Gelsenkirchen. Schalke muss Samstag gegen den VfB Stuttgart endlich treffen. Kevin Kuranyi, aktiv für beide Klubs, weiß wie man eine Torflaute beendet.

Druck? Diesen Begriff bewertet Thomas Reis in diesen Tagen positiv. „Ist doch super, dass wir uns diesen Druck erarbeitet haben“, sagte der Trainer des Bundesliga-Schlusslichts FC Schalke 04 vor dem ersten von einigen vorentscheidenden Spielen am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) gegen den VfB Stuttgart. Nach dem 1:6-Debakel gegen RB Leipzig am 24. Januar habe jeder gesagt, es sei vorbei, erklärte Reis und ergänzte: „Jetzt haben wir eine tolle Ausgangsposition. Wer damit nicht umgehen kann, der ist fehl am Platze.“

Bruno Labbadia erwartet "heißen Tanz" auf Schalke

Nicht nur in Gelsenkirchen bemühten sich die Verantwortlichen um große Worte. Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel sprach von den „Wochen der Wahrheit“, Reis davon, „dass wir die Möglichkeit haben, uns dick ins Rennen zu bringen.“ Rund 450 Kilometer weiter im Süden ist die Rhetorik ähnlich. „Dieses Spiel hat eine hohe Brisanz“, sagte Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia. „Ich erwarte einen heißen Tanz.“

Schon die Tabellensituation spricht dafür, dass es einer wird: Stuttgart hat auf Platz 14 lediglich sechs Punkte mehr geholt als die Schalker. Auswärts hat der VfB noch gar nicht gewonnen. Die Arena ist längst ausverkauft – mehr als 62.000 Fans werden das Spiel verfolgen. Und das bei Flutlicht-Atmosphäre.

Schalke-Trainer Thomas Reis: Konzentriert, nicht nervös.
Schalke-Trainer Thomas Reis: Konzentriert, nicht nervös. © firo

Ausgerechnet vor dem ersten wichtigen Spiel plagen Reis Personalsorgen. Hatte er zuletzt bei der Kaderzusammenstellung die Qual der Wahl, fallen nun sechs Spieler aus – Jere Uronen, Thomas Ouwejan und Cedric Brunner verletzten sich in dieser Woche, drei Außenverteidiger. Die Grundeinstellung soll sich dennoch nicht verändern, sagte Reis: „Es war zuletzt sehr ekelhaft, gegen Schalke zu spielen. Das müssen wir beibehalten.“

Schalke benötigt auf dem Weg zum Klassenerhalt endlich Tore

Viermal in Folge blieb Schalke zuletzt ungeschlagen – das Problem: Alle Spiele endeten 0:0. Auf dem Weg zum Klassenerhalt benötigt Schalke endlich Tore. Reis bemühte sich auch in dieser Woche, seinen Angreifern mit verschiedenen Trainingsformen viele Abschlüsse zu ermöglichen. „Wir haben auch viele Flanken geübt – damit die Spieler das tolle Gefühl spüren, wie es ist, wenn der Ball im Netz zappelt“, erklärte Reis. Mit den Stürmern traf er sich auch zur ausführlichen Video-Nachhilfe: „Wir haben zum Beispiel gezeigt, warum wir nicht in Abschlusssituationen kommen, wo wir im Strafraum mehr Präsenz zeigen müssen. Dass wir nicht getroffen haben, lag nicht an der Anzahl der Stürmer, sondern an der Positionierung, manchmal auch an der Qualität der Flanken.“

Schalke-Podcast: Ohne sechs Punkte kann die zweite Liga geplant werden

Einer, der sowohl Schalke als auch Stuttgart sehr gut kennt, ist Kevin Kuranyi. Der 40-Jährige stürmte für beide Klubs und durchlebte auch einige sportliche Krisen. Wie er herausfand? Dieser Zeitung verriet Kuranyi sein Rezept: „Solche Durststrecken kommen vor. Man darf sich nicht unterkriegen lassen, muss immer positiv bleiben.“ Im Training immer wieder Abschlüsse zu üben, sei genau der richtige Weg: „Über Trainingsformen müssen Stürmer gefüttert werden, damit die Automatismen kommen und man das Gefühl behält, wie man trifft. Man muss Erfolgserlebnisse im Training haben, dann klappt es im Spiel auch irgendwann wieder.“

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Doch was passiert, wenn Schalke sowohl gegen Stuttgart als auch eine Woche später im kleinen Derby beim VfL Bochum (Samstag, 4. März, 15.30 Uhr/Sky) nicht punkten sollte? Der Abstieg wäre dann sehr wahrscheinlich. „An die Zweite Liga denke ich nicht“, sagte Reis. „Ich tue mich schwer, wenn ich darüber reden soll. Ich bin immer optimistisch.“ Dass ihm Peter Knäbel in dieser Woche das Vertrauen aussprach und ihm eine Jobgarantie auch im Abstiegsfall gab, nahm er dennoch erfreut zur Kenntnis. „Es ist schön, wenn Vorstand und Aufsichtsrat komplett hinter dem Trainer stehen. Das zeigt, dass alle einverstanden sind mit meiner Art und Weise“, erklärte Reis.

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Schalke: Reis denkt noch nicht an den VfL Bochum

Nur an eins, sagt er jedenfalls, denke er noch nicht: an das Spiel bei seinem Ex-Klub VfL Bochum. Reis lebt noch in Bochum, mit den Ankündigungsplakaten wird er täglich konfrontiert: „Wir haben den VfB Stuttgart vor der Brust. Nächste Woche können wir uns über den nächsten Gegner unterhalten.“