München. Schalke 04 geht beim FC Bayern mit 0:6 unter. Nationalspieler Leon Goretzka erklärte hinterher, warum S04 wohl die falsche Taktik wählte.
Nur zwei Stunden, nachdem das Spiel beim FC Bayern München beendet war, nachdem sich die Spieler des FC Schalke 04 eine böse 0:6 (0:2)-Packung eingehandelt hatten, saßen die Spieler schon wieder im Flugzeug Richtung Ruhrgebiet. Einfach nur weg wollten sie von diesem Ort der Schmach. Auf andere Gedanken kommen. Und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison, Rückschläge gab es ja viele. Diesmal war der 15. Platz, auf dem Schalke den Spieltag begann, vorerst eine einmalige Sache.
Schalke: Knäbel schwört Mannschaft auf Eintracht Frankfurt ein
0:6, was für ein Debakel! Selbst die Tordifferenz ist gegenüber dem Mitkonkurrenten VfL Bochum nun kaum noch ein Vorteil. Doch noch in München war Sportvorstand Peter Knäbel darum bemüht, die Spieler aufzubauen, sie einzuschwören auf das vorentscheidende Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky). Die meisten Spieler hatten längst im Mannschaftsbus gesessen, als sie eine Kurznachricht via WhatsApp von Teammanager Mario Grevelhörster erhielten – mit der Aufforderung zur Rückkehr in die Kabine. Also trotteten sie quer durch die Mixed Zone der Allianz-Arena zurück. Dort wartete Knäbel, hielt zehn Minuten lang einen flammenden Appell.
Den exakten Wortlaut gab der Sportvorstand nicht preis. Aber er sprach in der Kabine, wie später vor den Kameras, nur wenig über die Niederlage, wählte zudem einen pastoralen Ton: „Es tut weh. Es tut sehr weh. Es schmerzt. Du musst diesen Schmerz spüren.“ Emotional sei dies einer der härtesten Abstiegskämpfe. Doch nach dieser Schmerz-Ansage folgten Rechtfertigungen: „Das, was wir bisher in der Rückrunde gemacht haben, wiegt für mich höher als die Intensität der Niederlage. Dass man in München verlieren kann, ist allen auch vorher klar gewesen.“
Schalke-Talk: S04 geht in München unter - Terodde und die Fans machen Mut
Trainer Thomas Reis äußerte sich ähnlich. „Diese Niederlage ist kein Grund, am Ablauf irgendetwas zu ändern. Er hat uns dahin gebracht, wo wir sind. Ich bin kein Freund davon, jetzt etwas anders zu machen“, sagte er. So hatten die Profis am Tag nach dem Spiel frei – wie immer. Die Liste der Schalker, die das 0:6 abhakten, als wäre es eine Niederlage in einem unwichtigen Testspiel vier Wochen vor Saisonstart gewesen, ging über Reis und Knäbel hinaus. „Kein schöner Tag, aber es gilt, das schnell abzuhaken“, sagte Torwart Alexander Schwolow. Kapitän Danny Latza ergänzte: „Das Selbstvertrauen geht durch so ein Spiel nicht weg. Wir stünden nicht da, wo wir sind, wenn wir das nicht hätten.“
Doch machen es sich die Schalker nicht etwas zu einfach? Zum wiederholten Mal misslang Reis’ Taktik gegen eine Spitzenmannschaft. Mann gegen Mann über den ganzen Platz zu spielen, das ist sehr kraftraubend, sehr intensiv – und es klappte nur gegen individuell schwächer besetzte Mannschaften.
In Freiburg vor zwei Wochen war das schon schiefgegangen (0:4). Nationalspieler Leon Goretzka vom FC Bayern erklärte das diesmal so: „Die Schalker Taktik hat uns in die Karten gespielt. Wir konnten uns oft befreien.“ Durch Dribblings, durch schnelle Kombinationen. Trainer Thomas Tuchel wurde nicht ganz so deutlich, sagte aber: „Das ist mutig, so zu spielen.“ Die Bayern schossen durch Tore von Thomas Müller (21.), Joshua Kimmich (29., Foulelfmeter), Serge Gnabry (50./65.), Mathys Tel (80.) und Noussair Mazraoui (90.) den deutlichen Sieg heraus und vergaben noch ein halbes Dutzend weiterer erstklassiger Chancen. Auch Eintracht Frankfurt ist eine gute Mannschaft. Eine Frage, die sich Reis stellen muss: Bleibt er am Samstag bei seinem System?
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Und noch etwas ging fürchterlich daneben: Reis stellte Torjäger Marius Bülter auf, obwohl ihm eine Gelb-Sperre drohte. An diesem verkorksten Tag handelte sich Bülter für einen Trikotzupfer die fünfte Verwarnung ein – gegen Frankfurt fehlt er. Auch hier wählte Knäbel die Nicht-so-schlimm-Taktik. „Es ist blöd, aber es ärgert mich nicht. Gejammert wird nicht. Wir haben zwei Flügelspieler in Tim Skarke und Kenan Karaman“, sagte Knäbel.
Schalke-Trainer Thomas Reis weist Kritik wegen Marius Bülter zurück
Er klang auch in diesem Punkt wie Trainer Reis: „Nächste Woche spielt ein anderer. Es ist, wie es ist. Samstag werde ich elf Mann finden, die alles versuchen werden.“ Kritik an seiner Aufstellung wies Reis zurück: „Es kann sein, dass einige sagen, es war nicht richtig. Ich sage: Es war richtig.“ Und zum Schluss erwähnte Reis in München noch eine Floskel: „Abgerechnet wird am 34. Spieltag.“ Dann stieg er in den Bus Richtung Flughafen.