Gelsenkirchen. Nach dem Wechsel von Malick Thiaw zum AC Mailand fehlen Knappenschmiede-Spieler in der Startelf, zum ersten Mal seit vielen Jahren. Kommentar.
Der nächste Millionendeal des FC Schalke 04 ist eingetütet: Malick Thiaw, ein Talent aus der eigenen Jugend, wechselt zum großen AC Mailand nach Italien – künftig heißt es für den 21-Jährigen: Ibrahimovic statt Terodde. Rund zehn Millionen Euro hat Sportdirektor Rouven Schröder bei den Verhandlungen herausgeholt, ein stolzer Preis. Doch beim Blick auf die potenzielle Startelf und die Top-Anwärter auf einen Platz fällt nun auf: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist kein Knappenschmiede-Spieler mehr in der engsten Auswahl.
Torwart Alexander Schwolow? Kein Ur-Schalker. In der Viererkette um Maya Yoshida: Hat niemand eine Schalke-Vergangenheit. Die Sechser Alex Kral und Tom Krauß – woanders ausgebildet. Die Offensive um Simon Terodde und Marius Bülter: hängt an Schalke, stammt aber nicht aus der Knappenschmiede. Auf der Ersatzbank sind es Danny Latza und Florian Flick, die am ehesten noch Einsatzchancen haben – wobei Flick auch nur bedingt ein Herzens-Schalker seit Jahren ist. Er kam erst ins Ruhrgebiet, als er schon im Seniorenbereich spielte.
Unzählige Schalker Jugendspieler wurden zu Stars
Ist der aktuellen Schalker Vereinsführung diese Personalpolitik anzukreiden? Natürlich dürfte es schon weh tun, dass im Verein von Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Julian Draxler, Joel Matip, Sead Kolasinac, Leroy Sané, Thilo Kehrer, Ralf Fährmann sowie zuletzt Weston McKennie, Matthew Hoppe und nun Thiaw keine eigene Kraft mehr zur Top-Elf gehört. Aber um es simpel zusammenfassen: Die eigenen Talente waren entweder zu gut oder sind zu schlecht.
Dass das Geld bei den Königsblauen nicht mehr locker sitzt, ist in Deutschland und Europa bekannt. Ebenso, dass sie auf Transfereinnahmen angewiesen sind. Und vor allem mit dem Verkauf des Tafelsilbers – und das sind Spieler aus der eigenen Jugend nun einmal – lässt sich viel Geld verdienen. Der Wechsel von Weston McKennie nach Turin brachte 2020 insgesamt über 20 Millionen Euro. Für Hoppe gab es im August 2021 rund 3,5 Millionen Euro von RCD Mallorca. Nun folgen weitere zehn für Thiaw fast genau ein Jahr später.
Aydin, Calhanoglu und Co haben derzeit kein Bundesliga-Niveau
Einige Talente aus dem Nachwuchs stehen über Latza und Flick hinaus noch im Kader. Für Mehmet Can Aydin, Kerim Calhanoglu und Blendi Idrizi gab es aber beim 1:6 gegen Union Berlin keinen Platz im Kader – auch Henning Matriciani musste in dieser Saison schon in der U23 aushelfen. Sie haben aktuell kein Bundesliga-Niveau. Das galt auch für Can Bozdogan und Levent Mercan, für die es im Sommer nach Leihen keine Schalke-Rückkehr gab. Keine Chance auf einen Kaderplatz, hieß es intern.
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Doch warum rückte zuletzt aus der Jugend kein bundesligatauglicher Spieler nach? Auch Leroy-Bruder Sidi Sané darf aktuell nur schnuppern und wird in der U23 spielen. Die Jahrgänge, die zuletzt in der U19 unter Norbert Elgert spielten, waren eben etwas schwächer. Andere Klubs haben Schalke überholt, holten mit großen Investitionen internationale Talente. Borussia Dortmund zum Beispiel ist Schalke in diesem Bereich enteilt.
Aber ein Ende der Durststrecke ist in Sicht. Auf die U17, die im Sommer Deutscher Meister wurde, halten die Schalke-Bosse große Stücke.