Gelsenkirchen. . Trotz der Niederlage gegen Hoffenheim bleibt Frank Kramer Schalke-Trainer - wohl auch, weil nicht alles schlecht war. Diese 04 Dinge fielen auf.

Befreiungsschlag verpasst. Das 0:3 im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim war für Schalke 04 bereits die vierte Niederlage in Folge. Für Trainer Frank Kramer wird die Luft immer dünner – doch vorerst darf der 50-Jährige seinen Job in Gelsenkirchen behalten. Auch im DFB-Pokalspiel bei der TSG am Dienstag (20.45 Uhr/Sky) wird Kramer noch auf der Schalker Bank sitzen.

Aber: Trotz der klaren Niederlage gegen Hoffenheim war bei den Schalkern am Freitagabend längst nicht alles schlecht. In unserer Analyse nennen wir 04 Dinge, die im Spiel der Königsblauen besonders aufgefallen sind.

01: Schalke betreibt viel Aufwand für wenig Ertrag

Nach der blutleeren Vorstellung bei der 0:4-Niederlage in Leverkusen in der Vorwoche forderte Sportdirektor Rouven Schröder, dass die Mannschaft ein anderes Gesicht zeigt – und das tat sie gegen Hoffenheim tatsächlich. Die Schalker boten in der ersten Halbzeit offensiv eine der besten Saisonleistungen – denn endlich fingen die Profis an, zu kombinieren, statt den Ball sofort lang nach vorn zu bolzen.

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Allgemein fiel auf, dass die Schalker einen extrem hohen Aufwand betrieb und es so schafften, sich Torgelegenheiten zu erarbeiten. Das war etwa in Leverkusen nicht zu sehen. Aber: Trotz des riesigen Aufwands reichte es nur zu zwei Pfostentreffern gegen die gut sortierte TSG-Offensive. Zum dritten Mal in den zurückliegenden vier Spielen blieb Schalke torlos. Mit deutlich weniger Aufwand kamen die Gäste aus Sinsheim zu viel mehr guten Torgelegenheiten als S04.

Da stellt sich die Frage: Hat Schalke wirklich die nötige Qualität, um in der Bundesliga zu bestehen?

02: Schalke fehlt die Balance

Zweifelsfrei spielte Schalke gegen Hoffenheim in der Offensive ordentlichen Fußball. Exemplarisch dafür stand der zentrale Mittelfeldspieler Alex Kral, der für Florian Flick in die Startelf gerutscht war. In etlichen Aktionen konnte man sehen, dass der tschechische Nationalspieler ein begnadeter Kicker ist. Mit dem Ball am Fuß traute er sich etwas zu, er suchte nach Lösungen und verzichtete so gut es ging auf lange Bälle.

Ähnlich wie Tom Krauß, der zusammen mit Kral auf der Doppel-Sechs spielte, hat Kral Offensivdrang in seinem Spiel – darunter leidet allerdings die defensive Ordnung. Wenn sich nämlich beide zentralen Mittelfeldspieler nach vorn orientieren, entstehen Lücken in der Defensive. Und die wusste die TSG mehrfach auszunutzen.

Da gegen die Hoffenheimer viel Wert auf ein besseres Offensivspiel gelegt wurde, traten vermehrt Probleme in der Defensive auf. Igelt sich S04 allerdings in der eigenen Hälfte ein, wie etwa beim 0:1 in Dortmund, findet kein Offensivspiel statt. Schalke fehlt derzeit die Balance.

Schalkes Mittelfeldspieler Alex Kral (rechts) im Duell mit Hoffenheims Georginio Rutter.
Schalkes Mittelfeldspieler Alex Kral (rechts) im Duell mit Hoffenheims Georginio Rutter. © getty Images

03: Florent Mollet ein Lichtblick

Am 10. Spieltag schaffte es Florent Mollet gegen Hoffenheim zum ersten Mal in die Startelf eines Bundesligaspiels – und der Sommer-Neuzugang aus Montpellier war direkt der beste Schalker. Viele Fans in der Arena fragten nach Mollets Auftritt: Warum durfte der Franzose nicht schon viel früher ran?

Die Schalker begründen das mit Anpassungsproblemen – auch neben dem Platz. Der 30-Jährige spielte bislang ausschließlich in Frankreich und müsse sich an die neue (Fußball-)Kultur gewöhnen. Auch Sprachprobleme (Mollet spricht kein Deutsch und kein gutes Englisch) erschweren die Integration.

Auf dem Spielfeld war von Integrationsproblemen allerdings wenig zu sehen. Mollet war ein belebendes Element, sorgte immer wieder für Gefahr. Es war kein Zufall, dass er die beste S04-Chance hatte. Sein Distanzschuss klatsche allerdings an den Innenpfosten.

Startete erstmals in der Bundesliga für Schalke 04: Florent Mollet.
Startete erstmals in der Bundesliga für Schalke 04: Florent Mollet. © firo

04: Noch ist die Fan-Unterstützung da

Nach dem Schlusspfiff waren von den Tribünen vereinzelte „Kramer raus“-Rufe zu hören, wie schon in Leverkusen. Aber: Fans, die lautstark die Entlassung des Trainers gefordert haben, waren klar in der Unterzahl. Auch gegen die Mannschaft gab es zwar Pfiffe, doch deutlich lauter war der Applaus, als die Schalker nach dem Spiel vor die Nordkurve traten. Wohl, weil die Fans die Leistungssteigerung im Vergleich zum Leverkusen-Spiel honoriert haben.

Als Schalke in der ersten Halbzeit ordentlichen Fußball spielte, kochte die Arena sogar und die Stimmung war trotz der Niederlagen-Serie positiv. Erst als Hoffenheims Robert Skov nach rund einer Stunde auch seinen zweiten Elfmeter zum 3:0 verwandelt hatte, wurde es ruhiger im Stadion, denn den Fans war klar: Dieses Spiel wird Schalke nicht mehr gewinnen.

Nach dem Abpfiff: Die enttäuschten Schalke-Profis bedanken sich für die Fan-Unterstützung.
Nach dem Abpfiff: Die enttäuschten Schalke-Profis bedanken sich für die Fan-Unterstützung. © firo