Gelsenkirchen. Alexander Schwolow ist die neue Nummer 1 des FC Schalke 04. Er spricht über den Wechsel im zweiten Anlauf, seine Ziele und seinen Charakter.
Es ist zwei Jahre her, da hatte sich Alexander Schwolow schon einmal auf einen Wechsel zum FC Schalke 04 eingestellt. „Ich hatte sogar schon nach Wohnungen geschaut, mit Torwarttrainer Simon Henzler Kontakt“, sagt der 30-Jährige über seinen Sommer 2020. „Doch im Fußball bist du als Spieler manchmal von Vereinen abhängig.“ Schalke konnte die Ablöse nicht aufbringen, damals wechselte Schwolow vom SC Freiburg zu Hertha BSC. Nun wechselt er im zweiten Anlauf zu Schalke. Als Nummer eins beim Bundesliga-Aufsteiger.
Schalke-Torwart Schwolow: Erfahrung aus 174 Bundesligaspielen
Inzwischen arbeitet er seit einer Woche mit seinen drei Torwart-Rivalen unter Anleitung von Henzler. Da werden Flanken im Akkord in den Strafraum geschlagen, beim Torschusstraining fliegen ihm reihenweise die Bälle um die Ohren. Da muss man schon mal häufiger hinter sich greifen. Am Montag aber gelang ihm auch eine Traumparade: Er lenkte den Ball nach einem Schuss von Rodrigo Zalazar über die Latte – und feierte das mit einem lauten Schrei. „Das Torwarttraining mit Simon macht viel Spaß“, sagt Schwolow. Und überhaupt: „Ich bin vom ganzen Verein begeistert.“
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Zahlreiche Paraden erwarten die Schalker von ihrer Nummer eins – zumindest für ein Jahr. So lange ist der gebürtige Wiesbadener von Hertha BSC ausgeliehen. Seit dem Abgang von Manuel Neuer vor elf Jahren gab es bei den Königsblauen in fast in jeder Spielzeit Torwart-Diskussionen. In der Vorsaison waren der Ur-Schalker Ralf Fährmann (verlor seinen Stammplatz) und der Österreicher Martin Fraisl (der Vertrag des Aufstiegstorwarts wurde nicht verlängert) die Protagonisten des Torwart-Theaters. Nun sind alle Augen auf Schwolow gerichtet, obwohl auch er komplizierte Jahre hinter sich hat. Seit dem Wechsel aus dem Breisgau an die Spree konnte er nicht mehr an seine guten Leistungen anknüpfen. Gehörte er zu Freiburger Zeiten zu den besten Erstliga-Torhütern, verlor er zuletzt in Berlin zeitweise seinen Stammplatz – für den Torwart mit der Erfahrung aus 174 Bundesliga- und 33 Zweitligaspielen eine neue Lage.
Schalke: Schwolows Leihvertrag enthält keine Kaufoption
Negative Formulierungen wählte er dafür aber nicht. „Ich habe viele schwierige Situationen meistern müssen, gerade in den vergangenen ein, zwei Jahren. Mich wirft nichts mehr um“, sagt Schwolow. Auch dass der Leihvertrag keine Kaufoption enthält und im Frühjahr 2023 wieder Zukunftsdebatten beginnen könnten, stört ihn nicht: „Natürlich willst du länger planen können, aber du musst die Chance nutzen, die du kriegst. Es ist eine sehr große Chance, bei so einem großen Verein als Nummer eins zu starten. Das ist nicht selbstverständlich.“
Wie bei den beiden vergangenen Stationen erwartet ihn in Gelsenkirchen der Abstiegskampf – einziges Ziel des Aufsteigers ist der Klassenerhalt. „Ich habe genug Erfahrung, viele Abstiegskämpfe mit Freiburg und Hertha erlebt“, sagt Schwolow. „Es ist davon auszugehen, dass es eine umkämpfte Saison wird. Es sind so viele Mannschaften mit viel Qualität dabei, dass ich mich schon frage: Wer von den Mannschaften soll überhaupt runtergehen? Wir werden alles geben, dass nicht wir das sind.“ Geschlossenheit sei dafür ganz besonders wichtig.
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Es fällt auf: Ein Lautsprecher ist er nicht, Vorgänger Fraisl spuckte da größere Töne. „So ein Typ bin ich nicht“, sagt der Familienvater Alexander Schwolow. Er fordert keine Führungsrolle in der Hierarchie, sondern gliedert sich ein. Bei ihm klingt das so: „Als Neuzugang profitiere ich davon, in so eine gefestigte Truppe zu kommen, um die Erfolgsgeschichte weiterschreiben zu können.“ Mit ihm als Nummer eins. Am besten konstant über die Saison.