Gelsenkirchen. Der japanische Newcomer Soichiro Kozuki steht bei Schalke in den Startlöchern für die Bundesliga. Sein Ex-Trainer Brunetto traut ihm Großes zu.

Am Trainingsplatz des FC Schalke 04 tummelte sich am Dienstag ein japanisches Kamera-Team und richtete seine Hauptaufmerksamkeit verständlicherweise auf zwei Japaner: Maya Yoshida, der vor wenigen Wochen noch mit der Nationalelf seines Heimatlandes an der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar teilgenommen hatte, und den königsblauen Newcomer Soichiro Kozuki.

Kleine Extraschicht von Kozuki und Sané

Für die Bewegtbilder passte es dabei hervorragend, dass sich Soichiro Kozuki nach dem Ende der Profi-Trainingseinheit gemeinsam mit Youngster Sidi Sané zwei Ballsäcke schnappte und insgesamt elf Bälle hervorkramte. Sané und Kozuki schossen anschließend einige Minuten auf das leere Trainingstor.

Vier Treffer während der Winter-Vorbereitung

So einfach dürfte es für Kozuki, wenn er am Samstag (15.30 Uhr) im Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt zu seinen ersten Bundesliga-Minuten kommen sollte, nicht werden. Zwar überzeugte der 22-Jährige im Schalker Bundesliga-Aufgebot mit insgesamt vier Treffern während der Wintervorbereitung, aber dass im Oberhaus ein anderer Wind weht, wurde bereits beim 0:1 im letzten Test gegen Mit-Aufsteiger Werder Bremen deutlich.

„Lieber ein Testspiel verlieren, aber dafür in der Liga gewinnen“, sagt Schalkes Lizenzspieler-Leiter Gerald Asamoah und streicht im Hinblick auf Frankfurt heraus: „Ich hoffe, dass wir im ersten Spiel das abrufen, was wir brauchen.“

Kozuki steht für Tempo

Schnelligkeit ist eine Trumpfkarte, die Hoffnungsträger Thomas Reis mit seinem Team in der zweiten Halbserie ausspielen will. Und da kommt, nachdem der Wunsch-Transfer von Union Berlins Tim Skarke (26) gerade erst gescheitert ist, wieder Soichiro Kozuki ins Spiel.

Der ehemalige Offensivspieler von Kyoto Sanga steht für Tempo, eine Portion Frechheit, Torgefahr und Überraschungsmomente. All das kann der Tabellenletzte, der bisher nur neun Punkte eingesammelt und 13 Saisontore erzielt hat, gut gebrauchen.

Gerald Asamoah hält den Ball flach

Gerald Asamoah sagt im Gespräch mit der WAZ: „Kozuki wird mit Sicherheit seine Zeit brauchen, aber wir haben auch gemerkt, welche Qualität er hat. Er bringt neben Power auch unter anderem diese tiefen Läufe mit ein.“ Asamoah gibt allerdings zu bedenken: „Wir dürfen jetzt nicht die ganze Hoffnung auf Soichiro Kozuki legen. Wir wollen keinen unnötigen Druck aufbauen.“

Schalke-Legende Gerald Asamoah mahnt: „Wir dürfen nicht die ganze Hoffnung auf Kozuki legen.“
Schalke-Legende Gerald Asamoah mahnt: „Wir dürfen nicht die ganze Hoffnung auf Kozuki legen.“ © Jürgen Fromme/firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Ein Experte, der Kozukis Vorzüge genau beurteilen kann, ist Giuseppe Brunetto. Der 49-Jährige war der erste Trainer in Deutschland, der beim 1. FC Düren mit dem japanischen Wirbelwind zusammengearbeitet hat. Mit fünf Toren und fünf Vorlagen in elf Partien hatte Kozuki seinen Anteil am Dürener Regionalliga-Aufstieg, bevor es im Sommer 2022 weiter Richtung Schalke U23 und jetzt in den Bundesliga-Kader der Königsblauen ging.

Ex-Trainer Brunetto traut Kozuki den Sprung zu

Brunetto: „Als Soichiro das erste Mal bei uns in Düren mittrainiert hat, da habe ich sofort gemerkt, dass er etwas Besonderes hat. Für einen Japaner und für einen Offensivmann bringt er eine ungewöhnliche Zweikampfhärte mit. Man hat sofort gemerkt, dass da eine Menge Potenzial drinsteckt. Er war für uns ein absoluter Glücksgriff.“

Gratulation zur Beförderung auf Schalke

Und wie lief die Zusammenarbeit im Training? „Kozuki zwar der deutschen Sprache nicht mächtig, hat aber über seinen Berater und über ein Mitglied unseres Trainerteams immer wieder nachgefragt, was er machen soll, was er verbessern kann“, erinnert sich Brunetto, der bei den Dürenern im Hinrundenverlauf seinen Hut nehmen musste.

Schalkes Soichiro Kozuki im Zweikampf mit, Jannes Horn (1. FC Nürnberg) Foto: Tim Rehbein/RHR-FOTO
Schalkes Soichiro Kozuki im Zweikampf mit, Jannes Horn (1. FC Nürnberg) Foto: Tim Rehbein/RHR-FOTO © FUNKE Foto Services | Tim Rehbein/RHR-FOTO

Dass sein früherer Schützling mittlerweile zum Schalker Bundesligakader zählt, freut Brunetto sichtlich: „Ich habe ihm, als ich die Nachricht erfahren habe, sofort geschrieben und ihm alles Gute gewünscht. Soichiro hat sich dafür 1000 Mal bedankt“, sagt der Coach mit einem Lachen.

Brunetto lobt Kozukis Ehrgeiz

Kann Soichiro Kozuki tatsächlich in der Bundesliga Fuß fassen? „Ich traue ihm das wirklich zu“, legt sich sein ehemaliger Trainer fest und liefert die Begründung gleich hinterher: „Wenn man so ehrgeizig, so lernwillig und so talentiert ist wie Kozuki, dann kann es tatsächlich klappen. Er ist unglaublich schnell, ballgewandt und hat einen sehr guten Abschluss.“

Giuseppe Brunetto hat mit Soichiro Kozuki in Düren zusammengearbeitet: „Er war ein Glücksgriff.“ Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services
Giuseppe Brunetto hat mit Soichiro Kozuki in Düren zusammengearbeitet: „Er war ein Glücksgriff.“ Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services © Thorsten Tillmann

Nicht zu viel Druck aufbauen

Giuseppe Brunetto hält nichts davon, dem pfeilschnellen Offensivmann zu starke taktische Fesseln anzulegen. „Man darf ihn nicht zu sehr unter Druck setzen und sagen: Du musst, du musst, du musst. Soichiro braucht seine Unbekümmertheit.“

Giuseppe Brunetto drückt nicht nur seinem ehemaligen Spieler Kozuki die Daumen, dass er seinen Teil zum Klassenerhalt beisteuert, sondern auch dem FC Schalke 04 als Verein: „Ich bin kein Schalke-Fan, das wäre zu viel gesagt, aber ich bin Schalke-Sympathisant. Ich glaube, dass Schalke eine Chance hat, in der Bundesliga zu bleiben. Natürlich hat es das Auftaktprogramm mit Frankfurt, Leipzig und Köln in sich, aber da kann man sich durch gute Resultate auch Schwung holen.“