Gelsenkirchen. . In seinem ersten Spiel als Schalke-Trainer entschied sich Reis für einen Personalwechsel in der Offensive. Die Idee dahinter wurde schnell klar.

Nur drei Tage nach seiner offiziellen Vorstellung als neuer Trainer des FC Schalke 04 wurde es für Thomas Reis ernst. Viel Zeit, blieb dem 49-Jährigen nicht, um die Mannschaft der Königsblauen kennenzulernen – und doch entschied er sich vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen den SC Freiburg (0:2) zu einer überraschenden Änderung in der Anfangsformation: Anstelle von Fan-Liebling und Aufstiegsheld Simon Terodde startete Sebastian Polter.

Schalke-Stürmer Sebastian Polter kennt Thomas Reis vom VfL Bochum

Polter und Reis kennen sich aus der vergangenen Saison gut. Beide arbeiteten beim VfL Bochum erfolgreich zusammen. Auch, weil der Stürmer in der Bundesliga zehnmal traf, konnte der VfL mit Trainer Reis als Aufsteiger souverän die Klasse halten.

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Doch stellte der Coach den 31-Jährigen nur aus alter Verbundenheit auf? Wohl kaum. „Der Trainer sollte nach Leistung aufstellen – im Spiel und im Training“, sagte Polter nach der 0:2-Niederlage gegen die Breisgauer. 56 Minuten stand er auf dem Rasen, ehe er von Terodde abgelöst wurde. „Ich versuche, mich täglich anzubieten und glaube nicht, dass ich nur aufgestellt wurde, weil ich das Trainerteam schon aus der vergangenen Saison kenne.“

Schalke-Stürmer Sebastian Polter definiert sich nicht nur über Tore

Reis selbst erklärte seine Aufstellung nach dem Spiel folgendermaßen: „Die Überlegung war, dass wir sehr aktiv anlaufen wollten. Und ich war der Meinung, dass es mit Polti von der Dynamik her besser klappt von Anfang an.“ Mit Blick auf Polters Leistung dürfte sich der Trainer bestätigt fühlen, denn im Spiel gegen den Ball rieb sich der Stürmer auf. Er warf sich in viele Zweikämpfe und arbeitete viel für die Mannschaft – teilweise präsentierte sich Polter dabei aber zu ungestüm. Rekordverdächtige sieben Fouls hatte er nach 56 Minuten vorzuweisen.

Eine Statistik, die Polter nicht weiter stört – und wirklich neu dürfte sie für den gebürtigen Wilhelmshavener nicht sein. Schon in der vergangenen Saison war er der Profi mit den meisten Fouls in der Bundesliga. Nicht ohne Grund verglich Ex-Trainer Frank Kramer den Stürmer häufig mit einer „Abrissbirne“. „Ich definiere mich auch darüber, viel defensiv zu arbeiten“, sagte Polter. „Ich bin niemand, der nur vorne drinsteht und nix macht.“ Seine vielen Fouls sieht er nicht negativ, wie er erklärte: „Wir wollen durch unser Spiel viele Pressingsituationen auslösen. So entsteht auch mal ein Foulspiel.“

Im Kopfballduell: Schalkes-Stürmer Sebastian Polter und Freiburgs Philipp Lienhart.
Im Kopfballduell: Schalkes-Stürmer Sebastian Polter und Freiburgs Philipp Lienhart. © getty Images

Klar ist aber: Noch lieber als in der Defensive auszuhelfen, hält sich Polter im gegnerischen Strafraum auf – er ist und bleibt ein Stürmer. Und Stürmer werden in erster Linie an ihren Toren gemessen. Gegen Freiburg war er nicht erfolgreich, bleib sogar ohne Abschluss. Nur einmal traf der Sommer-Neuzugang aus Bochum bislang für Schalke in der Bundesliga. Zweifelsfrei eine ausbaufähige Quote. Doch auch die Torquote seines Sturm-Konkurrenten Simon Terodde ist nur unwesentlich besser. Er steht bei zwei Saisontreffern.

Sebastian Polter fordert mehr Mut von seinen Schalke-Kollegen

Ein großes Problem im Spiel von Schalke 04 sind allerdings nicht die Stürmer selbst, sondern, dass das Team viel zu wenige gefährliche Situationen kreiert. „Dass wir eklig sind und oft gut in die Zweikämpfe kommen, das haben wir gezeigt – aber wir brauchen jetzt auch mal das Quäntchen Glück, gepaart mit der Überzeugung im Spielaufbau. Wir müssen auch mal Torchancen kreieren, um gefährlich zu sein. Nur so kann man Spiele gewinnen.“ Von seinen Teamkollegen fordert Polter mehr Mut: „Wir haben zuletzt sehr großen Fokus daraufgelegt, als Mannschaft zu verteidigen. Aber ich als Offensivspieler sage auch, dass wir mutiger nach vorn spielen müssen, statt immer nur die Flucht nach hinten anzutreten.“

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Ähnlich formulierte es auch Torwart Alexander Schwolow, der sagte: „Kratzen, Beißen und Kämpfen reicht in der Bundesliga nicht, um Punkte zu holen. Dafür sind die Mannschaften zu gut eingestellt.“ Nur sechs Punkte nach zwölf Ligaspielen und Tabellenplatz 18 sprechen eine deutliche Sprache.

Eine Chance, es besser zu machen, haben die Schalker am Samstag, wenn das Auswärtsspiel bei Mit-Aufsteiger Werder Bremen ansteht (18.30 Uhr/Sky).