Gelsenkirchen/Marl. Im ersten Testspiel der Vorbereitung trifft Schalke an diesem Mittwoch auf den VfB Hüls. Zwischen den Klubs gab es häufiger Berührungspunkte.

Im Jahr 2010 war die Fußballwelt in Marl noch eine andere. Weltmeister Olaf Thon trainierte damals den ambitionierten Fünftligisten VfB Hüls, der zwei Jahre später sogar in die Regionalliga aufsteigen konnte. Zu Testspielen kamen große Klubs wie Schalke 04 an den Badeweiher – mit Trainer Felix Magath und großen Namen wie Benedikt Höwedes oder Ivan Rakitic. 9:0 siegte der Favorit aus Gelsenkirchen damals.

Heute, im Jahr 2022, spielt der VfB Hüls nur noch in der achten Liga. Prominente Ex-Nationalspieler sucht man auf der Trainerbank vergebens. Aber: An diesem Mittwoch kommt Schalke 04 erneut nach Marl (18 Uhr, Evonik-Sportpark). Das Spiel beim Bezirksligisten ist für die Königsblauen der erste Test der Sommervorbereitung, für den neuen Trainer Frank Kramer wird es das Schalke-Debüt.

Schalke: Neuzugänge könnten in Marl ihr Debüt feiern

Für die Schalker Mannschaft geht es nach der schweißtreibenden ersten Woche darum, wieder Spielpraxis zu sammeln, sich als Mannschaft zu finden. Womöglich könnten auch Neuzugänge wie Sebastian Polter, Florent Mollet oder Alexander Schwolow ihr Debüt feiern.

Auch interessant

Für die Spieler des VfB Hüls geht es im Duell gegen den Bundesliga-Aufsteiger um mehr als sportliche Erkenntnisse – viel mehr sollen Erinnerungen für das ganze Leben gesammelt werden. „Es soll ein Feiertag werden. Die Sonne wird scheinen, das Bier kalt sein, der Grill gut riechen. Auch unser Stadion ist ausverkauft. Für den kompletten Chemie-Standort ist das eine tolle Sache“, fasst es Carsten Schwarma zusammen, der in Marl ein Urgestein ist. Er ist 2. Vorsitzender des Bezirksligisten und kümmert sich gleichzeitig auch um den Internetauftritt und die Öffentlichkeitsarbeit des Klubs.

Dass die Schalker nun noch einmal in Marl spielen, hat sich erst kurzfristig entschieden. Mit der Anfrage habe der Bundesligist den Bezirksligisten „ein bisschen überrumpelt“, erinnert sich Schwarma. Zwar hatte der VfB Hüls bei den Königsblauen ein Testspiel angefragt – aber erst für den Sommer 2023, wenn der Verein sein 75. Bestehen feiert. „Schalke hat vor ungefähr zweieinhalb Wochen gefragt, ob es auch kurzfristig schon dieses Jahr klappt“, erzählt das Vorstandsmitglied. Natürlich klappte es. Diese Gelegenheit wollte sich der Klub nicht nehmen lassen.

Die Mannschaft des VfB Hüls hat eigentlich noch Urlaub

Kurios ist auch die Tatsache, dass die 1. Mannschaft des VfB Hüls eigentlich noch im Urlaub ist. Für die Amateurkicker findet das Testspiel mitten in der Sommerpause statt. Quasi ohne Training misst sich der Achtligist mit dem Bundesligisten – die Favoritenrolle ist klar verteilt. Eigentlich. „Wir machen es wie Dänemark 1992, kommen aus dem Urlaub und überraschen alle“, sagt Schwarma und lacht. Realistische Hoffnungen auf einen Sieg hat er aber nicht. Doch darum geht es für die Marler gar nicht. Wichtiger ist es, den Fußballfans in der Stadt wieder etwas zu bieten.

Und dass es auch einige Kilometer nördlich von Gelsenkirchen enorm viele Schalke-Fans gibt, ist bekannt. Gern erzählt man sich beim VfB Hüls noch eine Geschichte über Jürgen Klopp. Als dieser im Jahr 2012 als Trainer von Borussia Dortmund zu einem Testspiel an den Badeweiher kam, wunderte er sich etwas über verhältnismäßig wenige BVB-Fans beim Busempfang. Dann aber soll er gesagt haben: „Stimmt, Marl ist ja blaues Land.“

In der 1. Mannschaft des VfB Hüls spiegelt sich die große Sympathie für Schalke nur bedingt wider. Dort gebe es Fans von Schalke, Dortmund und sogar Essen, wie Carsten Schwarma erzählt. In Yannick Kayma kickte dort in der vergangenen Saison sogar ein Ex-Schalker. Noch in der U17 spielte der heute 21-Jährige zusammen mit den heutigen S04-Profis Mehmet Aydin und Malick Thiaw in der Knappenschmiede.

Schalke-Ikone Olaf Thon war einst Trainer beim VfB Hüls

Trainierte den VfB Hüls zwischen 2010 und 2011: Schalke-Ikone Olaf Thon.
Trainierte den VfB Hüls zwischen 2010 und 2011: Schalke-Ikone Olaf Thon. © WAZ

„Die Verbindung zwischen Marl und Schalke war schon immer eng“, erzählt Schwarma. „Viele ehemalige Schalker waren hier Trainer.“ Etwa Olaf Thon, Ingo Anderbrügge, Klaus Täuber oder Hermann Erlhoff – allerdings zu Zeiten, in denen der Klub ein paar Ligen höher noch für deutlich mehr Schlagzeilen sorgte für heute. Stolz ist man beim VfB auch, dass Schalkes Torwart-Ikone Norbert Nigbur im Jahr 1984 einige Mal am Badeweiher auflief.

Mit solch großen Namen kann Schalke heute zwar nicht mehr dienen, doch auch an Simon Terodde, Rodrigo Zalazar und Co. ist da Interesse groß. Die 3100 Tickets für das Spiel waren schon im Vorverkauf komplett vergriffen. Eine würdige Kulisse für den Marler „Feiertag“.