Essen. Die Bundesliga legt nach der Winterpause wieder los. Wie ist die Stimmungslage bei den sechs Westklubs? Ein Check.

Die Bundesliga geht weiter. Nach einer langen, langen Pause müssen sich auch die Mannschaften aus dem Westen wieder im Alltag beweisen. Schalke 04, der VfL Bochum, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen und der 1. FC Köln starten mit unterschiedlichen Voraussetzungen. In welcher Verfassung befinden sich die Klubs in diesem frostigen Winter? Wie ist die Stimmung? Ein Check.

Schalke 04, Tabellenplatz 18

In der zehnwöchigen Bundesliga-Pause hatte Thomas Reis viel Zeit, die Mannschaft von Schalke 04 nach seinen Vorstellungen zu formen. Das Umschaltspiel, mit dem er schon beim VfL Bochum Erfolg hatte, wollte er auch in den Köpfen der S04-Profis verankern. Aber: In der Vorbereitung lief für Schalke nicht allzu viel nach Plan. Vor allem das Personal macht Sorgen.

Schalke 04 droht der erneute Abstieg aus der Bundesliga.
Schalke 04 droht der erneute Abstieg aus der Bundesliga. © Tim Rehbein

Da wären einerseits die Verletzten. Noch immer fehlen den Königsblauen reihenweise Schlüsselspieler, darunter Flanken-Spezialist Thomas Ouwejan (26), Spielmacher Rodrigo Zalazar (23) und Mittelfeld-Chef Alex Kral (24). Das Trio hat nahezu die komplette Vorbereitung verpasst und konnte den „Reis-Fußball“ noch nicht verinnerlichen. Ein riesiges Problem.

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Auch die passenden Neuzugänge fehlen weitgehend. In Mittelstürmer Michael Frey (28) wurde nun zwar ein Ersatz für Sebastian Polter (31, Kreuzbandverletzung) verpflichtet, doch an Tempo auf den Flügeln fehlt es weiterhin. Explosives Umschaltspiel wird daher schwierig. Die vergeigten Testspiele setzen der schlechten Vorbereitung die Krone auf (kein Sieg in sechs Spielen). All das zeigt: Der Tabellenletzte aus Gelsenkirchen braucht ein kleines Wunder, um in der Liga noch die Wende zu schaffen. (rha)

Die Stimmung? Betrübt.

VfL Bochum, Tabellenplatz 17

Kurz vor dem Ernstfall kam es doch noch knüppeldick. Rechtsverteidiger Cristian Gamboa? Knieverletzung. Linksverteidiger Konstantinos Stafylidis? Gebrochene Rippe. „Es ist ärgerlich, wir sind durch die Vorbereitung eigentlich ganz gut ohne größere Blessuren gekommen“, meint Trainer Thomas Letsch (54) vor dem Abstiegskracher gegen Hertha BSC am Samstag (15.30 Uhr/Sky). Bis dahin nämlich lief die Vorbereitung der Bochumer nach Plan. Keven Schlotterbeck (25), ausgeliehen vom SC Freiburg, präsentierte sich gleich als Stabilisator der Innenverteidigung neben Ivan Ordets (30). Auf den Flügeln wird es gar zu „Härtefällen“ kommen – Simon Zoller (31) und Gerrit Holtmann (27) etwa droht die Bank.

Ivan Ordets ist beim VfL Bochum in der Vorbereitung in guter Form.
Ivan Ordets ist beim VfL Bochum in der Vorbereitung in guter Form. © firo

Alles rosig? Nicht ganz. Der Schwung vor der WM-Pause, in die Bochum mit Siegen gegen Borussia Mönchengladbach und beim FC Augsburg ging, ist abgeflacht. In den Testspielen gegen ziemlich schlagbare Gegner gelang kein Sieg. Und im letzten Spieldrittel fehlte dem VfL die Torgefahr. Unsicherheit, wie gut die Form wirklich ist, schwingt daher auch bei Trainer Letsch mit: „Es ist eine besondere Situation und fühlt sich an wie das erste Spiel einer Saison.“ (chwo)

Die Stimmung? Solide.

1. FC Köln, Tabellenplatz 13

Der 1. FC Köln ist gerüstet für den Auftakt am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Werder Bremen. Die Doppelbelastung mit der Conference League fällt weg, die Testspiele (unter anderem ein 4:0 gegen den HSV) haben gezeigt, dass mit dem FC wieder zu rechnen ist.

Zumal mehrere verletzte Spieler wieder bei der Mannschaft sind, unter anderem Leistungsträger Dejan Ljubicic. In Davie Selke kam ein neuer Angreifer von Hertha BSC, der zum Start aber noch auf der Bank sitzen wird. Sieben weitere Spieler fallen jedoch aus: Mark Uth, Sebastian Andersson, Florian Dietz, Jan Thielmann, Dimitrios Limnios, Luca Kilian und Kristian Pedersen. Wichtiges Zeichen aber für Köln: Florian Kainz, bester Scorer in der laufenden Saison mit fünf Toren und fünf Vorlagen, hat seinen Vertrag ebenso bis 2025 verlängert wie Mark Uth. (cb)

Die Stimmung? Hoffnungsvoll.

