Gelsenkirchen. . Gegen Mainz zeigt Henning Matriciani sein bislang bestes Bundesligaspiel. Von Publikum und Mitspielern gibt es viel Lob für den jungen Schalker.
Wenige Sekunden waren am Mittwochabend in der Arena noch zu spielen, da kochte die Stimmung auf den Rängen noch einmal hoch. Auslöser der königsblauen Gefühlsexplosion war Henning Matriciani. In der Nachspielzeit warf sich der Innenverteidiger von Schalke 04 noch aufopferungsvoll in einen Zweikampf und beendete so den finalen Angriff von Mainz 05.
„Das hat sich einfach geil angefühlt“, beschrieb Matriciani diese Momente nach dem Schlusspfiff im Gespräch mit der WAZ. „Natürlich bekommt man auch als Spieler mit, was auf den Rängen passiert, da kochen die Emotionen hoch. Auf dem Feld muss man trotzdem versuchen, die Ruhe zu bewahren.“ Leicht dürfte das für den 23-Jährigen in seinem achten und bislang besten Bundesligaspiel nicht gewesen sein.
Schalke-Matchwinner Terodde lobt "bärenstarke Leistung" von Henning Matriciani
Kurz nach seinem starken Tackling wurde Matriciani jedoch von Schiedsrichter Tobias Reichel erlöst – denn nur Augenblicke später war die Begegnung zwischen Schalke und Mainz beendet. Der erste Schalker Sieg seit zwei Monaten war amtlich. „Es war sehr wichtig für unsere Köpfe, dass wir uns bewiesen haben, dass wir auch Spiele gewinnen können“, erklärte Matriciani. „Endlich haben wir auch mal wieder die Null gehalten.“
Dass Schalke gegen die auswärtsstarken Mainzer erstmals seit dem dritten Spieltag wieder ohne Gegentor geblieben ist, lag auch an der guten Leistung der beiden Innenverteidiger Maya Yoshida und Matriciani. Während der japanische Routinier Yoshida mit seinem Stellungsspiel und seiner Kopfballstärke überzeugen konnte, punktete Matriciani mit Tempo und Einsatzbereitschaft. „Das war schon eine bärenstarke Leistung von Henning“, lobte etwa Schalkes Siegtorschütze Simon Terodde den Youngster, der es in den vergangenen Wochen nicht immer leicht hatte.
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Denn zu Beginn seiner ersten kompletten Saison als Bundesligaprofi wurde der gebürtige Lippstädter von vielen Beobachtern und Experten noch belächelt. Die Erstligatauglichkeit wurde ihm abgesprochen. Nur wegen der großen Verletztenmisere in der Innenverteidigung ist Matriciani vor einigen Wochen in die Schalker Startelf gerutscht. „Es ist im Moment kein anderer Spieler da“, gab auch Trainer Thomas Reis zu, der allerdings entzückt von der Entwicklung des 23-Jährigen ist. „Das ist wirklich schön für ihn und die Mannschaft, denn er gibt Sicherheit. So ein Spiel wird Henning weiter Selbstvertrauen geben“, ist der Coach sicher.
Für die Rückrunde traut Reis Matriciani sogar noch mehr zu. „Wenn er so weitermacht, werden wir schauen, ob er sich auch weiterhin durchsetzt, wenn einige Spieler zurückkommen“, so der Trainer. „Henning belohnt sich und zeigt, dass er das verdient hat.“
Schalke: Vor eineinhalb Jahren spielte Henning Matriciani noch in der vierten Liga
Klar ist aber: Fehlerfrei ist das Spiel des Innenverteidigers noch lange nicht. Im Stellungsspiel etwa hat Matriciani, der bis vor eineinhalb Jahren noch in der viertklassigen Regionalliga kickte, regelmäßig Probleme. Dank seines schier unbändigen Willens schafft es der 23-Jährige dennoch immer wieder in die Zweikämpfe zu kommen und Bälle zu erobern – eine Spielweise, die auf Schalke sehr gut ankommt.
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Und auch bei seinen Teamkollegen kommt der unscheinbare Matriciani gut an. Er ist niemand, der Wert auf Statussymbole legt, ist kein Lautsprecher, sondern eher ruhig und darauf fokussiert, in jedem Training an seine Leistungsgrenze zu gehen. Und mit wachsendem Selbstvertrauen beweist er auch, dass er selbst Stürmern in der Bundesliga weh tun kann – das mussten die Mainzer am Mittwoch feststellen. Seinen Teamkollegen Sebastian Polter erinnert Matriciani dabei schon an einen ganz großen Verteidiger. „Unser deutscher Sergio Ramos“, schrieb der Stürmer mit einem Augenzwinkern.
Einen Auftritt im Stile der spanischen Fußball-Legende wird Henning Matriciani auch an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) brauchen, wenn Schalke im letzten Spiel vor der WM-Pause auf Tabellenführer FC Bayern München trifft. Für den jungen Schalker wird das Duell mit Serge Gnabry, Jamal Musiala, Leroy Sané und Co. ein echtes Karriere-Highlight. „Vor ein paar Jahren habe ich von solchen Spielen höchstens geträumt“, sagte Matriciani. „Jetzt ist es tatsächlich so weit – darauf freue ich mich total.“