Gelsenkirchen. Christina Rühl-Hamers bleibt für Schalkes Finanzen zuständig. Auch wenn sie nie ganz unumstritten war - der Schritt ist richtig. Ein Kommentar.

Eine Schonfrist bekam Christina Rühl-Hamers nicht, als sie im Oktober 2020 den Posten der Finanzvorständin bei Schalke 04 übernahm. In den knapp über zwei Jahren seitdem musste sie zahlreiche Hürden überwinden - und der Marathon ist längst nicht beendet. Für ihre Leistung wurde sie nun mit einem neuen Vertrag belohnt. Personelle Kontinuität, wichtig für Schalke.

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Die Sehnsucht nach Kontinuität alleine darf natürlich nicht der einzige Grund für eine Vertragsverlängerung sein. Doch auch fachlich traf sie mehrheitlich richtige Entscheidungen. Sie packte die zahlreichen Probleme ganz sachlich an. Ob Folgen der Corona-Pandemie, Lizenz für die 2. Bundesliga, Trennung vom langjährigen Hauptsponsor Gazprom - selten suchte sie den Weg in die Öffentlichkeit, nie benutzte sie Krawall-Rhetorik, immer plante sie nachvollziehbar.

Warum Rühl-Hamers auf Schalke nicht unumstritten ist

Ist Rühl-Hamers auf Schalke unumstritten? Das stimmt so nicht. Zwei Kritikpunkte gibt es. Der erste: Zehn Jahre lang war sie vor ihrer Berufung in den Vorstand als Direktorin nicht unbeteiligt daran, dass die Schalker waghalsige finanzielle Manöver eingingen, die dem Verein eher schadeten als nutzten. Oft erklärte sie ihren einstigen Job mit ihrer Loyalität zum ehemaligen Chef Peter Peters. Mit dem ist sie bis heute verbunden, Peters ist bei Heimspielen in der Arena Stammgast. Ein kleiner Vorteil: Sie kennt im komplizierten Schalker Finanzkonstrukt jedes Detail.

Der zweite Kritikpunkt: Nicht wenige in der sportlichen Abteilung wünschen sich eine höhere Risikobereitschaft. Streng müssen sich Kaderplaner an die vereinbarten Budgets und Grenzen halten, in der Planung des Zweitliga-Jahres erklärte sie dutzendfach ihr ausgeklügeltes System verschiedener Töpfe zum Beispiel für Altlasten und aktuellen Kader. Inzwischen kommt es häufiger vor, dass der eine oder andere Wunschspieler eben nicht mehr zu S04 kommen kann, weil das Budget nicht ausreicht. Den Ruf, eine Knallhart-Saniererin zu sein, mag sie gar nicht - sie findet den finanziellen Rahmen, den sie bereitstellt, schon maximal riskant.

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Und besiegt hat Schalke die Probleme auch in den beiden Rühl-Hamers-Jahren noch nicht. Rund 181 Millionen Euro Schulden und etwa 108 Millionen Euro negatives Eigenkapital plagen den Klub, der zudem einen neuen Sturz in die Zweite Liga fürchten muss. Es gibt weitere Fragen, die sie beantworten muss. Zum Beispiel: Wie ist ein zweites Zweitliga-Jahr zu finanzieren? Soll Schalke die Merchandising- und Catering-Rechte veräußern? Müssen langfristig Stellen auf der Geschäftsstelle abgebaut werden?

Klar ist, dass sie auch diese Aufgaben wenig spektakulär angehen wird. Und mit dieser Politik steht Rühl-Hamers für den neuen Schalker Weg. Sie ist ruhig, sparsam, seriös - ganz so, wie es der Aufsichtsrat mag.