Gelsenkirchen/Bochum. . Die Derby-Bilanz spricht klar für Schalke 04. Aber: In wichtigen Spielen hat der VfL Bochum S04 schon mehrfach wehgetan.
Endlich wieder Revierderby! Nach zwölf Jahren Pause trifft Schalke 04 an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) erstmals wieder in der Bundesliga auf den VfL Bochum – und die Vorfreude auf das Duell ist riesig. Bei Fans und auch den Verantwortlichen. So betonte etwa Schalkes Sportdirektor, dass das Spiel gegen Bochum keineswegs ein „kleines Derby“ sei. „Es ist ein absolutes, vollwertiges Derby – und Derbys möchte man gewinnen“, sagte er.
63-mal standen sich Schalke und der VfL Bochum in der Vergangenheit schon in Pflichtspielen gegenüber. Dabei hatten die Gelsenkirchener klar die Überhand. 35 S04-Siegen stehen lediglich 17 Siege des VfL gegenüber (elf Remis). Auffällig ist jedoch, dass die Bochumer Schalke 04 immer wieder ärgern konnte – gerade in den wichtigen Spielen. Grund genug für einen Blick ins Derby-Archiv:
1981: Schalke kassiert Rekord-Niederlage gegen den VfL Bochum
In negativer Hinsicht ist der 9. Mai 1981 für Schalke 04 historisch. Denn an diesem Samstag vor 41 Jahren fegte der VfL Bochum im Parkstadion mit 6:0 über die hilflosen Gelsenkirchener hinweg – bis heute ist es die höchste Heimniederlage für Schalke in der Bundesliga, gleichzeitig auch der höchste Sieg in den Derby-Paarungen zwischen S04 und VfL.
Kein Wunder also, dass die Bochumer sich nur allzu gern an diesen Tag zurückerinnern. In der Saison 1980/81 stieg die Partie nach einer dreiwöchigen Liga-Pause, in der die Bochumer Mannschaft gemeinsam in die USA und nach Lateinamerika reiste. Und auf dieser Reise wuchs das Team des VfL noch enger zusammen, wie sich Klub-Ikone Michael „Ata“ Lameck erinnert: „Wir hatten immer ein festes Gerippe, deshalb sind wir nie abgestiegen“, sagt er. Sie feierten auch gern zusammen, auch auf „Dienstreise“ – etwa in einem Country-Club, in dem die Fußballer sich beim Bullenreiten vergnügten.
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Kurz danach erlebten die Schalker Mannschaft dann ihr blaues Wunder im Parkstadion, als Rolf Blau, Lothar Woelk, Kurt Pinkall (2) Jochen Abel (2) die Schalker abschlossen. „Die Schalker standen mächtig unter Druck, wir konnten ganz befreit aufspielen“, erklärt Lameck den historischen Sieg. Am Saisonende stieg Schalke aus der Bundesliga ab, der VfL wurde Neunter.
2001: Schalke patzt gegen den Tabellenletzten aus Bochum - Titeltraum droht zu Platz
Als Tabellenführer reiste Schalke am 31. Spieltag der Saison 2000/01 zum Tabellenletzten nach Bochum und die Mannschaft von Trainer Huub Stevens wollte im Ruhrstadion einen weiteren Schritt in Richtung Titel machen. Das gelang jedoch nicht, denn nach 90 Minuten hieß es 1:1. Verfolger FC Bayern München konnte in der Tabelle wieder gleichziehen
Gegen beherzt spielende Bochumer tat sich der Favorit aus Gelsenkirchen schwer, ließ beste Chancen aus und wirkte zeitweise nervös. Immer wieder prallten Schalkes Top-Stürmer Ebbe Sand und Emile Mpenza an der VfL-Defensive (mit dem heutigen S04-Sportdirektor Rouven Schröder in der Startelf) ab. Nach dem Führungstreffer von Paul Freier für Bochum konnte Mpenza nach sehenswerter Vorlager von Tomasz Hajto zwar noch ausgleichen, doch die Schalker wirkten nach dem 1:1 geschockt. Schon wieder hatte der Titelaspirant gegen einen vermeintlich kleinen Gegner wertvolle Punkte liegen lassen. Eine Niederlage in Stuttgart am 33. Spieltag warf S04 dann im Kampf um die Meisterschaft dann noch weiter zurück. Am letzten Spieltag reichte es dann nur zur berühmten „Vier-Minuten-Meisterschaft“.
2007: Bochums Stürmer Gekas schockt Tabellenführer Schalke
Sechs Jahre später bot sich im Ruhrstadion ein ähnliches Bild. Wieder reiste Schalke am 31. Spieltag als Tabellenführer nach Bochum, wieder gab es einen vernichtenden Rückschlag – diesmal sogar eine 1:2-Niederlage. Nach Führungstreffer von Kevin Kuranyi hatten die Königsblauen das Spiel aus der Hand gegeben. Stürmer Theofanis Gekas schoss die Bochumer zum umjubelten Derbysieg.
Der Vorsprung auf Verfolger VfB Stuttgart schmolz nach der Pleite auf einen Punkt. Eine weitere Derby-Niederlage gegen den damaligen Abstiegskandidaten Borussia Dortmund machte das Schalker Desaster perfekt. Wieder gaben die Knappen – die damals mit großen Namen wie Manuel Neuer, Marcelo Bordon, Rafinha, Lincoln, Gerald Asamoah und Kevin Kuranyi spielten – die Meisterschaft kurz vor dem Saisonende noch aus der Hand. Den Titel holte der VfB.
Schalke gegen Bochum: Auch dieses Mal ist die Ausgangslage brisant
Allein wegen dieser drei legendären Revier-Derbys dürften die Schalker vor dem Duell an diesem Samstag gewarnt wird. In der Bundesliga steht zwar erst der 6. Spieltag an, doch für beide Teams ist das Spiel richtungsweisend. Nach fünf Niederlagen zu Saisonbeginn ist der Druck auf die Bochumer groß – sollte auf Schalke verloren werden, könnte auch Trainer Thomas Reis wackeln. Spätestes nach Bekanntwerden seiner Gespräche mit S04 im Sommer ist er an der Castroper Straße nicht mehr unumstritten.
Ungemütlich würde es auch für die Schalker im Falle einer Niederlage werden. Um in der Bundesliga tatsächlich den Klassenerhalt zu schaffen, müssen vor allem die Duelle gegen die direkten Konkurrenten gewonnen werden. Gelingt das nicht, ist Fehlstart des Aufsteigers perfekt. Spannung ist im Derby somit garantiert.