Gelsenkirchen. Auf Schalke deutet nach dem Debakel gegen RB Leipzig viel auf den fünften Abstieg der Klubgeschichte hin. Peter Knäbel bemüht Durchhalteparolen.
Die Aufgaben eines Sportvorstands bei einem Fußball-Bundesligisten sind vielfältig, aber doch immer klar strukturiert. Peter Knäbel hatte am Mittwoch ausreichend Zeit, sich Gedanken zum fürchterlich ernüchternden 1:6 des FC Schalke 04 gegen RB Leipzig vom Vorabend zu machen.
„So eine empfindliche Niederlage, die die Schwächen schonungslos aufdeckt, ist immer eine Chance, um genau diese Schwächen im Anschluss mit aller Konsequenz und der notwendigen Härte zu beheben“, sagte der 56-Jährige. „Leipzig darf nur ein Ausrutscher gewesen sein. Ich erwarte von der Mannschaft in den kommenden Wochen ein ganz anderes Gesicht. Das werden wir der Mannschaft für die verbleibenden 17 Spiele auch unmissverständlich so mitteilen.“
Schalke-Vorstand Peter Knäbel hatte es eilig
Am Abend zuvor hatte Knäbel noch andere Dinge zu erledigen – „Sponsorentermin, beginnt in drei Minuten“, waren seine Worte auf dem eiligen Weg heraus aus dem Kabinentrakt –, ehe er sich der Analyse der 90 Minuten und den Befindlichkeiten des leckgeschlagenen Traditionsklubs widmete.
Um die Gefühlslage der Schalker ist es zum Aufbruch in die zweite Saisonhälfte schlecht bestellt. „Ein beschissener Abend“, klagte Trainer Thomas Reis. „Desolat“, ergänzte Kapitän Danny Latza. Aber „spätestens Donnerstag oder Freitag müssen wir uns auf den nächsten Gegner vorbereiten“, sagte der von den Leipzigern sechsmal bezwungene Torhüter Alexander Schwolow, „da hat man keine Wahl.“
Schalke: Aktuell zwei Punkte mehr als 2020/21
Die hat Schalke nach dem Abschluss der ersten Halbserie wirklich nicht: Neun Punkte nennt der Tabellenletzte sein Eigen, zwei mehr als in der Abstiegssaison 2020/21 – „aber noch mal nur neun, und du steigst ab“, richtete Reis einen Appell an seine Spieler, die gegen Leipzig lange Zeit nur wie Fußballerdarsteller auftraten. Mit den Beinen und dem Kopf zu langsam, mehr auf Geleitschutz als enge Bewachung der Kontrahenten bedacht, ohne Leidenschaft, was viele leiderprobte Anhänger dazu veranlasste, die Arena weit vor dem Abpfiff zu verlassen.
Das ist ja immer die größte Gefahr in Gelsenkirchen: Wenn die Fans verstummen, teils apathisch die Leistung auf dem Rasen über sich ergehen lassen, schrillen die Alarmglocken. Aber Schalke ist Schalke, Schalke ist anders, und Schalke entfacht dann doch wieder einen Jubelorkan, wenn wie gegen Leipzig während eines leichten Aufbäumens Soichiro Kuzoki beim Stand von 0:4 der Anschlusstreffer (56.) gelingt.
„Einer der wenigen Lichtblicke“, sagte Reis zu dem 22 Jahre alten Bundesliga-in-der-Arena-Debütanten, der in der ersten Saisonhälfte noch für die U23 in der Regionalliga auf Torejagd gegangen war, aber: „Ich muss jetzt die Leute finden, die Sonntag den Kopf frei haben und die Zweikämpfe annehmen werden, um dann erfolgreich zu sein.“
Schalke-Krise: Nun kommt der 1. FC Köln
Zu Gast ist dann um 15.30 Uhr der 1. FC Köln, dessen mit Stolz geschwellte Brust nach dem 7:1 über Werder Bremen und dem 1:1 beim Meister FC Bayern aktuell von der Domstadt bis zu den Außenbezirken Gelsenkirchens reicht.
Auf Schalke können alle die Tabelle lesen, um das drohende Szenario eines fünften Abstiegs in die Zweite Liga zu begreifen. „So wie heute hast du nichts in der Bundesliga verloren“, war Thomas Reis‘ Erkenntnis, die er seinen Profis noch mitgeteilt hatte, bevor er sie in den trainingsfreien Mittwoch schickte.
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Den Königsblauen droht im Abstiegskampf die Luft auszugehen, selbst wenn die Konkurrenten Hertha BSC, FC Augsburg, VfL Bochum und VfB Stuttgart derzeit nicht den Anschein erwecken, uneinholbar davonziehen zu können.
Schalke kann sich aber nicht mehr erlauben, ständig ein anderes Gesicht zu zeigen: Das 0:3 bei Eintracht Frankfurt kam nicht wie eine in dieser Höhe angemessene Niederlage daher; das 1:6 gegen RB auch nicht, jedoch angesichts der Hilflosigkeit unter völlig anderen Vorzeichen. Blockiert das für künftige Aufgaben? „Das werden wir abschütteln können“, sagte Schwolow.
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Schalke: Skarke könnte gegen Köln starten
Förderlich sollte gegen Köln sein, dass der von Union Berlin ausgeliehene Flügelflitzer Tim Skarke dann erstmals im S04-Trikot auflaufen kann. Gut möglich, dass Schalke nach ihm sowie Michael Frey, Jere Uronen und Niklas Tauer noch mal auf dem Transfermarkt tätig wird, das Interesse am vom FC Lorient vorübergehend zu Celtic Glasgow verschickten Innenverteidiger Moritz Jenz ist verbrieft.
"Stand heute brauchen wir mehr als einen Neuen", hatte Thomas Reis am Dienstagabend gesagt. Diesen Wunsch wird ihm sein Vorgesetzter nicht erfüllen, aber Peter Knäbel sagte aufmunternd: "Thomas war selbst Abwehrspieler, ihn nervt die Anzahl der Gegentore am meisten. Zusammen mit seinem Team wird er nach schnellen Lösungen suchen, die schon gegen Köln greifen sollen."