Gelsenkirchen. . Intern schwärmen die Schalker Verantwortlichen schon lange von Henning Matriciani. Nun feierte er sein Startelf-Debüt in der Bundesliga.

Die Vorbereitung auf das Revierderby läuft. Nach einem freien Montag lässt Trainer Frank Kramer die Profis des FC Schalke 04 an diesem Dienstag gleich zweimal schwitzen. Der 3:1-Sieg gegen den VfL Bochum vom Wochenende ist analysiert, sorgt aber noch immer gut gute Laune in Gelsenkirchen. Jedem Schalker ist anzumerken, wie wichtig dieser Erfolg gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf war.

So schnell vergessen wird den Samstagnachmittag auch Henning Matriciani nicht. Der 22 Jahre alte Defensivspieler stand gegen den VfL erstmals in seiner Karriere in der Startelf eines Bundesligaspiels. Als Rechtsverteidiger ersetzte er den verletzten Cedric Brunner (muskuläre Probleme im Oberschenkel). „Am Freitag habe ich vom Trainer erfahren, dass ich spielen werde“, erklärte Matriciani im Anschluss. Die Freude beim gebürtigen Lippstädter war groß. Übermäßig angespannt war er nicht, erst kurz vor dem Anstoß begann es bei ihm zu kribbeln: „Ich bin ja eher ein ruhiger Typ.“

Henning Matriciani hat sich aus der Regionalliga zu den Schalke-Profis gekämpft

Tatsächlich ist Matriciani beim Bundesliga-Aufsteiger niemand, der sich in den Vordergrund drängt. Für Schlagzeilen sorgen auf Schalke in der Regel andere Spieler. Intern wird der 22-Jährige dennoch enorm geschätzt – für seine harte Arbeit. Denn Henning Matriciani ist jemand, der in jeder Trainingseinheit alles gibt, keinen Zweikampf scheut und immer gewillt ist, sich zu verbessern. Auch deshalb hat er auf Schalke derzeit die Nase vor dem vermeintlich talentierteren Mehmet Aydin. „Dass ich spielen durfte, bewerte ich auch ein bisschen als Belohnung für meine Trainingsleistungen, weil ich in jeder Einheit versuche, immer alles reinzuschmeißen“, sagte auch Matriciani.

Und sein Weg bis in die Bundesliga ist außergewöhnlich. Anders als etwa Aydin oder Kerim Calhanoglu wurde Matriciani nicht in einem großen Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet, er galt nie als Top-Talent. Nachdem er in der Jugend einige Jahre für Arminia Bielefeld gespielt hatte, wechselte er 2016 zurück in seine Heimat zum SV Lippstadt 08 und spielte dort unterhalb der Junioren-Bundesliga. Eine Bundesliga-Karriere schien zu diesem Zeitpunkt weit entfernt zu sein.

Bissig im Zweikampf gegen Dong-gyong Lee: Schalkes Verteidiger Henning Matriciani.
Bissig im Zweikampf gegen Dong-gyong Lee: Schalkes Verteidiger Henning Matriciani. © RHR-Foto

Nach der U19 schaffte Matriciani allerdings den Sprung in die erste Mannschaft des SV Lippstadt. In der Regionalliga fand sich der variabel einsetzbare Verteidiger sofort gut zurecht und wurde schon als Teenager zum Stammspieler. Überzeugen konnte er in der vierten Liga unter anderem bei einem Sieg gegen die U23 von Schalke 04, weshalb die Gelsenkirchener ihn im Sommer 2020 für ihre U23 verpflichteten.

Schalkes Trainer Frank Kramer mit viel Lob für Henning Matriciani

Auch in der Knappenschmiede konnte Matriciani überzeugen – dank seines guten Tempos, seiner Zweikampfstärke und seiner Einsatzbereitschaft. Als der Abstieg der Schalke Profis am Ende der Saison 2020/21 längst besiegelt war, berief ihn Ex-Trainer Dimitrios Grammozis sogar nach oben und ließ ihn im letzten Bundesliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (4:3) in Deutschlands Elite-Liga debütieren. Sein Sprung von der Regionalliga in die Bundesliga war perfekt. Kurz darauf unterschrieb er dann seinen ersten Profivertrag bis Sommer 2024 in Gelsenkirchen.

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Nach zwölf Zweitligaspielen in der Aufstiegssaison ist am vergangenen Samstag nun sein zweites Bundesligaspiel hinzugekommen. Und obwohl er es als Rechtsverteidiger immer wieder mit dem schnellen Gerrit Holtmann zu tun hatte, machte Matriciani ein ordentliches Spiel. Lob gab es auch von Trainer Frank Kramer. Der WAZ sagte er: „Bei Henning hatten wir defensiv ein gutes Gefühl, denn wir wussten, dass es gegen Holtmann nicht einfach wird. Trotzdem ist er total ruhig geblieben und hat es in den Eins-gegen-eins-Situationen wirklich gut gemacht.“

Es ist nicht ausgeschlossen, dass Henning Matriciani auch an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) wieder gefragt sein wird. Sollte Cedric Brunner auch für das Derby gegen Borussia Dortmund ausfallen, wäre der 22-Jährige bereit für ein weiteres Karriere-Highlight. „Wir freuen uns alle auf das Derby gegen den BVB. Der erste Sieg sollte uns noch mehr Mut und Selbstvertrauen geben“, erklärte Matriciani.