Spelle. Beim 3:0-Testspielsieg beim SC Spelle-Venhaus setzte Schalke-Trainer Thomas Reis alle vier Zugänge ein. Besonders einer setzt sich große Ziele.
Die Eistonne vor dem Umkleidetrakt war gerade in Beschlag, also sprach Bryan Lasme lieber über seine ersten 45 Minuten als Fußballprofi des FC Schalke 04, anstatt in den überdimensionalen Cocktail-Becher zu steigen. Ein guter Start sei das 3:0 (1:0) im ersten Testspiel beim Regionalliga-Aufsteiger SC Spelle-Venhaus gewesen – für die Schalker ganz am Anfang ihrer Vorbereitung, aber natürlich auch für den 24 Jahre alten Franzosen selbst. Den zweiten Treffer hatte Lasme selbst erzielt, den dritten durch Keke Topp vorbereitet. Ein Traumeinstand für den 1,94 Meter großen Stürmer, der ohne Ablöse von Arminia Bielefeld zu den Königsblauen gewechselt ist, um an der geplanten Rückkehr in die Bundesliga mitzuwirken.
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Lasme gehört zur Gruppe von bisher vier Spielern, die Schalke 04 nach dem Abstieg aus der Bundesliga für die neue Saison verpflichtet hat. Alle kamen am Samstag in Spelle zum Einsatz: neben Lasme noch Torhüter Marius Müller sowie im Mittelfeld Ron Schallenberg und Paul Seguin. Trainer Thomas Reis sagte nach dem Spiel: „Man sieht, dass wir Qualität dazubekommen haben.“ Inwiefern genau, steht hier.
Kampf ums Schalke-Tor zwischen Fährmann und Müller?
Marius Müller: Zugegeben, für den 1,92 Meter großen Torhüter war es am schwierigsten, durch Leistung herauszustechen. Spelle zeigte sich nur kurz als aufmüpfiger Gastgeber, beim Kopfball vom Timo Nichau nach wenigen Minuten konnte Müller den Ball nur mit den Augen und Gedanken beeinflussen, ja gegen die Latte und nicht ins Tor zu fallen. Inwiefern das Pauschallob von Thomas Reis für die vier Neuen speziell für Müller gilt, wird sich womöglich schon im nächsten Testspiel am Donnerstag (18 Uhr) beim 1. FC Bocholt zeigen oder aber im Pinzgau, denn schon am Samstag bricht Schalke 04 ins Trainingslager nach Mittersill auf. Dort soll dann auch Ralf Fährmann, nach einem Muskelfaserriss in der Wade inzwischen wieder im Lauftraining, ein höheres Pensum erfahren. Wer weiß, vielleicht entsteht ja wirklich ein Zweikampf um die Eins im Schalker Tor.
Ron Schallenberg: Der Zwei-Millionen-Mann, geholt aus Paderborn, ist bisher Schalkes Königstransfer. Die Ruhe, Übersicht und Ballsicherheit, die er bei den Ostwestfalen gezeigt hat, soll nun den Königsblauen zugutekommen. Und tatsächlich: Die erste Halbzeit im frisch präsentierten Auswärtstrikot zeigte, was Thomas Reis an dem 24-Jährigen schätzt. Ein Ballverteiler nicht nur in die Breite, sondern auch in die Spitze, einer, der das Spieltempo bestimmen kann. „In der Zweiten Liga werden wir mehr Ballbesitz haben als in der Ersten“, so der Trainer. „Deswegen brauchen wir solche Spieler. Man hat heute schon gesehen, wie schwierig es wird, wenn der Gegner nur das letzte Drittel verteidigt und auf Konter spielt.“ Wahrlich ein gelungener Auftakt für den Neuen auf der Sechser-Position.
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Paul Seguin: Die Bewertung für Schallenberg gilt eins zu eins auch für den offensiveren Part des neuen Mittelfeld-Duos. Der 28 Jahre alte Paul Seguin holte sich viele Bälle, verteilte sie klug und präzise aus dem Halbfeld heraus, passte und lief in die Tiefe – übernahm Verantwortung. „Das ist das, was wir uns erhofft haben“, sagte Schalke-Sportdirektor André Hechelmann nach dem 3:0 zufrieden, „teilweise sogar schon ein bisschen mehr als nur im Ansatz.“ Schalke hat im Spielfeldzentrum Alex Kral und Tom Krauß verloren – mit ihrer Spielstärke können Schallenberg und Seguin, den Hechelmann für 750.000 von Union Berlin loseiste, für guten Ersatz sorgen.
Lasme peilt die Bundesliga an - Schalke 04 auch
Bryan Lasme: Auf sieben Tore und drei Vorlagen kam der Franzose in der vergangenen Saison für Bielefeld, konnte den Abstieg der Arminia in der Relegation nicht verhindern. Womit Lasme aber sogleich in Spelle auffiel: mit Schnelligkeit. „Man sieht, welche Wucht er mit seinem Körper hat“, geriet Reis beinahe ins Schwärmen, „wenn er mal ins Laufen kommt, dann ist er schwer zu halten.“ Als Geschenk Gottes bezeichnet der Gelobte diese Fähigkeit, „ich war schon als Kind sehr schnell.“ In der zweiten Halbzeit des Testspiels zündete Lasme mehrmals über links den Turbo, zog dann mit dem rechten Fuß clever nach innen. Ein Vorteil an dem 85-Kilo-Kraftpaket: „Er ist sehr flexibel, kann auch zentral spielen“, so Reis. Lasmes persönliches Ziel ist die Bundesliga – das von Schalke 04 ja auch. „Schalke ist für mich genau richtig, ich fühle mich gut, bin hier gut reingekommen“, sagte er, „aber ich weiß, dass es noch viel Arbeit werden wird.“ Sein Erfolgsrezept auf diesem Weg: „Erstens viel Spaß zu haben und zweitens so viele Tore wie möglich zu schießen“, sagte Lasme, ließ die Eistonne Eistonne sein und verabschiedete sich mit einem ebenso ehrgeizigen Versprechen bis zum nächsten Interview: „Dann auch in Deutsch.“