Gelsenkirchen. Der Tabellenletzte Schalke 04 hat sich für den Rest der Saison viel vorgenommen. Es wird hart gearbeitet. Und Verstärkungen sollen kommen.

Ein Trainer, dessen Team als Tabellenletzter in die lange WM-Pause geht, könnte mies gelaunt sein, könnte mit grimmiger Miene durch die Gegend stiefeln und pessimistisch gestimmt sein. Thomas Reis aber lächelte zwischendurch immer wieder, als er das Spiel gegen den FC Bayern analysierte. 0:2 hatte der FC Schalke 04 verloren, und diese weitere Niederlage tat an einem Wochenende, an dem Konkurrenten im Abstiegskampf wertvoll punkteten, besonders weh. Aber dass die Bayern kein Maßstab für die unter Reis stärker und gefestigter gewordenen Schalker sein würden, das wusste man vorher. Ihre Punkte werden sie gegen andere Gegner holen müssen, das dürfte schon schwer genug werden.

Reis ist mit der Haltung der Schalker zufrieden: „Wir haben alles versucht“

Doch auch gegen die Münchener war zu erkennen, dass die Königsblauen endlich den richtigen Weg eingeschlagen haben. Thomas Reis hatte gesehen, was er sehen wollte: „Wir haben alles versucht“, stellte er zufrieden fest. Seine Spieler hatten sich nicht wegballern lassen, keine fünf, sechs, sieben Gegentore kassiert, was einem gegen die Bayern ja durchaus auch passieren kann. Sie hielten lange Zeit mit hohem Engagement dagegen und suchten selbst mutig ihre Chancen. Hätte da nicht ein Manuel Neuer im Tor gestanden, der die kurze Ecke gut abdeckte und reflexartig reagierte, wäre Schalke nach 24 Minuten mit der ersten Chance des Spiels durch Marius Bülter in Führung gegangen.

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„Wir wollten nicht nur lange Bälle rausspielen, sondern auch mal mit Kombinationen Räume finden“, erklärte Torwart Alexander Schwolow den Reis-Fußball. Aber wie das so ist, wenn du gegen die Bayern spielst: Du darfst ihnen eben auch nicht diese wenigen Momente lassen. Serge Gnabry nutzte ein paar Minuten vor der Pause die erste Gelegenheit zum 1:0 (38.), Eric Maxim Choupo-Moting machte ein paar Minuten nach der Pause mit dem 2:0 schon den Deckel drauf (52.), als ein Freistoß von Schalkes Tobias Mohr am ersten Verteidiger hängenblieb und die Bayern einen Weltklasse-Konter über den überragenden Jamal Musiala zelebrierten.

Eine Einheit: Die Fans erkennen nach dem Spiel gegen die Bayern die Leistungen der Schalker Spieler an und verabschieden sie mit Applaus in die Liga-Pause.
Eine Einheit: Die Fans erkennen nach dem Spiel gegen die Bayern die Leistungen der Schalker Spieler an und verabschieden sie mit Applaus in die Liga-Pause. © IMAGO

„Damit machst du es dir selber schwer“, bilanzierte Thomas Reis korrekt. Der Trainer attestierte seinem Team aber auch eine tadellose Einstellung: „Trotzdem haben wir gekämpft, die Mannschaft ist gewillt, und die Zuschauer haben wieder komplett hinter uns gestanden.“ Das gibt Reis Zuversicht für den anstrengenden Rest der Saison. „Natürlich ist es nicht schön, wenn man auf die Tabelle schaut“, sagt der 49-Jährige. „Aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass man das hinbekommen kann, den Rückstand aufzuholen.“

In den nächsten Tagen dürfen seine Spieler mal ein bisschen durchatmen, erst am 1. Dezember bittet er sie wieder zum Training. Aber er will die Wochen dazwischen nicht Urlaub nennen, alle sollen fit bleiben. „Das ist Homeoffice“, betont Thomas Reis. „Es darf in dieser Zeit keinen Spannungsabfall geben.“ Der Trainer hat sich vorgenommen, mit intensiver Arbeit die Defizite zu minimieren. Schwerpunkte setzt er dabei nicht: „Es ist ein Mix aus allem – Offensive, Defensive, Umschalten, Standards.“

Reis hofft auf Verstärkungen für Schalke: „Die Transfers müssen sitzen“

Reis baut zudem darauf, dass es der sportlichen Leitung um Sportvorstand Peter Knäbel gelingt, neue Spieler dazu zu holen. „Dafür werden wir uns schon in den nächsten Tagen zusammensetzen“, sagt er und betont: „Wir wollen den Kader nicht in der Breite verstärken. Die Transfers müssen sitzen.“ Geschwindigkeit sei dabei ein Kriterium, verriet der Trainer. „Dadurch kann man auch mal einen Stellungsfehler wettmachen. Man sieht ja an den Bayern, was dieses Tempo von Spielern wie Sané und Coman ausmacht.“

Thomas Reis sagt, er habe versucht, „eine DNA, eine Philosophie in die Mannschaft zu bringen“. Das ist ihm gelungen, deshalb klingt seine Ansage für den Rest der Schalke-Saison verständlich: „Wir sind jetzt der Jäger. Und wir sind hochmotiviert.“ Wer den Spielern zuhört, der erkennt, dass sie ihrem Trainer auch gedanklich folgen. „Wir haben uns von Spiel zu Spiel entwickelt, wir greifen in der Rückrunde an“, sagt Mittelfeldmann Tom Krauß, und Torwart Alexander Schwolow bekräftigt: „Wir müssen diesen Weg weitergehen. Auf Schalke ist alles möglich!“