Gelsenkirchen. Die “Yorkshire Schalker“ reisen aus Leeds regelmäßig zu Spielen nach Gelsenkirchen. Ihren Ursprung hat die S04-Liebe in einem Zufall.
Offiziell gibt es die „Yorkshire Schalker“ seit 2011. Die eigentliche Entstehung des Fanclubs aus dem Norden Englands liegt aber bereits einige Jahre länger zurück. Gründer Christian Ratcliffe erinnert sich noch auf die Sekunde genau, so betont er, wann seine Liebe zu Schalke einst ihren Anfang nahm. Am 8. November 1997 besuchte er mit einem Freund das Schalker Heimspiel gegen den Karlsruher SC. Reiner Zufall, wie er erzählt: „Ich habe zu der Zeit an der Uni in England Deutsch studiert und wurde deshalb an eine Schule nach Essen geschickt. Mein Kollege und ich wollten dann an diesem Tag gerne ein Fußballspiel besuchen.“
Die Wahl fiel aufgrund der geografischen Nähe auf das Heimspiel des S04. Am Essener Hauptbahnhof begegneten Ratcliffe und sein Kollege dann erstmals Anhängern der Königsblauen: „Die Fans haben sich, obwohl das Spiel noch Stunden hin war, lautstark darauf eingestimmt. Solch eine Fankultur kannten wir aus England nicht. Die Fan-Utensilien, das Bier, die Stimmung – das war der Moment, in dem meine Begeisterung für Schalke begonnen hat“, schwärmt Ratcliffe. Und die Leidenschaft hält bis heute an.
Fanclub-Gründer Ratcliffe steckte seine Lehrerkollegen mit dem Schalke-Virus an
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Zurück in England berichtete der damals noch angehende Lehrer Freunden und Kollegen von seinem Stadionerlebnis in Deutschland. Schnell waren einige Kumpels mit dem Schalke-Virus angesteckt. „Seit dem Frühjahr 2000 sind wir dann immer mehr geworden und haben im selben Jahr unseren, damals noch inoffiziellen Fanclub gegründet“, erzählt er.
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Seit 2011 sind die Yorkshire Schalker beim Schalker Fanclub-Verband auch offiziell als Fanclub eingetragen. 24 Mitglieder gehören ihm derzeit an, der Großteil arbeitet in England gemeinsam mit Christian Ratcliffe, an derselben Schule als Lehrer. Zusammen haben die Kollegen inzwischen über 100 Schalke-Spiele besucht, wobei die jeweiligen Gegner zweitrangig waren, wie Ratcliffe einräumt: „Die 90 Minuten an sich sind für uns gar nicht so wichtig. Am besten sind die vielen deutschen Freunde, die wir über die Jahre kennengelernt haben“, erzählt er. „Sie haben uns auch schon in England besucht, wo wir uns dann gemeinsam Spiele von Leeds United angeschaut haben. Da sind mittlerweile so enge Freundschaften entstanden, dass wir uns sogar gegenseitig zu unseren Hochzeiten eingeladen haben – und das alles nur dank Schalke.“ Da wundert es auch nicht, dass sich den Yorkshire Schalkern mittlerweile auch neun Fans aus Deutschland angeschlossen haben.
Vor Corona waren vier bis fünf Besuche von Schalke-Spielen im Jahr fest im Terminkalender der Freunde verankert. Nach dem Abpfiff gemeinsam das obligatorische letzte Veltins auf den fast leeren Tribünen der Arena zu trinken, gehörte für Ratcliffe und seine Fanclub-Kollegen ebenso dazu, wie der Besuch eines weiteren Fußballspiels in der Region am Tag danach. „Wir wollen immer versuchen, jede Sekunde unseres Aufenthaltes zu genießen und so viele Stadien wie möglich zu sehen“, betont er.
"Corona-Zeit hat unsere Liebe zu Schalke noch einmal gestärkt"
Die letzten zwei Jahre, in denen die Pandemie auch England fest im Griff hatte und an Stadionbesuche nicht zu denken gewesen war, waren für die „Yorkshire Schalker“ daher umso härter. Die Freunde behalfen sich mit Zoom-Konferenzen, um die Spiele zumindest auf digitalem Wege gemeinsam verfolgen zu können. Beim Heimspiel gegen Dynamo Dresden im Oktober 2021 konnten die Freunde dann auch endlich wieder vor Ort dabei sein. Nach der langen Durststrecke ein emotionaler Tag, wie Ratcliffe sich erinnert: „Uns war allen klar, dass Freunde, egal wie lange es bis zum Wiedersehen dauert, Freunde bleiben. Die Corona-Zeit hat unsere Liebe zu Schalke noch einmal gestärkt. Als wir uns dann endlich alle auf Schalke wiedersehen konnten, war das schon ergreifend. Da sind sogar Tränen geflossen.“
Bis zum nächsten Treffen soll es diesmal nicht so lange dauern. Daran ändert auch nichts, dass die Einreise für die Lehrergruppe nach Englands Austritt aus der EU aufwändiger geworden ist. „Vor der Pandemie kamen wir immer als EU-Bürger, im Oktober waren wir es dann nicht mehr. Am Flughafen mussten wir uns dann erst einen Stempel in unseren Reisepass geben lassen“, so Ratcliffe. Auch die so passende Flugverbindung von Leeds nach Düsseldorf wurde inzwischen gestrichen. Künftig muss die Reisegruppe von Manchester nach Deutschland fliegen, was die Terminsuche aus zeitlichen Gründen erschwert. „Freitagabendspiele sind für uns dadurch praktisch unmöglich“, so Ratcliffe. Abhalten lassen will er sich von Besuchen der Arena trotzdem nicht.
Zwei bis dreimal wollen Ratcliffe und seine Lehrer-Kollegen in der kommenden Bundesligasaison nach Deutschland reisen, um sich Spiele der Königsblauen anzuschauen. Gegen wen Schalke dann spielt, ist für die „Yorkshire Schalker“ zweitrangig. Irgendwann will es Ratcliffe allerdings noch nach Mainz und zu Union Berlin schaffen – das sind für ihn die einzigen Bundesligastadien, die er noch nicht besucht hat.