Gelsenkirchen. So urteilen die einstigen Schalker Publikumslieblinge Michael Kroninger und Didi Schacht nach dem 2:2 gegen den BVB über Henning Matriciani.
Dietmar Schacht (60) rieb sich während des jüngsten Revierderbys mehrmals verwundert das Kinn. „In einigen Aktionen von Henning Matriciani hab ich mich selbst gesehen. Wie der Junge sich da in die Dortmunder Schüsse und in die Zweikämpfe reingeschmissen hat, das war ganz großer Kampf. Davon hab ich ja auch gelebt“, adelt Didi seinen Nach-Nachfolger in der Rolle des Schalker Publikumslieblings.
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Spätestens seit dem 2:2 gegen Borussia Dortmund wird Henning Matriciani in einem Atemzug mit königsblauen Kultkickern wie Didi Schacht, Yves Eigenrauch, Michael Kroninger oder Michael „Magic“ Prus genannt. Keiner von denen war ein Weltstar, aber jeder konnte mit seiner beherzten Spielweise die Schalker Gefühlswelt aus den Angeln heben. Didi Schacht musste dazu nicht mal seine gefürchtete Grätsche auspacken: „Bei mir haben die Fans schon ,Didiiiii’ gerufen, wenn ich zum Warmmachen raus kam. Im Spiel ging’s dann weiter, bei jeder Ballberührung: ,Didiiiii’. Diese besondere Unterstützung beschert einem Spieler natürlich Adrenalin pur.“
Letzte Schalke-Schlacht für Didi Schacht: der 5:2-Derbysieg in der Saison 1991/92
Dazu lassen Anfeuerungsrufe und Szenenapplaus für einen Publikumsliebling wie Henning Matriciani auch die Herzen der übrigen S04-Profis höher schlagen, glaubt Dietmar Schacht: „Wenn der Junge an der Außenlinie einen abgrätscht, und die komplette Veltins-Arena springt begeistert auf, dann pusht das natürlich die gesamte Mannschaft. Insofern ist es wichtig, dass du Spieler hast, die mit ihrer Art genau diese Emotionen wecken können, gerade auf Schalke.“ Nachsatz: „Die Unterstützung vonseiten der Fans war in den vergangenen Wochen gigantisch.“
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Auch Didi Schacht, der heute mit seinem Imbisswagen („Didis original Berliner Currywurst“) durch Gelsenkirchen und Umgebung tourt, hat solche Sternstunden im Schalker Kampf um den Klassenerhalt erlebt. Beim 5:2-Derbysieg in der Saison 1991/92 grätschte er 90 Minuten lang nach jedem Ball und warf sich in jedes Kopfballduell, obwohl er bereits vor dem Spiel stechende Schmerzen im Knöchel gespürt hatte – egal: „Das war ja das erste Derby nach drei Jahren in der 2. Liga.“ Für Didi Schacht war’s zugleich die letzte Schlacht: Das angeschlagene Sprunggelenk war nach dem Schlusspfiff endgültig kaputt. „Didiiiii“ war Sportinvalide.
Ordentliche Feier nach dem Schalker 2:2 gegen Borussia Dortmund
Auch Stürmer Michael Kroninger (56) war Anfang der 90er Jahre ein absoluter Publikumsliebling im alten Parkstadion. „Kroninger, Kroninger!“, mit diesen stakkatoartigen Rufen forderten die Fans immer wieder die Einwechslung des Edeljokers und feierten seine stürmischen Aktionen mit tosendem Beifall. „Warum die Fans mich so mochten, weiß ich bis heute nicht“, erklärt der Franke. „Vielleicht, weil ich nie Angst hatte, mich da vorne in einen Zweikampf reinzuschmeißen. So hatte mein Vater mir das beigebracht. Er sagte immer: Junge, wenn du Fußball spielst, dann richtig – mit allem, was du hast.“
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Den Derby-Fight des Henning Matriciani verfolgte Michael Kroninger gemeinsam mit Freunden in einer fränkischen Fußball-Kneipe. Sein Urteil über den neuen Kultkicker der Knappen: „Was der Junge geleistet hat, war vom Feinsten.“ Schmunzelnder Nachsatz: „Wir haben ihn nach dem Schlusspfiff ordentlich gefeiert, aber nicht nur ihn. Die gesamte Mannschaft hat tierisch gefightet. Es ist unglaublich, dass wir jetzt wieder die Chance auf den Klassenerhalt haben. Ich persönlich glaube fest daran, dass Schalke drinbleiben wird. Ein Freund von mir hat nach dem Derby gesagt: Die Jungs sind jetzt auf einer Mission.“
Rückhalt von den Rängen treibt Henning Matriciani zu weiteren Höchstleistungen an
Didi Schacht kann sich gut vorstellen, dass Henning Matriciani bei dieser Mission weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird. Dafür spräche neben dem unbändigen Einsatzwillen des gelernten Physiotherapeuten und den Emotionen, die Henning Matricianis Spielweise bei Fans und Mitspielern freisetzt, noch ein dritter Grund. „Der Junge ist extrem vielseitig einsetzbar“, erklärt Didi Schacht. „Zuletzt hat er ein paar Mal linker Verteidiger gespielt. Das ist natürlich nicht leicht für ihn als Rechtsfuß, aber er hat sich trotzdem voll mit der Position identifiziert. Das spüren die Fans auf Schalke.“
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Michael Kroninger glaubt, dass der Rückhalt von den Rängen Henning Matriciani zu weiteren Höchstleistungen antreiben wird: „Viele Spieler behaupten ja, sie kriegen gar nicht mit, was da von außen rüberkommt. Aber das ist Blödsinn. Natürlich bekommst du das mit, und du spürst diese Unterstützung.“ Michael Kroninger spricht aus Erfahrung, wenn er sagt: „Das ist ein absolut geiles Gefühl – und für dieses Gefühl spielst du ja letztlich Fußball.“