Gelsenkirchen. Als Vorletzter geht der FC Schalke 04 in den letzten Bundesliga-Spieltag. Konkurrent VfB Stuttgart verschlechterte die Ausgangslage am Sonntag.
Es war Sonntag, 16.01 Uhr, als der FC Schalke 04 über die Sozialen Netzwerke auf einen Termin hinwies: „GEmeinsam in diese wichtige Woche“ schrieben die Schalker, luden zu einer öffentlichen Trainingseinheit an diesem Montag um 15 Uhr ein. 16.01 Uhr, da war alles in Ordnung, in der Live-Tabelle stand Schalke noch auf einem Relegationsplatz. Um 17.20 Uhr war das anders. Der VfB Stuttgart hatte einen 0:1-Rückstand in Mainz in einen 4:1-Sieg verwandelt und Schalke auf den 17. Platz gestoßen. Einen direkten Abstiegsplatz, am vorletzten Spieltag.
Schalke war am Samstag gegen Eintracht Frankfurt nicht über ein 2:2 (1:1) hinausgekommen. Da der VfL Bochum bei Hertha BSC (1:1) einen Punkt holte und Stuttgart gewann, muss S04 am letzten Spieltag bei RB Leipzig (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) mindestens einen Punkt holen und sind zusätzlich auf Hilfe von Leverkusen (spielt in Bochum) oder Hoffenheim (in Stuttgart) angewiesen. Es spricht viel gegen Schalke.
Schalke-Trainer Reis: "Das Spiel war sehr emotional"
Leipzig, ausgerechnet in Leipzig, beim Tabellendritten und Pokalfinalisten. Sebastian Polter, der 1,92 Meter große Stürmer, war es, der nach dem Frankfurt-Spiel das größte Selbstvertrauen demonstrierte: „Wir arbeiten noch einmal hart in dieser Woche und gewinnen dann in Leipzig.“ Spielmacher Rodrigo Zalazar formulierte das ähnlich: „Warum sollten wir nicht dort gewinnen? Die Leipziger haben sehr gute Spieler, aber im Fußball ist alles möglich.“ Nur Schalkes Trainer Thomas Reis schaute direkt nach dem Spiel nicht so zuversichtlich.
Schalke vor Bundesliga-Finale: So klappt es noch mit dem Klassenerhalt
Und das wusste er auch: „Wenn man heute meinen Gesichtsausdruck sieht, dann denkt man: Wir haben keine Chance mehr. Aber das Spiel war sehr hart, sehr emotional. Wir werden alles dafür tun, unsere Hausaufgaben zu machen.“ Das, was gegen Frankfurt eben nicht komplett gelungen war. Dieses Spiel hatte so viel zu bieten, dass es in einem Saisonrückblick nicht nur eine Seite, sondern ein ganzes Kapitel beanspruchen würde. Es lieferte so viele Aufs und Abs wie die ganze Saison – und hatte kein Happy End. Auch das womöglich eine Parallele zur Saison. Simon Terodde hatte Schalke nach 48 Sekunden in Führung gebracht. Daichi Kamada (21.) und Tuta (59.) drehten das Spiel mit ihren Toren, eher Polter noch zum 2:2 ausglich (85.). Es blieb aber mehr als die Tore. Diskussionen um Schalke-Torwart Alexander Schwolow beispielsweise, der beim Frankfurter Ausgleich schlecht aussah. Oder umstrittene Entscheidungen von Schiedsrichter Daniel Schlager, der vor Kamadas 1:1 ein Foul an Cedric Brunner nicht erkannte und später nach einem Foul von Henning Matriciani an Aurelio Buta nicht auf Elfmeter für Frankfurt entschied (76.). Moritz Jenz und Simon Terodde handelten sich eine Gelb-Sperre ein. Steigt Schalke direkt ab, trugen sie letztmals das königsblaue Trikot. Das ging im Trubel unter.
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Nach dem Spiel war es auch noch zu Ausschreitungen gekommen, weil Frankfurter Fans über die Absperrungen geklettert waren. Eine Mitarbeiterin des Roten Kreuzes wurde durch Faustschläge verletzt. „Für dieses Verhalten gibt es keine Rechtfertigung“, sagte Eintracht-Vorstand Philipp Reschke am Sonntag.
Und auf Schalke? Da war am Sonntag wenig los. Von den Spielern hielt sich am freien Tag nur Tom Krauß auf dem Trainingsgelände auf – er ließ sich am lädierten Oberschenkel untersuchen, eine Diagnose stand noch aus. Fleißig war Sportvorstand Peter Knäbel, der in zahlreichen Besprechungen das Spiel analysierte, Daten auswertete und über das Leipzig-Spiel diskutierte. Öffentlich wurde davon nichts – Knäbel zog es am Tag nach dem Spiel vor, nichts zu sagen. Bemerkenswerte Aktionen hatte es ja schon zwei gegeben – nach dem 0:2 in Hoffenheim fuhr er im Mannschaftsbus zurück nach Hause, direkt nach dem 0:6 in München bat er die Mannschaft in die Kabine zur Ansprache.
Schalke bereitet sich wie gewohnt auf RB Leipzig vor
Auch in der kommenden Woche verzichtet Schalke auf Aktionismus – beispielsweise auf ein Kurz-Trainingslager. „Wir sind mit unseren Abläufen dahin gekommen, dass wir jetzt dieses Endspiel haben. Wir haben am 34. Spieltag noch die Chance, die Klasse zu halten. Daran hat wirklich keiner geglaubt“, sagte Reis. Polter sah das ähnlich und verwies auf die Fans: „In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir als Einheit funktioniert, deshalb sind wir in der Situation, am 34. Spieltag noch den letzten Schritt gehen zu können. Und so reisen wir nach Leipzig.“ Die Fans, die mit einer grandiosen Choreographie für den blau-weißen Farbtupfer des Spieltages gesorgt hatten, haben immerhin eine Gelegenheit zur Aufmunterung – an diesem Montag um 15 Uhr.