Berlin. Das vierte Remis in Folge hilft Schalke im Abstiegskampf kaum weiter. Jetzt warten zwei Endspiele gegen Stuttgart und den VfL Bochum.

Maya Yoshida musste ein paar Sekunden überlegen. 34 Jahre ist der Abwehrchef des FC Schalke 04 inzwischen alt, er hat in mehreren Ländern gespielt, 127 Länderspiele für Japan bestritten. „Ich glaube“, sagte er dann, „das war sogar für mich das erste Mal, dass ich viermal hintereinander 0:0 gespielt habe.“ Torlos endete das Auswärtsspiel der Königsblauen beim Tabellenzweiten 1. FC Union Berlin – ein Bundesliga-Rekord, den eigentlich kein Verein will. Und die Analyse fiel den beteiligten Schalke-Profis schwer. Auch Yoshida: „Es gibt wieder eine helle Seite, und wieder eine dunkle Seite.“

So richtig zufrieden war niemand. Die 22.012 Zuschauer nicht, weil sie ein furchtbar langweiliges Spiel gesehen hatten, das keinen Sieger, nicht einmal ein Tor verdient hatte. Die Berliner nicht, weil sie den Sprung an die Tabellenspitze verpasst hatten. Und die Schalker nicht, kleben sie doch weiter am Tabellenende fest, der Rückstand zum rettenden Ufer beträgt inzwischen sechs Punkte.

Schalke-Trainer Reis: „Mit der Art und Weise einverstanden“

Schalkes Trainer Thomas Reis bemühte sich aber darum, nicht allzu enttäuscht zu wirken: „Vielleicht klingt das Ergebnis für viele nicht gut. Ich aber sage: Wir haben gegen den Tabellenzweiten gespielt. Wenn einer vorher gesagt hätte, dass wir auf Augenhöhe sind und sogar die Chance hätten, zu punkten, hätte das jeder unterschrieben. Mit der Art und Weise, wie wir uns präsentiert haben, bin ich einverstanden.“

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Und wie präsentierten sich die Schalker? Wie bei den drei 0:0-Spielen zuvor auch. Berlins Trainer Urs Fischer fand für die Leistung des Schlusslichts lobende Worte: „Es stand ein Gegner auf der anderen Seite, der es sehr gut gemacht hat, der kompakt war, gut organisiert und unermüdlich. Beide Mannschaften haben sich neutralisiert. So wie das Spiel gelaufen ist, musst du mit diesem Ergebnis zufrieden sein.“

Jenz behält auch im vierten Schalke-Spiel die weiße Weste

Richtig gute Torchancen gab es zwei – eine auf jeder Seite. In der 23. Minute kam der Berliner Danilho Doekhi im Anschluss an eine Ecke zum Schuss, Schalkes Torwart Ralf Fährmann wehrte den Ball bravourös ab. Auch im vierten Spiel seit dem Torwartwechsel blieb der 34 Jahre alte Routinier ohne Gegentor. „Ralle ist einfach im entscheidenden Moment da. Er strahlt eine gute Präsenz aus“, sagte Reis. Der Schlussmann sprach von einem „Zusatzpunkt“ und ergänzte: „Jeder Defensivspieler freut sich über so eine Serie.“ Auch Innenverteidiger Moritz Jenz, im Januar von Celtic Glasgow gekommen, behielt in seinem vierten Schalke-Spiel die weiße Weste und sagte: „Ich kann das gar nicht glauben, dass die Mannschaft Letzter ist. Wir arbeiten so hart, um die Null zu halten.“

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Ihre beste Chance vergaben die Schalker in der 60. Minute. Nach einer Flanke von Dominick Drexler hatte Marius Bülter den Ball mit dem Kopf verlängert. Michael Frey schloss aber nicht sofort ab, und nach der Annahme wurde ihm der Ball vom Fuß gegrätscht. Trainer Reis schüttelte danach nur den Kopf. „Beim nächsten Mal wird Michael hundertprozentig direkt schießen. In der Bundesliga bekommst du die Zeit einfach nicht, den Ball noch einmal anzunehmen“, sagte Reis.

S04-Fans applaudieren

Doch über die erneute Torlosigkeit wollte der Trainer nicht zu lange schimpfen: „Torchancen gegen Union Berlin zu kreieren ist schon anderen Mannschaften schwer gefallen.“ Von den mitgereisten Fans gab es – wie bei den drei 0:0-Spielen zuvor – eine Menge Applaus. Auch die Ultras Gelsenkirchen hatten es rechtzeitig zum Anpfiff ins Stadion geschafft. Am frühen Morgen waren sie kurz vor der Abfahrt in Gelsenkirchen von rivalisierenden Fangruppen überfallen worden.

Schalke-Trainer Thomas Reis (l.) tauscht sich mit seinem Abwehrchef Moritz Jenz aus.
Schalke-Trainer Thomas Reis (l.) tauscht sich mit seinem Abwehrchef Moritz Jenz aus. © firo | firo

Schalke jetzt gegen VfB Stuttgart und VfL Bochum

Nun folgen für die Schalker zwei Spiele, in denen sie nicht mehr torlos bleiben dürfen – gegen zwei Mitkonkurrenten. Zunächst kommt der VfB Stuttgart am Samstag nach Gelsenkirchen (18.30 Uhr/Sky), dann tritt S04 im Revierderby beim VfL Bochum an (4. März, 15.30 Uhr/Sky). „Wir wissen, dass es zwei sehr, sehr wichtige Spiele sind. Logisch wird vor diesen Spielen mehr Druck aufgebaut, aber ich kann damit gut umgehen. Diese Art, wie wir im Moment spielen, müssen wir beibehalten. Die Gegner haben wieder etwas mehr Respekt vor uns“, erklärte Reis.

Doch was kann er selbst ändern, damit die Torlosigkeit bald endet? Da fand er eine einfache Antwort: „Üben, üben, üben.“