Gelsenkirchen. Schalke muss vorerst auf Torhüter Ralf Fährmann verzichten. Nun kommt es auf die ursprüngliche Nummer eins Alexander Schwolow an.

Es gab schon angenehmere Momente im Leben von Alexander Schwolow als die 36. Minute im Spiel des FC Schalke 04 gegen Hertha BSC. Stammtorwart Ralf Fährmann deutete an, dass er wegen einer Verletzung ausgewechselt werden muss. Innerhalb von Sekunden machte sich Schwolow bereit, lief auf den Platz – doch die Schalke-Fans feierten Fährmann, die Berliner riefen „Jetzt geht’s los“. Auf Schwolow kommt es im Abstiegskampf jetzt an auf Schalke – doch ihm schlägt viel Skepsis entgegen. Bei seinem ehemaligen und künftigen Klub Hertha BSC sieht das kaum anders aus.

Schwolow spielte eine schwache Hinrunde auf Schalke

Seit ungefähr einem Jahr geht es für den 30 Jahre alten Schwolow bergab. Bei Hertha BSC verlor er seinen Stammplatz im Endspurt des Abstiegskampfs – nach etlichen Fehlern wollte ihn der Klub dann im Sommer loswerden. Schalke 04 griff zu, lieh den Torwart für ein Jahr aus – der verzichtete auf eine Menge Geld, bei Hertha BSC hatte er einen millionenschweren Vertrag unterschrieben. „Er hat uns in den Gesprächen glaubhaft vermittelt, dass für ihn die sportliche Perspektive absolute Priorität besitzt“, sagte der ehemalige Sportdirektor Rouven Schröder, der Schwolows Verpflichtung als Coup verkaufte. Trainer Frank Kramer machte Schwolow zur Nummer eins, ohne ihn einmal trainiert zu haben. „Er bringt alle Eigenschaften mit, auf die wir bei einer Nummer eins Wert legen. Er passt hervorragend“, sagte Kramer.

Die Hoffnungen erfüllten sich aber nicht. Schwolow bestritt alle 17 Hinrundenspiele und kassierte 41 Gegentore – der schlechteste Wert der Liga. In einem halben Dutzend dieser Spiele wirkte er unsicher, patzte bei Gegentoren. Hatte Kramer-Nachfolger Thomas Reis schon im Winter-Trainingslager im Januar in Belek angedeutet, so eindeutig sei die Torwart-Entscheidung nicht mehr, wechselte er zur Rückrunde: Fährmann ersetzte Schwolow.

Mit Ralf Fährmann kam auf Schalke der Aufwind

Fährmann wurde danach zu einem wichtigen Bestandteil des Aufschwungs, seit dem Torwartwechsel verlor Schalke nur zwei von elf Spielen. „Mit Ralle kam der Aufwind“, sagte am Dienstag Gerald Asamoah, Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, und ergänzte: „Wenn du einen Spieler verlierst, ist das immer bitter.“ Fährmann erhielt eine Menge Lob. „Diese Entscheidung war nicht die schlechteste“, sagte Trainer Reis. Und Ex-Schalke-Keeper Jens Lehmann sagte: „Ralf ist ein wichtiger Faktor, dass Schalke stabil steht. Er ist groß, hat eine super Präsenz.“

Verletzt: Schalkes Torwart Ralf Fährmann. (Photo by Lars Baron/Getty Images)
Verletzt: Schalkes Torwart Ralf Fährmann. (Photo by Lars Baron/Getty Images) © Getty Images | Lars Baron

Nun kommt es aber wieder auf Schwolow an. Bei allem Lob für Fährmann dachte Reis aber stets auch an ihn. „Er wird mich nicht ins Nachtgebet einschließen. Wir hoffen nie, dass etwas passiert, aber ich hätte kein Problem damit, wenn Schwolli zurückkommt. Ich habe ihm nichts vorzuwerfen.“ Asamoah hat ebenfalls keine Bauchschmerzen. Er sagt: „Ich gehe davon aus, dass er weiß, was zählt. Er ist Profi und sehr heiß. Wir geben Schwolli alles Vertrauen, was wir haben. Er wird das meistern.“

Beim SC Freiburg wurde Schwolow ausgebildet

Sein erstes Spiel bestreitet Schwolow bei einem weiteren Ex-Klub, dem SC Freiburg (Sonntag, 15.30 Uhr/DAZN). Von 2008 bis 2020 stand er beim SC unter Vertrag, wurde dort ausgebildet und zum Bundesligaprofi. Einen langen Weg ging er mit Trainer Christian Streich. „In Freiburg“, sagte Schwolow einmal, „wird schon in der Fußballschule viel Wert auf Bodenständigkeit und Identifikation mit dem Verein gelegt. Diese Tugenden, auch Respekt gegenüber anderen, sind Dinge, die Christian Streich vorlebt.“ Total verinnerlicht habe er Streichs Meinung, sich vielseitig zu interessieren. Nicht abzustumpfen als Profi. „Dass es noch was anderes gibt als Fußball, dass es nicht immer gut ist, wenn man sich nur auf Fußball fokussiert“, sagt Schwolow.

Aktuell wird er genau das tun – zu wichtig ist das Spiel für Schalke und für ihn selbst. Seine Zukunft ist ungewiss. Auf Schalke geht es nicht weiter, in Norwegen wurde bekannt, dass die Königsblauen Leopold Wahlstedt (Odds BK) als Nachfolger scouten. Eine Hertha-Rückkehr? Ungewiss. Konstant angenehme Momente sind für Schwolow aktuell nicht in Sicht.

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