Gelsenkirchen. . Schalke droht am Samstag der Abstieg. Die Fans stehen weiter hinter der Mannschaft. Doch warum ist das so? Fünf Anhänger liefern eine Erklärung.
Dass für Schalke 04 an diesem Samstag in Leipzig (15.30 Uhr/Sky) ein besonderes Spiel ansteht, kann und will Wolfgang Derks nicht leugnen. Große Angst hat der 73 Jahre alte Schalke-Fan vor dem Ausgang des Spiels und dem drohenden Abstieg in die 2. Bundesliga allerdings nicht. „Wissen Sie, ich habe schon so viel mit Schalke 04 erlebt“, sagt der Gelsenkirchener. „Aufstiege, Abstiege, Siege, Niederlagen.“ Und irgendwie ist es bei seinem Herzensklub immer weitergegangen – jede Krise wurde auf Schalke bislang überwunden.
Schalke: Diese elf Spieler wären mit dem Abstieg sicher weg
Derks ist sicher: So wird es auch in diesem Jahr sein. Ganz egal, wie das Spiel in Leipzig ausgeht, ob Schalke absteigt, in die Relegation muss oder noch die Klasse hält. Die Hoffnung auf den Ligaverbleib hat der 1. Vorsitzende des Fanclubs „Kuzorras Enkel“ aber noch nicht aufgegeben. „Wir aus dem Fanclub hoffen alle, dass Bochum nur einen Punkt holt oder sogar verliert. Wir müssen dann nur irgendwie in Leipzig gewinnen – alle Fans drücken die Daumen.“ Rund 20 Mitglieder des Gelsenkirchener Fanclubs, der seine regelmäßigen Treffen in der Gaststätte Bosch an der Glückauf Kampfbahn abhält, werden in Leipzig dabei sein, um die Mannschaft im Stadion zu unterstützen. „Der Rest plant ein Fan-Treffen – wir gucken zusammen“, sagt Derks.
Doch nicht nur „Kuzorras Enkel“ fiebern am Samstagnachmittag mit. Hunderttausende Fans hoffen, dass Schalke in Leipzig für eine Überraschung sorgt, schätzungsweise 10.000 Schalker werden live im Stadion dabei sein. „Das kann der Mannschaft einen Extra-Schub geben. Die Spieler werden sich den Arsch aufreißen und alles geben, um das Unmögliche möglich zu machen“, sagt Stefan Weber, 2. Vorsitzender des Fanclubs Gladbecker Freunde.
In Leipzig dabei sein werden auch etwa 40 Mitglieder der „Schalker Knappen Coesfeld“, der mit 750 Mitgliedern zu den bundesweit größten S04-Fanclubs zählt. Einige von ihnen reisen sogar ohne Ticket nach Sachsen, Hauptsache dabei sein. Auch ihr 1. Vorsitzender Jens König lässt sich das Spiel in der Red Bull Arena nicht entgehen. „Wir haben bessere Chancen, als viele denken“, sagt er. „Vielleicht schont Leipzig ja einige Spieler für das Pokalfinale. Wenn wir eine gute Mannschaftsleistung zeigen, ist etwas möglich.“
Schalke: Trainerwechsel als Wendepunkt
Fragt man die Fans nach den größten Hoffnungsträgern für dieses Abstiegs-Endspiel, fallen immer wieder zwei Namen: Ralf Fährmann und Marius Bülter. Ur-Schalker Fährmann steht nach überstandener Muskelverletzung vor einer Rückkehr ins Tor, Top-Stürmer Bülter (elf Saisontore) ist nach abgesessener Gelb-Sperre wieder dabei. „Die beiden sind unsere Hoffnungsträger. Gerade gegen Frankfurt hat man gesehen, dass sie uns fehlen“, sagt König.
Kritik an der Mannschaft oder am Trainer gibt es von den Fans derzeit kaum – trotz der sportlich enttäuschenden Saison mit Platz 17 und dem drohenden Abstieg. Das war auf Schalke nicht immer so. „In der Hinrunde war nicht alles super. Da saßen die Fans teilweise mit hochrotem Kopf und geballten Fäusten auf der Tribüne“, erinnert sich Wolfgang Derks. Die Wende kam nach Meinung des Dauerkarteninhabers mit dem Trainerwechsel. Frank Kramer musste gehen, Thomas Reis übernahm. „Jetzt sehen die Fans, dass die Spieler auf dem Rasen ihr letztes Hemd geben. Wir sind der Kumpel- und Malocherklub, hier muss gekämpft werden, das hat Herr Reis sehr gut verstanden“, sagt Derks.
Auch dank der leidenschaftlichen Spielweise unter Thomas Reis ist aus der Mannschaft und den Fans eine echte Einheit geworden – mit Spielern, die sich mit Schalke 04 identifizieren. „Schalke ist eine große Familie“, sagt Lana Müller aus dem Fanclub „Blau Weiße Kutscher“ in Herten. „Wenn ich lese, wie die Spieler in Interviews immer wieder von unserem Verein schwärmen, bekomme ich Gänsehaut. Ich habe das Gefühl, die Mannschaft will für uns Fans unbedingt die Klasse halten.“
Schalke-Fans haben keine große Angst vor der 2. Bundesliga
Die Wertschätzung für die Arbeit von Trainer Thomas Reis ist so groß, dass die Fans ihm sogar einen Abstieg in die 2. Bundesliga verzeihen würden. „Wir haben den besten Trainer der vergangenen Jahre. Mit Reis kann man etwas aufbauen, er ist jemand, der uns wieder nach oben führen kann“, ist sich der Gladbecker Stefan Weber sicher. Ob die Schalker nach einem Abstieg wirklich direkt wieder aufsteigen würden, darüber streiten die Fans noch. Fakt ist jedoch, dass die Angst vor Liga Zwei nicht mehr so groß ist wie beim Abstieg vor zwei Jahren. „Die Situation jetzt ist viel entspannter“, sagt Bernhard Kowalski, der 1. Vorsitzende der „Verler Schalke-Freunde“. „Wir haben ja gesehen, dass es wieder aufwärtsgehen kann.“
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Schalke: Kein Ärger für die Spieler bei Abstieg
Einig sind sich die Fans jedoch, dass es am Wochenende weder in Leipzig noch in Gelsenkirchen zu hässlichen Szenen kommen wird, wie noch im Jahr 2021 als die Mannschaft nach dem Abstieg von einigen Fans angegriffen wurde. „Solange sich die Mannschaft in Leipzig nicht komplett aufgibt und mit 0:8 untergeht, wird es keine Pfiffe geben“, ist sich Kowalski sicher. „Um die Arena wird mit Sicherheit niemand mehr gejagt.“