Gelsenkirchen. Schalkes Sportdirektor hatte in diesem Sommer eine Menge zu tun. Die Bedingungen sind viel schwieriger geworden - jeder Transfer muss sitzen.
Innezuhalten, das sagt Rouven Schröder, habe er noch nicht geschafft in seinen bisher 16 Monaten als Sportdirektor von Schalke 04. „Wir sind bei 77 Transferbewegungen. Ein Totalumbau. Das Wichtigste wird sein, den Aufstieg, die Transferperioden irgendwann einmal zu verarbeiten – ich habe das noch nicht. Es war immer nur weiter, weiter, weiter.“ Gestern Abend verkündete Schröder Nummer 77 als perfekt: Sepp van den Berg, Innenverteidiger, kommt auf Leihbasis vom FC Liverpool. Schröders nächster Neuer.
Als Don bezeichnen viele Fans der Königsblauen den Sportdirektor, der in Windeseile das Aufgebot zusammenzimmerte, das den Zweitliga-Aufstieg als Meister bewerkstelligte. Simon Terodde und Danny Latza waren schon verpflichtet, als Schröder im Mai 2021 kam. Aber Zugänge wie Ko Itakura, Marius Bülter und Thomas Ouwejan erwiesen sich als Volltreffer.
Schröder muss Spieler auf andere Weise nach Schalke locken
Nun ist die Situation für den 46-Jährigen etwas anders. Konnte er in der Zweiten Liga noch aus einer Position der finanziellen Überlegenheit handeln – Schalkes Gehaltsbudget war höher als das fast aller Rivalen –, muss er nun mit dem zweitniedrigsten Budget der Liga auskommen. Konnte er in der vergangenen Saison Profis mit Geld und guter Perspektive locken, ist das nun anders. Fast alle anderen Bundesligisten sind zahlungskräftiger – und nach einem durchwachsenen Start sind die Aussichten Abstiegskampf und nicht Europa.
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Schalke ist auf einen Schröder-Volltreffer angewiesen. Vielleicht wird van den Berg einer. Der 20-Jährige, der in der vergangenen Saison 45-mal für Preston North End in der zweiten englischen Liga verteidigte, gehört Liverpool, hat unter Jürgen Klopp aber kaum Aussicht auf Spielminuten. Bis Dienstagnachmittag absolvierte er seinen Medizincheck im Medicos unweit des Trainingsgeländes. Und während seine neuen Teamkollegen vor rund 500 Fans trainierten, unterschrieb er ein paar Meter weiter in der dritten Etage der Geschäftsstelle seinen Vertrag. Ihre neue Nummer fünf bekamen die Fans aber noch nicht zu sehen. Ein paar Dokumente hätten noch gefehlt, sagte Schröder dazu.
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Doch kann van den Berg sofort helfen? Kann er den zum AC Mailand abgewanderten Malick Thiaw ersetzen? Schon seit einem Jahr habe er van den Berg auf dem Zettel, erklärte Schröder. Und ja, er könne sofort helfen, er habe sich in der knüppelharten zweiten Liga Englands sehr gut behauptet.
Van den Berg ist Schalkes 13. Zugang in diesem Transfersommer. Bisher hat keiner in besonderer Weise auf sich aufmerksam gemacht. Hat Schröder das Glück verlassen? Noch sei es zu früh, das zu bewerten, heißt es intern, die Saison sei noch jung. Auf Leo Greiml zum Beispiel, den 20-jährigen Innenverteidiger, der von Rapid Wien kam, halten die Bosse große Stücke. Greiml war aber lange verletzt, spielt aktuell in der Schalker U23. Wann er fit für die Profis ist? Offen.
Bis Donnerstag kann sich an Schalkes Kader noch etwas tun
Zudem kann es gut sein, dass sich der Kader bis Donnerstag, 18 Uhr, wenn die Transferperiode endet, noch weiter verändert. „Wir sind total überzeugt von unserem Kader“, sagte Schröder. „Aber wir lassen nichts unversucht, um uns bestmöglich aufzustellen. Wir werden sehen, ob wir den Kader noch einmal verkleinern können.“ Amine Harit zum Beispiel, der Top-Verdiener, ist immer noch da.
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Ob noch ein weiterer Neuer kommt? Das hänge davon ab, wer gehen würde, erklärte Schröder. Und als alle Fans, Spieler und Trainer den Platz verlassen hatten, stand er immer noch auf dem grünen Trainingsrasen. Mit dem Handy am Ohr. Innezuhalten: unmöglich.