Bayer Leverkusen, Tabellenplatz 12

Xabi Alonso musste sich als Spieler von Real Madrid gegen den FC Barcelona häufig mit demjenigen auseinandersetzen, der all die feinen Fußballer in seiner Generation noch einmal überragt: Lionel Messi. Dies wäre eigentlich unerheblich für diesen Formcheck, hätte Alonso, nun Trainer von Bayer Leverkusen, nicht einen seinen Leverkusener Fußballer mit Lionel Messi verglichen. Florian Wirtz sei sooooo gut, schwärmte Alonso in der Vorbereitung. „Warum ist Messi so gut? Weil er weiß, wie und wann man einfache Pässe spielt. Es geht nicht immer darum, die brillanteste Aktion zu machen, sondern die beste und klügste. Florian kann das.“

Leverkusens Trainer Xabi Alonso vergleicht Florian Wirtz mit einer Fußballlegende.
Leverkusens Trainer Xabi Alonso vergleicht Florian Wirtz mit einer Fußballlegende. © Manu Fernandez/AP/dpa

Besondere Worte für einen gerade mal 19-Jährigen, doch Wirtz kann Zuspruch gebrauchen, schließlich fehlte er fast im gesamten Jahr 2022 aufgrund eines Kreuzbandrisses. Jetzt ist der Offensivspieler wieder fit und soll dabei helfen, Leverkusen nach oben zu führen. Die Werkself hat einiges gutzumachen, im ersten Spiel gegen Gladbach fehlen allerdings Charles Aranguiz (Wadenprobleme) und Patrik Schick (Leistenbeschwerden). Alonso, der im Oktober den Posten von Gerardo Seoane übernommen hat, muss beweisen, dass er aus Leverkusen wieder eine Spitzenmannschaft formen kann. (las)

Die Stimmung? Ordentlich.

Borussia Mönchengladbach, Tabellenplatz 8

Jonas Omlin gab sein Trainingsdebüt in Mönchengladbach am Freitag unter erschwerten Bedingungen. Im Schneetreiben bereitete sich der Torwart auf das Spiel gegen Bayer Leverkusen (Sonntag, 17.30 Uhr/DAZN) vor. Beim Liga-Restart wird der 29-Jährige, den Gladbach als Nachfolger des zum FC Bayern abgewanderten Yann Sommer vom HSC Montpellier geholt hat, wahrscheinlich schon zum Einsatz kommen. „Jonas hat viele Pflichtspiele absolviert, er ist im Rhythmus. Von daher spricht relativ wenig dagegen“, sagt Trainer Daniel Farke. Omlin habe „einen fokussierten Eindruck auf dem Platz hinterlassen“, der Schweizer soll dem Team sofort den nötigen Rückhalt geben.

Torhüter Jonas Omlin wechselt zu Borussia Mönchengladbach.
Torhüter Jonas Omlin wechselt zu Borussia Mönchengladbach. © Thibault Camus/AP/dpa

Für die Stabilität der Abwehr könnte auch die Rückkehr des ehemaligen Schalkers Ko Itakura ein entscheidender Faktor sein. Der japanische Innenverteidiger hatte nach langer Verletzungspause bereits bei der WM in Katar sein Comeback gefeiert. Nun hoffen die Gladbacher darauf, dass der 25-Jährige ähnlich starke Leistungen wie zu Saisonbeginn zeigt. Eine wichtige Rolle im Mittelfeld dürfte derweil weiterhin Christoph Kramer (31) spielen, der seinen Vertrag um zwei Jahre bis 2025 verlängert hat.

Das Arbeitspapier von Marcus Thuram (25) hingegen ist nur noch bis kommenden Sommer gültig, der Stürmer wird Gladbach spätestens dann mit Sicherheit verlassen. Derzeit plagen den Franzosen Kniebeschwerden, sein Einsatz gegen Leverkusen sei deshalb „sehr fraglich“, sagt Farke. Thuram, mit bisher zehn Saisontreffern Gladbachs Top-Torjäger, könnte den Fohlen noch maßgeblich dabei helfen, nach zweijähriger Abstinenz ins internationale Geschäft zurückzukehren. (nb)

Die Stimmung? Zuversichtlich.

Borussia Dortmund, Tabellenplatz 6

Ach ja, die Dortmunder, vor jeder Saison sind sie es, die als Bayern-Verfolger auserkoren werden und fast immer klappt das alles dann nicht so ganz. Vor der Winterpause verlor der Klub erst gegen Wolfsburg (0:2), dann gegen Mönchengladbach (2:4). Trainer Edin Terzic versuchte deswegen, in dieser Vorbereitung vor allem die Defensive wieder zu festigen. Ob das gelungen ist? Abwarten. Hoffnung macht, dass viele Verletzte zurückgekehrt sind. Alle überstrahlte Sebastien Haller, nach seiner Hodenkrebserkrankung wird der 28-Jährige schon gegen den FC Augsburg vermutlich wieder im Kader stehen und seiner Mannschaft eine neue Wucht im Angriff verleihen. Dabei machte seine bemerkenswerte Geschichte noch einmal deutlich, dass es viel wichtigeres im Leben gibt als Formchecks wie diesen hier.

BVB-Rückkehrer: Sebastien Haller.
BVB-Rückkehrer: Sebastien Haller. © firo

Youssoufa Moukoko hat nach langen Verhandlungen seinen Vertrag verlängert, bei anderen Profis wie Kapitän Marco Reus und Mats Hummels steht nicht fest, ob sie über den Sommer hinaus in Dortmund bleiben. Diese Thematik wird den Verein in der Rückrunde begleiten. Zudem wackelt der Einsatz von Reus gegen Augsburg aufgrund einer Erkältung. las

Die Stimmung? Optimistisch.