Gelsenkirchen. 1:6 verlor der FC Schalke 04 gegen Union Berlin. Ein Ergebnis, das erst einmal verdaut werden musste. So reagierten die S04-Verantwortlichen.

Dreieinhalb Monate ist es her, als Tausende Fans des FC Schalke 04 auf den Arena-Rasen stürmten, Pyrofackeln zündeten, Spieler hochleben ließen, den Aufstiegstag zur größten Gelsenkirchener Party seit Jahrzehnten machten. Am Samstagnachmittag standen an gleicher Stelle viele bedröppelt schauende Profis der Königsblauen, schauten gedankenverloren in eine aufmunternd applaudierende Menge. Aufstiegseuphorie? Nicht zu erkennen in diesen Gesichtern. Am vierten Spieltag erlitt Schalke ein 1:6 (1:3)-Debakel gegen Union Berlin. Eins zu sechs – ein Ergebnis, das alle sacken lassen müssen.

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Zum Beispiel Trainer Frank Kramer. „Das ist eine schmerzhafte Niederlage“, sagte er, nachdem er tief durchgeatmet hatte. „Und zwar in der Höhe und wie sie zustande gekommen ist.“ Zum Beispiel Sportdirektor Rouven Schröder, der mit einem Seufzer sagte: „Ein gebrauchter Tag.“ Oft hatten die Verantwortlichen der Schalker nach dem Aufstieg und in der Sommerpause betont, dass nur der Klassenerhalt das Ziel sein könne. Nach dem üblen Debakel dürfte nun auch dem letzten von altem Glanz träumenden Schalke-Fan klar sein, wie schwierig der Weg sein wird.

Bülter verwandelt Handelfmeter zum zwischenzeitlichen Ausgleich

Dabei war das Schalker Spiel in der ersten Halbzeit so schlecht nicht. Vor 62.271 Zuschauern in der ausverkauften Arena ging Union Berlin zwar durch einen Kopfball von Morten Thorsby im Anschluss an eine Ecke in Führung (7.), danach bestimmten aber die Königsblauen 30 Minuten lang das Spiel, kamen durch Simon Terodde und Malick Thiaw in der neunten Minute zu einer Doppelchance, erarbeiteten sich fünf Ecken und flankten den Ball oft in den Strafraum. Zweimal sprang Berlins Abwehrchef Robin Knoche der Ball gegen die Hand (25./30.), zweimal hätte Schiedsrichter Robert Hartmann auf den Elfmeterpunkt zeigen können – nur in der 30. Minute pfiff er. Marius Bülter schnappte sich den Ball und verwandelte zum 1:1. Rouven Schröder traute seinem Team zu diesem Zeitpunkt sogar zu, das Spiel zu drehen: „Ich habe gedacht: Jetzt kippt es. Das Stadion war da, wir hatten gute Balleroberungen.“

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In welche Richtung sich ein Spiel dreht, entscheiden aber oft Nuancen – und in einer wilden ersten Halbzeit hatten die Berliner Glück und Geschick auf ihrer Seite. Sechs Minuten waren nach dem Ausgleich vergangen, da wurde im Mittelfeld ein Foul an Schalkes Abwehrchef Maya Yoshida nicht geahndet. Der Angriff ging weiter, Sheraldo Becker schoss aufs Tor – und Schalkes Malick Thiaw fälschte den Ball unglücklich ab. 1:2. Da sich ein Fotograf, der den Berliner Torjubel ablichten wollte, verletzte, schwieg das Stadion nun. Und die Schalker zeigten sich beeindruckt. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte konnte Schalke-Torwart Alexander Schwolow einen 22-Meter-Hammer von Janik Haberer nicht abwehren – 1:3. Berlins Trainer Urs Fischer konnte sein Glück kaum fassen: „Schalke war in der ersten Hälfte besser im Spiel, aggressiver, agiler. Wir wirkten schläfrig und fahrig, waren aber effizient.“

Schröder ärgert vor allem ein Gegentor ganz besonders

Die Stimmung in der Schalker Kabine war gut, schilderte Rouven Schröder später: „Wir hatten gegenseitig eine wunderbare Ansprache, haben uns gesagt, dass wir mit einem Anschlusstreffer jederzeit zurück ins Spiel kommen können.“ Doch die Schalker kamen unsortiert aus der Pause. Nur 18 Sekunden waren gespielt, da erhöhte Becker unbedrängt auf 4:1. Das war die frühe Entscheidung. Rouven Schröder schimpfte: „Das vierte Tor stört mich am meisten. Wir verhalten uns in dieser Szene ein fach nicht gut.“ Frank Kramer analysierte sachlich: „Ganz klar: Das 1:4 hat uns den Stecker gezogen.“

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Das Spiel lief nun genau nach dem Geschmack der Berliner: Sie überließen den Schalkern den Ball und konterten. So erhöhte Sven Michel (87./90.) sogar noch auf 6:1. Die Schalker bemühten sich vergeblich um ein zweites Tor, auch fünf Wechsel brachten keine große Verbesserung des Spiels.

Was nun, Schalke? Aktionismus auf dem Transfermarkt, am Donnerstag endet die Transferperiode, schließt Rouven Schröder aus. Die kommenden Gegner sind Konkurrenten im Abstiegskampf – zunächst geht es zum VfB Stuttgart (3. September), dann kommt der VfL Bochum (10. September).