vergessen werde“, sagt Jochen Abel rückblickend. „Einer kämpfte für den anderen, und jeder gönnte dem anderen seine Einsatzzeiten.“ Abel selbst musste – auch verletzungsbedingt – im Angriff immer wieder Platz für den jungen Olaf Thon machen, dem ebenfalls 14 Saisontore gelingen sollten. „Der Olaf war schon damals mit seinen 17, 18 Jahren ein überragender Fußballer“, lobt Abel. „Man konnte früh sehen, dass er mal ein ganz Großer werden würde.“
Jochen Abel musste 1984 seine Profi-Karriere beenden
Für Abel selbst war nach dem Aufstieg 1984 Schluss mit dem Profi-Fußball. „Wegen meiner Hüftarthrose musste ich in Freiburg eine dreimonatige Kur mit Spritzen, Tabletten und Behandlungen machen. Heute bin ich Gott sei dank beschwerdefrei, aber nach der Kur konnte ich nur noch als Amateur spielen“, berichtet der Mann, den der Fußball später ins malerische Liechtenstein verschlug. Dort ist Abel bis heute zu Hause.
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Das Geschehen in den deutschen Stadien beobachtet er nur noch via Sky: „Vor allem gucke ich mir natürlich die Spiele meiner Ex-Klubs Bochum und Schalke an“, verrät der gebürtige Rheinländer. Ob es die aktuelle Schalker Mannschaft genau so macht wie jene der Saison 1983/84 und den direkten Wiederaufstieg packt? Jochen Abel ist da ziemlich zuversichtlich: „Zum einen bin ich froh, dass der Verein den Simon Terodde halten konnte, das war wichtig. Zum andern glaube ich, dass man mit Thomas Reis genau den richtigen Trainer hat. Wie er die Mannschaft zuletzt eingestellt hat, das war schon sensationell. Deshalb habe ich die große Hoffnung, dass S04 mit Reis wieder aufsteigt.“
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