Gelsenkirchen. Vorerst darf Frank Kramer als Trainer auf Schalke weitermachen. Der Druck bleibt jedoch groß, eine Trainersuche würde der Klub gerne vermeiden.

Viel Zeit, um mal durchzuatmen, bleibt für die Fußballer von Schalke 04 aktuell nicht. Auch am Sonntag schwitzten die Profis auf dem Trainingsplatz – der sonst übliche Ruhetag zwei Tage nach einem Bundesligaspiel musste diesmal ausfallen. Mit der Leistung bei der 0:3-Heimniederlage gegen die TSG Hoffenheim am Freitag hatte das allerdings nichts zu tun, sondern mit der kurzen Vorbereitungszeit auf die kommende Partie. Schon am Dienstag (20.45 Uhr/Sky) steht das nächste Pflichtspiel gegen die Hoffenheimer an, diesmal auswärts im DFB-Pokal.

Schalke: Frank Kramer erhält eine weitere Chance

An der Seitenlinie stehen wird bei den Schalkern auch in Sinsheim wieder Frank Kramer. Dass der Trainer trotz der jüngsten Pleite im Amt bleiben durfte, war überraschend. Denn nach dem Spiel am Freitagabend hatte Sportdirektor Rouven Schröder die Zukunft des 50-Jährigen offen gelassen. „Wir werden da keine Garantien aussprechen – die gibt es im Leben sowieso nicht“, sagte er mit Blick auf den in der Kritik stehenden Cheftrainer.

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Noch in der Nacht zum Samstag steckten Rouven Schröder und Sportvorstand Peter Knäbel die Köpfe zusammen und begannen mit der Analyse. Sie kamen zu dem Schluss, die Bewährungsfrist für Kramer zu verlängern. Sollte aber der Auftritt im Pokalspiel nicht den Anforderungen entsprechen, müsste Kramer damit rechnen, dass sich der Verein vor dem wichtigen Ligaspiel bei Hertha BSC am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) doch noch von ihm trennt. Kramer ist also nur noch Trainer auf Bewährung.

Liga für Schalke wichtiger als der DFB-Pokal

Intern wird das Spiel in Berlin deutlich wichtiger eingestuft als das Pokalspiel bei der TSG – denn gegen die Hertha rechnet sich Schalke etwas aus. Für die Königsblauen sind die Hauptstädter ein direkter Konkurrent im Abstiegskampf. In diesem Spiel zu punkten, wäre doppelt wichtig.

Am Dienstag in Sinsheim allerdings dürfte Schalke wohl erneut unterlegen sein. Von einer Überraschung und dem Einzug ins Achtelfinale kann man derzeit nur träumen. Zu groß war der Qualitätsunterschied zwischen den beiden Teams im Bundesligaspiel. Obwohl Schalke eine kämpferisch ordentliche Leistung zeigte und teilweise durchaus gefällig spielte, verlor der Aufsteiger verdient mit 0:3. Die Schalker betrieben einen riesigen Aufwand, doch die Mannschaft ist aktuell nicht gut genug, um gegen den Europapokal-Aspiranten bestehen zu können.

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Es scheint, als nähmen die Verantwortlichen der Gelsenkirchener sogar ein Ausscheiden im Pokal in Kauf – um sich bei der Trainersuche etwas mehr Zeit zu verschaffen. Denn klar ist: Für den Fall der Trennung von Frank Kramer will der Klub vorbereitet sein. Es ist davon auszugehen, dass sich Sportdirektor Schröder längst mit Nachfolge-Kandidaten beschäftigt, womöglich sogar Gespräche führt. Vor dem Ligaspiel gegen die TSG hatte er das auf Nachfrage nicht dementiert.

Leicht ist die Trainersuche für die Schalker allerdings nicht, im Gegenteil. Weiterhin hemmen finanzielle Zwänge die Handlungsfähigkeit des einstigen Spitzenklubs. Mit Blick auf Verbindlichkeiten in dreistelliger Millionenhöhe will ein Trainerwechsel gut überlegt sein – weil der scheidende Trainer trotz Freistellung weiterhin bezahlt werden müsste (wie Ex-Coach Dimitrios Grammozis, der noch immer auf der Gehaltsliste steht) und nur sehr wenig Geld für einen neuen Trainer zur Verfügung stehen würde.

Schalke-Kandidat Thomas Reis gab vor seiner Entlassung beim VfL Bochum keine gute Figur ab.
Schalke-Kandidat Thomas Reis gab vor seiner Entlassung beim VfL Bochum keine gute Figur ab. © firo

Die Aussicht, mit einem schwachen Kader bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg kämpfen zu müssen, dürfte einige ambitionierte Trainer abschrecken. Top-Trainer werden sich dementsprechend nicht um einen Job auf Schalke reißen. Auch für die Coaches ist Schalke längst nicht mehr so verlockend wie vor einigen Jahren.

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Schalke-Führung zweifelt an Thomas Reis

Ein Name, der im Schalker Umfeld dennoch immer wieder genannt wird, ist Thomas Reis. Nachdem der 49-Jährige in der vergangenen Saison auf eindrucksvolle Art und Weise mit dem VfL Bochum den Klassenerhalt in der Bundesliga geschafft hatte, fragten die Schalker schon im Sommer bei Reis an. Ein Wechsel kam allerdings nicht zustande. Reis blieb in Bochum und startete mit sechs Niederlagen in die Saison, bis er an der Castroper Straße entlassen wurde. Da der Coach beim VfL aber zeitweise auch neben dem Platz eine unglückliche Figur machte, zweifeln die Schalker Verantwortlichen inzwischen, ob Reis wirklich der Richtige wäre.

Wohl auch deshalb sitzt im DFB-Pokal noch Frank Kramer auf der Trainerbank.