Gelsenkirchen. . In den vergangenen Wochen präsentierte sich Schalke 04 deutlich stabiler als in der ersten Saisonhälfte. Doch woran liegt das? Eine S04-Analyse.
Der Blick auf die Bundesligatabelle hat beim FC Schalke 04 in den vergangenen Wochen für wenig Freude gesorgt. Denn seit mehr als vier Monaten sind die Königsblauen Letzter. Dank zuletzt guter Ergebnisse gibt es auf Schalke allerdings endlich wieder Hoffnung. Der Anschluss an die Nicht-Abstiegsränge wurde wieder hergestellt. Mit einem Sieg im Straßenbahn-Derby beim VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr/Sky) könnte die Rote Laterne an den Revier-Nachbarn weitergegeben werden.
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Das liegt vor allem an der starken Schalker Rückrunde. Mit einem Sieg und vier Remis aus den ersten fünf Spielen liegt Königsblau auf Rang neun der Rückrundentabelle. Auffällig ist dabei vor allem die neuartige defensive Stabilität. Erst ein Tor kassierte Schalke in der Rückrunde – Ligabestwert.
Doch was genau hat sich im Spiel von Schalke 04 verändert? Um diese Fragen zu beantworten, lohnt es sich, einen genauen Blick auf die Spieldaten zu werfen. Sofort ins Auge fällt dabei, dass Schalke im Vergleich zur Hinrunde laut den Daten-Experten von Createfootball pro 90 Minuten rund zehn Prozent mehr Zweikämpfe bestreitet (249 statt 228 pro 90 Partie). Das liegt in erster Linie an der Mannorientierung unter Trainer Thomas Reis und dem aggressiven Pressing der Schalker Mannschaft.
Schalke verteidigt kompromisslos
Pressingauslöser ist dabei häufig schon Stürmer Michael Frey, der im Winter aus Belgien gekommen ist. Es ist auffällig, dass der 28 Jahre alte Schweizer die gegnerischen Innenverteidiger immer wieder mit sogenannten Bogenläufen anläuft und unter Druck setzt. Regelmäßig zwingt er die Gegner so entweder zu langen Bällen oder kommt sogar in direkte Zweikämpfe. Ein kontrollierter Aufbau ist gegen Schalke deshalb oftmals schwer.
Das ist ganz nach dem Geschmack von Trainer Thomas Reis. Denn lange Bälle kann Schalke inzwischen gut verteidigen. Das Zentrum der Gelsenkirchener ist mit den Innenverteidigern Moritz Jenz und Maya Yoshida sowie den beiden defensivstarken Mittelfeldspielern Tom Krauß und Alex Kral stabil. Generell agieren die Schalker Defensivspieler inzwischen auch deutlich resoluter als noch in der Hinrunde. Pro 90 Minuten kommt Schalke in der Rückrunde durchschnittlich auf 27 Klärungsaktionen – 42 Prozent mehr als noch in der ersten Saisonhälfte (19).
Dieses konsequente Verteidigen sorgt für weniger zugelassene Torschüsse (durchschnittlich 11 statt 14 pro 90 Minuten) und weniger gegnerische Ballkontakt im eigenen Strafraum (durchschnittlich 18 statt 23 pro 90 Minuten). Aber allein diese Verbesserungen erklären nicht, warum Schalke mit nur einem Gegentreffer die beste Defensive der Rückrunde stellt. Zur Wahrheit gehört, dass Königsblau auch vom gegnerischen Unvermögen profitiert hat.
Chancenverwertung ist weiter ein Problem von Schalke 04
Den Beleg dafür liefert eine Statistik über die sogenannten „expected Goals“ – also die zu erwartenden Tore, gemessen an Großchancen. Je größer die Torchance ist, desto höher ist der Wert der „expected Goals“ in der Statistik. Ein Elfmeter hat beispielsweise einen Wert von 0,77, weil statistisch 77 Prozent der Strafstöße verwandelt werden.
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Entscheidend für Schalke ist hier, dass der Wert der zu erwartenden Gegentore in der Rückrunde unverändert geblieben ist. Pro 90 Minuten haben Schalkes Gegner durchschnittlich Chancen, die zu 1,7 erwarteten Toren führen. In den fünf Rückrundenspielen kommt Schalke somit auf 8,5 zu erwartende Gegentore – in der Realität kassierten die Gelsenkirchener jedoch deutlich weniger Treffer: nur einen. Erklärungen dafür sind die schlechte Chancenverwertung des Gegners und auch die weitgehend guten Leistungen von S04-Torwart Ralf Fährmann.
Mehr Abschlüsse nach Standards
Im Spiel mit dem Ball hat Schalke weiterhin noch Luft nach oben. Da unter Trainer Thomas Reis viel auf lange Pässe in die Spitze und die Eroberung des zweiten Balles gesetzt wird, bringen die Königsblauen nur 76 Prozent ihrer Zuspiele an den Mitspieler.
Zugenommen haben im Vergleich zur Hinrunde allerdings die Schalker Ballkontakte im gegnerischen Strafraum (19 statt 14 pro 90 Minuten) und auch die Abschlüsse nach Standards (5,4 statt 3,3 pro 90 Minuten). Viel Kapital konnte S04 daraus allerdings noch nicht schlagen.
Schalke: Michael Frey im Abschluss noch glücklos
Das Thema Chancenverwertung beschäftigt Schalke aber auch in der Offensive, denn die Reis-Elf kommt in der Rückrunde auf nur 1,3 zu erwartende Tore pro 90 Minuten (1,2 in der Hinrunde). Doch in fünf Spielen traf Schalke nur zweimal (zu erwarten wären sechs Tore gewesen). Exemplarisch für die Torflaute steht Michael Frey, der gegen den Ball zwar einen guten Job macht, im Abschluss bislang noch glücklos ist. Trotz seiner zu erwartenden 1,8 Tore wartet er noch auf seinen ersten Saisontreffer.
Die nächste Chance auf sein erstes Tor hat der Schweizer schon am Samstag in Bochum – im so wichtigen Derby. Es gibt zweifelsfrei schlechtere Zeitpunkte für eine Torpremiere.