Gelsenkirchen. . Schalkes Top-Talent Mehmet Aydin stand zuletzt nicht im Profi-Kader und spielte nur in der Regionalliga. Das sind die Gründe.
Auch in dieser Woche ist es wieder voll auf dem Trainingsplatz von Schalke 04. Rund zwei Wochen vor dem Ende des Sommer-Transferfensters stehen noch 25 Feldspieler und vier Torhüter bei den Gelsenkirchenern unter Vertrag. Damit während der Einheiten wirklich alle Übungen korrekt ausgeführt werden können, müssen sogar immer wieder einige Profis auf den Nebenplatz ausweichen. Für alle Spieler ist schlicht kein Platz.
Ähnlich sieht es an den Spieltagen aus. Auch in der Bundesliga ist für manch einen Profi aktuell kein Platz im Kader, denn nur 20 Spieler dürfen pro Spiel nominiert werden. Heißt: Wenn niemand verletzt ist, müssen gleich neun Profis auf der Tribüne Platz nehmen. Neben Wechselkandidaten wie Amine Harit reichte es am vergangenen Wochenende auch bei Spielern wie Blendi Idrizi, Leo Greiml, Ibrahima Cissé oder Mehmet Aydin nicht für den Profi-Kader.
„Der Konkurrenzkampf ist groß, dem muss sich jeder stellen“, sagte Trainer Frank Kramer zuletzt immer wieder. Selbst Aufstiegshelden wie Idrizi oder Aydin bleiben davor nicht bewahrt. Doch während gerade Idrizi in der Zentrale extrem viele namhafte Konkurrenten hat, überrascht es ein wenig, dass auch Mehmet Aydin derzeit nicht gut genug für die Profi-Mannschaft ist. Noch in der Vorsaison war er immer ein Kandidat für die Startelf, wenn er fit war. In der Vorbereitung gab sich Schalkes 20 Jahre altes Top-Talent selbstbewusst und zielstrebig. „Konkurrenzkampf macht mich stärker und ist auch wichtig fürs Team. Meine Einstellung bleibt unverändert: Ich werde weiter alles geben, um zu spielen“, sagte der Rechtsverteidiger Anfang Juli im Interview mit der WAZ – kurz bevor in Cedric Brunner ein Spieler für seine Position verpflichtet wurde.
Schalke: Cedric Brunner hat auf rechts die Nase vorn
Und der Neuzugang aus Bielefeld hat im Kampf um den Platz rechts in der Viererkette klar die Nase vorn. In den ersten drei Pflichtspielen der Saison stand Brunner immer in der Startelf. Aydin hingegen kommt auf einen Kurzeinsatz im DFB-Pokal und null Kaderplätze in der Bundesliga. Zuletzt half er sogar zweimal in Schalker U23 in der Regionalliga aus – genau wie Leo Greiml, Ibrahima Cissé und Torwart Justin Heekeren. Aydin zeigte sich dabei zwar engagiert, doch die 0:2-Niederlage beim FC Rödinghausen konnten er und seine drei Profi-Kollegen am Samstagmittag nicht verhindern.
Aber was fehlt dem 20 Jahre alten Deutsch-Türken aktuell zum Bundesliga-Team? „Es geht nicht darum, was ihm fehlt, sondern, was er braucht“, erklärte Frank Kramer. Und nach Meinung des Trainers braucht Aydin vor allem eines: Spielpraxis. „Dafür haben wir doch die U23, damit die jungen Spieler dort die entsprechenden Minuten bekommen“, so Kramer. Auf lange Sicht sei diese Spielpraxis gerade in den ersten Jahren im Profibereich essenziell wichtig.
„Wir sehen es auf Schalke nicht als Bestrafung an, in der U23 zu spielen“, stellte auch Sportdirektor Rouven Schröder zuletzt noch einmal klar. Immer wieder gebe es sogar Spieler, die gern in der U23 aushelfen, wenn klar ist, dass sie bei den Profis nicht zum Einsatz kommen werden.
Schalke: Dem Spiel von Mehmet Aydin fehlt noch die Balance
Ob auch der extrem ehrgeizige Aydin freiwillig in der vierten Liga gespielt hat, ist fraglich. Der 20-Jährige selbst sieht sich klar in der Bundesliga – und zumindest mittelfristig kann er Schalker dort mit seinem Tempo, seinem Offensivdrang und seiner Energie auch helfen. Doch Kramer bemängelte zuletzt, dass es dem Spiel des 20-Jährigen noch an Ruhe und Balance fehle. „Da sind manchmal auch wilde Aktionen dabei“, so der Coach. Diese wilden und risikoreichen Aktionen sieht man von Cedric Brunner nicht. In der Offensive kann der Schweizer Schalke zwar weniger geben als Aydin, doch defensiv spielt er rechts in der Viererkette grundsolide. Mit seinen 28 Jahren verfügt er zudem über die Erfahrung von über 200 Spielen im Profibereich für Bielefeld und den FC Zürich – auch das hat er dem jungen Aydin voraus.
Klar ist aber auch: Grundsätzlich sind die Verantwortlichen von Schalke 04 weiter überzeugt von Mehmet Aydin. Nicht umsonst wurde sein Vertrag erst im Januar bis ins Jahr 2025 verlängert. Nun allerdings bekommt der 20-Jährige erstmals etwas Gegenwind in seiner Profilaufbahn, die Regionalliga ist für Aydin ein Schritt zurück – und auf Schalke hofft man, dass auf diesen Rückschritt schon bald zwei Schritte nach vorn folgen werden.