München/Essen. Bei Schalke 04 steht Trainer Frank Kramer vor dem Aus. Im Doppelpass bei Sport 1 werden auch andere Gründe für die sportliche Misere genannt.
Beobachter der FC Schalke 04 haben eigentlich unmittelbar schon nach der 0:3-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim am Freitagabend mit der Demission von Trainer Frank Kramer gerechnet – noch bekommt der 50-Jährige allerdings die Chance zur Rehabilitation, auch am Dienstag im Pokalspiel der Königsblauen bei den Hoffenheimern soll Kramer auf der Schalke-Bank sitzen. Im Fußball-Talk Doppelpass bei Sport 1 sprangen am Sonntagmorgen Stefan Effenberg und Markus Babbel dem S04-Trainer zur Seite.
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„Frank Kramer hatte vom ersten Tag an keine Chance“, sagte Markus Babbel. Der 50-Jährige, der zuletzt bis 2020 die Western Sydney Wanderers in Australien trainierte, setzte zu einer Medienschelte an.
Schalke 04: Babbel mit Medienschalte im Doppelpass
„Es wundert mich, dass die Medien so negativ mit dem wichtigsten Mann im Verein umgehen“, so Babbel. Frank Kramer würde „permanent in den Senkel gestellt“, ihm würde ständig vorgehalten, „was für Fehler er macht“ und „wie man auf die Idee kommt, ihn zu holen“. Babbel räumte immerhin ein, dass auf Schalke gerade „keine Weltklasse-Truppe“ zu Werke ginge, „aber sie können im Moment aufgrund der schlechten Stimmung von außen nicht die maximale Leistung abrufen.“
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Schalke 04 hat in dieser Saison unter Trainer Frank Kramer lediglich ein einziges der zehn Bundesligaspiele gewonnen, am sechsten Spieltag hatte es ein 3:1 über das Schlusslicht VfL Bochum gegeben. Die sonstige Ausbeute: drei Unentschieden und sechs Niederlagen, zuletzt vier in Serie gegen Borussia Dortmund (0:1), den FC Augsburg (2:3), Bayer Leverkusen (0:4) und eben Hoffenheim am Freitag (0:3).
Effenberg: "Trainer sind die ärmsten Schweine"
Frank Kramer hat es bisher nicht geschafft, einer technisch limitierten Mannschaft genügend Stabilität zu verschaffen, sodass die Hoffnungen schwinden, Schalke könnte am Saisonende den Klassenerhalt schaffen. Philipp Selldorf von der Süddeutschen Zeitung sah das Kriterium nicht erfüllt, dass ein Trainer umso besser sein müsse, je schwächer der Kader sei, um trotzdem Erfolge erzielen zu können. Sport-1-Experte Stefan Effenberg widersprach dem: „Das macht doch keinen Sinn“, sagte der 54-Jährige, Schalke habe 2014/15 ja Roberto Di Matteo beschäftigt, der zuvor mit dem FC Chelsea die Champions League gewann. „Heißt das im Umkehrschluss: Schalke wird dann Deutscher Meister oder Champions-League-Sieger?“
Der ursprüngliche Gedanke brachte Effenberg dann allerdings doch noch dazu, andere Gründe für die sportliche Misere zu erkennen: „Trainer sind die ärmsten Schweine“, sagte der frühere Nationalspieler. Auch Frank Kramer müsse schließlich mit dem Spielermaterial arbeiten, das ihm Schalke 04 bzw. Sportdirektor Rouven Schröder zur Verfügung gestellt habe. „Du kannst die Spieler nicht besser machen, sondern ihnen nur gewisse Dinge an die Hand geben“, so Effenberg. Aber um erfolgreicher zu sein, musst du den Kader besser machen – dafür ist der Trainer nicht verantwortlich.“ Für ihn ist klar: „Ein Trainer, der nicht die Unterstützung des Umfeldes hat, vom Vorstand, vom Sportchef, der ist verloren.“
Für Babbel ist Büskens auf der Schalke-Trainerbank ein Problem
Dass auf der Trainerbank von Schalke 04 auch noch Mike Büskens im Staff von Frank Kramer sitzt, der die Mannschaft in der Schlussphase der vergangenen Zweitliga-Saison zum Aufstieg geführt hatte, sieht Markus Babbel problematisch: Büskens sei eine Schalke-Legende, „für einen Trainer, der dorthin kommt, ist das wahnsinnig schwer zu handeln, wenn du weiß: Da ist jemand, den die Fans lieben, du selbst aber mit viel Skepsis empfangen wirst und vom ersten Tag an kein Standing im Verein hast.“ (fs)