Gelsenkirchen. Gegen den FC Augsburg steht erst das achte Saisonspiel für Schalke 04 an. Den Abstiegsfall haben die Königsblauen aber schon durchgeplant.

Sieben Spieltage sind in der Fußball-Bundesliga erst absolviert, einige Mannschaften haben sich noch nicht gefunden – zum Beispiel die des FC Schalke 04. Die Königsblauen peilen allein den Klassenerhalt an – und dafür wäre ein Sieg im Heimspiel gegen den Mitkonkurrenten FC Augsburg (Sonntag, 17.30 Uhr/DAZN) besonders wichtig. Im Hintergrund laufen aber längst die Planungen für die kommende Saison. Das zeigt die Professionalität der Vereinsführung – und doch überrascht es, wie detailliert sich Schalke schon auf einen möglichen Abstieg in die Zweite Liga einstellt. „Wenn man sagt, dass der Klassenerhalt das Ziel ist, dann ist klar, was einem auch blühen kann. Darauf sind wir vorbereitet“, sagte Sportvorstand Peter Knäbel. Wir erklären, wie die ersten Zahlen und Pläne aussehen.

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Einnahme-Verluste

Die Einnahmen des finanziell stark angeschlagenen Klubs würden auf allen Ebenen enorm sinken. In der aktuellen Saison erhält Schalke 43,7 Millionen Euro TV-Geld, in der Zweiten Liga wären es rund 20 Millionen Euro weniger. Auch die Zuschauerzahl wäre nicht mehr so hoch – zudem würde Schalke wohl die Eintrittspreise senken. Die meisten Sponsoren würden weniger zahlen. Der Vertrag mit Hauptsponsor meinauto.de gilt ligenunabhängig auch in der kommenden Saison.

Lizenzspieler-Etat

Rund 36 Millionen Euro gibt Schalke in dieser Saison für die Profimannschaft aus. Dieser Etat würde wahrscheinlich halbiert, in etwa auf die Summe, die in der vergangenen Saison genügte, um eine Aufstiegsmannschaft zusammenzustellen. Probleme mit Top-Verdienern gibt es nicht mehr – in sämtlichen Verträgen stehen auch mögliche Zweitliga-Gehälter. Knäbel sagt: „Wir haben für beide Fälle durch die Vertragsabschlüsse eine taugliche Basis – das heißt, dass wir in der nächsten Saison entweder mit punktuellen Verstärkungen das Ziel Klassenerhalt in der Ersten oder das Ziel Wiederaufstieg in der Zweiten Liga realisieren könnten.“ Nicht sparen wollen die Schalker an der Knappenschmiede.

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Spieler-Abgänge

Erneut dürfte eine zweistellige Anzahl an Spielern gehen. Die Leihverträge von Alexander Schwolow, Alex Kral und Sepp van den Berg enden – ganz egal, wie die Saison ausgeht. Routiniers wie Michael Langer, Maya Yoshida, Marcin Kaminski, Dominick Drexler und Simon Terodde, deren Verträge ebenfalls nur bis 30. Juni 2023 gültig sind, würden wohl kein neues Angebot erhalten. Lediglich bei Zweitliga-Rekord-Torjäger Terodde wäre denkbar, dass er als dann 35-Jähriger ein Angebot mit stark reduziertem Gehalt erhält. Verabschieden müsste sich Schalke von Tom Krauß. Die Kaufoption seines Leihvertrages greift nur bei Klassenerhalt. Da die Schalker im Abstiegsfall auf Ablöse-Einnahmen angewiesen wären, könnten Rodrigo Zalazar und Thomas Ouwejan zu Verkaufskandidaten werden.

Spieler-Zugänge

Eine beträchtliche Anzahl an Zugängen wäre eine Folge des Abstiegs. Knäbel und Schröder würden wohl ihre Taktik des ersten Aufstiegs wiederholen. Da hatten sie den Kern der Mannschaft zum Trainingsauftakt zusammen und ergänzten den Kader bis zum Ende der Transferperiode um einige Schnäppchen. Eine zentrale Rolle könnte Stürmer Marvin Pieringer spielen, der aktuell an den Zweitligisten SC Paderborn verliehen ist und dort überzeugt. „Ich habe auf jeden Fall das Gefühl, dass die Schalker meine Entwicklung genau verfolgen und an mich glauben“, sagte Pieringer dieser Zeitung.

Trainer und Verantwortliche

Bei einem Abstieg wäre Trainer Frank Kramer nicht zu halten. Auch die Bewertung der Arbeit von Sportvorstand Peter Knäbel und Sportdirektor Rouven Schröder bekäme einen Kratzer. Beide gehen im Sommer 2023 in ihr letztes Vertragsjahr. Etwas Gegenwind könnte auch der Aufsichtsrats-Vorsitzende Axel Hefer bekommen, der sich im Sommer 2023 erstmals zur Wiederwahl stellen muss.

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Mitarbeiter

Betriebsbedingte Kündigungen wollen die Schalker verhindern. Doch die meisten der rund 450 Mitarbeiter müssten im Abstiegsfall auf Geld verzichten, wenn sie ihre Jobs behalten wollten. Der Betriebsrat vereinbarte mit dem Vorstand ein entsprechendes Modell. Die Mitarbeiter verzichten je nach Höhe auf fünf bis 15 Prozent Monatsgehalt. Im Gegenzug gibt es Erfolgsprämien, zum Beispiel, wenn direkt der Wiederaufstieg gelingt.

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Fest steht, dass Schalke im Abstiegsfall ein erneut großer Umbruch bevorstünde. Auf 77 Transferbewegungen blickt Rouven Schröder in 16 Monaten Amtszeit zurück. Die Zahl würde dann dreistellig.