Gelsenkirchen. . Durch harte Arbeit hat sich Henning Matriciani auf Schalke etabliert. Nun könnte der Verteidiger sogar Kult werden. Was er dazu sagt.

Eine Erkältung hatte Henning Matriciani in den vergangenen Tagen außer Gefecht gesetzt. Das Testspiel von Schalke 04 in Split (3:4) und einige Trainingseinheiten verpasste der 22 Jahre alte Innenverteidiger deshalb zuletzt. „Am Wochenende habe ich flachgelegen, doch jetzt geht s schon viel besser“, sagt Matriciani, bevor er mit einigen Medienvertretern über das zurückliegende Jahr spricht – und klar ist: 2022 hatte für Henning Matriciani Züge eines Fußballmärchens.

„Es war sehr ereignisreich, unglaublich, was ich in dieser kurzen Zeit alles erlebt habe“, sagt er. Denn noch Anfang des Jahres pendelte Matriciani zwischen der Schalker U23 in der Regionalliga und den Profis, die damals noch in der 2. Bundesliga spielten. Von einem Stammplatz war er dort jedoch weit entfernt.

Ganz anders ist das Bild zum Jahresabschluss: In den letzten Spielen vor der WM-Pause war Matriciani (auch aufgrund von Personalsorgen in der Innenverteidigung) in der Bundesliga-Mannschaft der Königsblauen gesetzt. Von Trainer Thomas Reis und seinen Teamkollegen wurde der 1,87 Meter große Defensivspezialist mit Lob überschüttet – und dank seiner aufopfernden Spielweise kämpfte er sich in die Herzen vieler Schalke-Fans.

Schalke-Fans identifizieren sich mit Henning Matriciani

„Manchmal muss ich mich selbst zwicken, um sicher zu sein, dass das alles noch real ist“, erklärt Matriciani und grinst. Denn anders als bei seinem Profidebüt im Mai 2021 wird der gebürtige Lippstädter auf Schalke längst nicht mehr belächelt. Wegen seiner Spielweise und seiner bodenständigen Art identifizieren sich die Anhänger voll mit Matriciani. Er widerlegt sämtliche Klischees über Fußballprofis, legt keinen Wert auf Statussymbole und verzichtet auf Selbstdarstellung. Womöglich ist er deshalb sogar auf dem Weg zu einem Kult-Schalker. In den Sozialen Medien wurde er zuletzt mehrfach von den Fans gehuldigt. Als die WAZ ihn auf diese positiven Reaktionen anspricht, strahlt der Verteidiger. „Das freut mich natürlich sehr. So etwas macht mich wirklich stolz“. Und es motiviert ihn, seinen Weg fortzuführen, der ihn in den vergangenen Jahren von der Regionalliga bis in die Bundesliga geführt hat.

Schon jetzt hat Henning Matriciani mehr erreicht als ihm die meisten Beobachter zugetraut hatten. Doch die Entwicklung des 22-Jährigen muss längst noch nicht am Ende sein. Er selbst hofft, sich in der Bundesliga etablieren zu können, womöglich irgendwann mal ein Führungsspieler zu werden. Und unmöglich ist das für den Verteidiger nicht. Aus dem Verein ist immer wieder zu hören, dass die Arbeitseinstellung von Matriciani herausragend sei. In jeder Trainingseinheit gehe er an seine Grenzen. Er sei immer bereit zuzuhören, und gewillt, sich zu verbessern.

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Erstaunlich ist allerdings, dass nicht einmal Matriciani selbst noch an seinen Durchbruch im Profibereich geglaubt hat. „Ich hatte zu meiner Zeit beim SV Lippstadt in der Regionalliga nicht mehr daran geglaubt, Profi zu werden, das war abgehakt“, gibt er zu. Für das Fußballspielen kassierte der Defensivmann in der ersten Mannschaft seiner Heimatstadt 2019/20 nur ein besseres Taschengeld. Seine berufliche Zukunft sah Matriciani als Physiotherapeut. „Meine Ausbildung dauerte drei Jahre, danach habe ich sieben Monate ganz normal gearbeitet“, erzählt er.

Unter Trainer Thomas Reis war Henning Matriciani vor der WM-Pause Stammkraft auf Schalke.
Unter Trainer Thomas Reis war Henning Matriciani vor der WM-Pause Stammkraft auf Schalke. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto

Dass Matriciani heute nicht mehr als Physiotherapeut arbeitet, sondern als Profifußballer beim FC Schalke 04 sein Geld verdient, hat er auch Gerald Asamoah und Peter Knäbel zu verdanken. Als das Duo noch in der Knappenschmiede tätig war, fiel ihnen Matriciani im Trikot des SV Lippstadt auf. Noch heute kann sich Matriciani gut die erste Schalker Kontaktaufnahme im Jahr 2020 erinnern. „Ich dachte erst, es sei ein Scherz, als sich jemand als Gerald Asamoah am Telefon vorgesellt hat“, blickt er zurück. „Doch dann wurde mir recht schnell klar: Das ist ja wirklich Asa.“

Schalke-Profi Henning Matriciani: "Ein Star bin ich noch lange nicht"

Schnell überzeugte Asamoah als damaliger Teammanager der U23 Matriciani von einem Wechsel zu Schalke. „Da ging der Profitraum dann wirklich los“, erinnert sich der Schalker. Und schon am Ende seiner ersten Saison in Königsblau wurde er von der U23 zu den Profis befördert und sammelte im Mai 2021 seine ersten Bundesliga-Minuten.

Zweieinhalb Jahre später drucken sich Fans Matricianis Namen und die Rückennummer 41 auf ihre Trikots und tragen diese mit Stolz in der Arena. Regelmäßig wird er inzwischen auf der Straße erkannt und nach Autogrammen oder gemeinsamen Fotos gefragt. „Das freut mich wirklich sehr“, sagt er. Seine gestiegene Bekanntheit weiß der bodenständige Matriciani allerdings gut einzuschätzen. „Ein Star bin ich noch lange nicht“, sagt er und lacht.