Gelsenkirchen. . Beim VfB Stuttgart ist Chris Führich in der Bundesliga gesetzt. Doch das Spiel auf Schalke ist für den Mittelfeldspieler etwas Besonderes.

Zumindest ein waschechter Ruhrpottler wird am Samstag auf dem Rasen stehen, wenn Schalke 04 auf den VfB Stuttgart trifft. Erstaunlich ist allerdings, dass er nicht das königsblaue Trikot der Schalker tragen wird, sondern eines mit rotem Brustring. Denn das einzige Kind des Ruhrgebiets wird der Stuttgarter Chris Führich sein.

„Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen, es ist meine Heimat. Meine Familie und viele Freunde leben noch dort“, sagt der gebürtige 25 Jahre alte Mittelfeldspieler, der aus Castrop-Rauxel stammt, im Gespräch mit der WAZ. „Ich freue mich immer wieder, wenn ich zu Hause sein kann.“ Und der Karriereweg von Führich zeigt: Viel mehr Ruhrpott-Erfahrung als er kann ein Fußballer kaum haben, denn allein in der Jugend spielte er für Schalke, Borussia Dortmund, den VfL Bochum und Rot-Weiß Oberhausen. Das komplette Programm.

Auch Schalke-Trainer Thomas Reis lobt Chris Führich

So ganz freiwillig hat Führich diese „Tour de Ruhr“ zu Jugendzeiten allerdings nicht auf sich genommen, wie er erzählt: „Bei mir kam der Wachstumsschub erst recht spät. Zwischen der U17 und der U19 war ich körperlich noch nicht so weit.“ Das war für den talentierten Offensivspieler damals mit vielen Enttäuschungen verbunden, denn bei Borussia Dortmund und auch beim VfL Bochum fiel er während seiner U17-Zeit durchs Raster und wurde aussortiert. So war er zu den Vereinswechseln gezwungen.

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Fernab der großen Klubs nahm er bei Rot-Weiß Oberhausen einen neuen Anlauf, unterhalb der Junioren-Bundesliga in der Niederrheinliga. Von einer Bundesligakarriere war Führich damals ein ganzes Stück entfernt. Doch der Rückschritt nach Oberhausen hat sich für ihn ausgezahlt. Durch gute Leistungen in den zwei U19-Jahren schaffte er den Sprung zum 1. FC Köln und debütierte dort 2017 in der Bundesliga. Über die U23 des BVB und den SC Paderborn ist Führich dann im Sommer 2021 beim VfB Stuttgart gelandet.

In der U19 spielte Chris Führich für Rot-Weiß Oberhausen - von dort gelang ihm der Sprung in den Profifußball.
In der U19 spielte Chris Führich für Rot-Weiß Oberhausen - von dort gelang ihm der Sprung in den Profifußball. © Thorsten Tillmann

Und bei den Schwaben ist der Castroper inzwischen Stammspieler und Leistungsträger unter Trainer Bruno Labbadia. Mit vier Toren ist er sogar der zweitbeste Torschütze seines Teams. Erst kürzlich ist Führich beim 1:2 in Freiburg ein Traumtor gelungen – und auch beim 1:1 im Hinspiel gegen Schalke 04 hat er getroffen. Nicht ohne Grund lobte selbst S04-Trainer Thomas Reis den 25-jährigen Stuttgarter am Donnerstag explizit.

Chris Führich ist nicht zum Heimatbesuch auf Schalke

Und nur zu gern würde Führich am Samstag in der Arena erneut treffen, denn die Spiele in der Heimat sind für ihn ein weiterer Motivationsschub. „Keine Frage, es ist immer etwas Besonderes, gegen einen ehemaligen Verein zu spielen“, sagt er. „Und meine Familie und meine Freunde müssen bei den Duellen im Ruhrgebiet auch nicht so weit fahren, um ein Spiel von mir im Stadion zu sehen“, ergänzt der Mittelfeldspieler mit einem Grinsen.

Doch auf Schalke geht es für Chris Führich nicht um einen netten Heimatbesuch, sondern in erster Linie um wichtige Punkte in der Bundesliga. Ähnlich wie Schalke kämpft auch der VfB Stuttgart im Tabellenkeller um den Klassenerhalt. Doch anders als S04 konnte sich der VfB zuletzt mit einem Sieg Selbstvertrauen holen. Mit 3:0 wurde in der Vorwoche der 1. FC Köln abgefertigt.

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„Wir wollen an das Heimspiel gegen Köln anknüpfen und mit der gleichen Energie und Konsequenz in unseren Aktionen agieren“, erklärt Führich. Dann, so ist der 25-Jährige sicher, werden die Stuttgarter auch gegen die zuletzt stabile Schalker Abwehr zu Chancen kommen. „Diese wollen wir nutzen.“

Chris Führich: Anfänge bei Schalke 04

Bei der SG Suderwich in Recklinghausen hat Chris Führich (25) als Knirps mit dem Fußballspielen begonnen. Schon als Achtjähriger wechselte er zu Schalke 04. „Ich kann mich noch gut an die Anfangszeit erinnern. Ich wurde damals auf einem Turnier gesichtet und durfte fortan in der U8 als Auswahlkind immer montags zum Schalke-Training kommen. Ab der U9 habe ich dann dort fest gespielt“, erzählt Führich.

Schon als Neunjähriger hat der heutige Bundesliga-Profi dann dreimal pro Woche auf Schalke trainiert. Zusätzlich stand am Wochenende ein Spiel an. „Vieles war also schon damals auf Fußball ausgerichtet“, erinnert sich der Mittelfeldspieler.

Nach sieben Jahren bei den Königsblauen wechselte Führich 2013 in die U16 von Borussia Dortmund. Über die Zwischenstationen VfL Bochum und Rot-Weiß Oberhausen landete er 2017 beim 1. FC Köln und feierte dort sein Bundesliga-Debüt. 2019 folgte sein Wechsel zur U23 des BVB in die Regionalliga. Von dort ging es zum SC Paderborn in die 2. Bundesliga. Im Sommer 2021 zahlte der VfB Stuttgart dann 2,5 Millionen Euro für die Dienste von Chris Führich.

Schon der Blick auf die Tabelle zeigt: Auf Schalke darf sich der VfB keine Niederlage erlauben, denn nur wegen des besseren Torverhältnisses steht Stuttgart nicht auf dem Relegationsrang. Bei einer Pleite auf Schalke würde der Vorsprung auf den Tabellenletzten aus Gelsenkirchen auf drei Punkte schrumpfen. Trotz dieser bedrohlichen Aussichten ist Chris Führich sicher: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Ob das auch so bleibt, wird das Spiel auf Schalke zeigen.