Gelsenkirchen. Es war ein Blitz-Transfer: In wenigen Tagen hat Rouven Schröder Sebastian Polter von Schalke 04 überzeugt. Was der Stürmer zum Wechsel sagt.

Eigentlich hatte Sebastian Polter geplant, in der Sommerpause so richtig abzuschalten. Nach dem gemeisterten Klassenerhalt mit dem VfL Bochum feierte der 31 Jahre alte Stürmer vor rund zwei Wochen eine große Hochzeitsparty am Gardasee. Im Anschluss ging es nach Mauritius in die Flitterwochen – doch dort wurde er immer wieder von Anrufen aus Gelsenkirchen abgelenkt.

„Aber das habe ich sehr gern gemacht“, erzählt Polter nach seinem ersten öffentlichen Training in Königsblau und lacht. Denn mit Rouven Schröder, dem Sportdirektor von Schalke 04, tauschte er sich intensiv über die Königsblauen aus und war begeistert – so sehr, dass er einem Transfer zum Aufsteiger zustimmte. Von der ersten Kontaktaufnahme bis zu seiner Unterschrift auf Schalke dauerte es nur etwa zehn Tage. „Es ging wirklich alles sehr schnell“, bestätigte der Neuzugang, der beeindruckt war, welche Perspektive ihm Schröder auf Schalke aufgezeigt hatte: „Er hat mir in den Gesprächen von der ersten Minute an aufgezeigt, was für eine Wichtigkeit ich für Schalke haben kann.“

Dass Polter, der im Profibereich seit 2011 schon für acht verschiedenen Klubs in drei Ländern gespielt hat, auf Schalke nun für drei Jahre unterschrieben hat, bedeutet für ihn vor allem eines: Wertschätzung. „Ein Vertrag ist am Ende auch eine Wertschätzung, die einem entgegengebracht wird. Daher bin ich sehr stolz darauf, dass Schalke mir die Möglichkeit gibt, mich hier drei Jahre präsentieren zu können. Ich will mit anpacken und die Werte leben, für die Schalke steht – weil das genau zu mir passt“, ist sich Polter sicher.

Schalke-Neuzugang Sebastian Polter ist eine "Abrissbirne"

Der 1,92-Meter-Hüne steht nämlich weniger für das filigrane Spiel. Polter ist ein Mann für das Grobe. „Polti ist eine Abrissbirne“, beschreibt Trainer Frank Kramer den Neuzugang mit einem Grinsen im Gesicht. „Er macht viele tiefe Laufwege, arbeitet die Gegner ab und hat viel Wucht.“ Der Stürmer ist einer, der sich nicht zu schade ist, sich für seine Mannschaften zu zerreißen. „Für mich ist wichtig, dass jeder Einzelne merkt, dass ich mein Herz auf dem Platz lasse“, so Polter. Dabei ist dem 31-Jährigen sogar bewusst, dass es von außen manchmal wirkt als würde er mit einem Einsatz übertreiben. Doch das sei genau sein Spiel, sagt er.

Neu auf Schalke: Sebastian Polter.
Neu auf Schalke: Sebastian Polter. © firo

Mit eben dieser Mentalität hatte er sich in der vergangenen Saison auch in die Herzen der Fans des VfL Bochum gespielt – oder eher gearbeitet. Mit seinen zehn Bundesligatoren war er der beste Torjäger des Revier-Klubs und einer der Garanten für den souveränen Klassenerhalt. „Auch in Bochum war die Wertschätzung komplett da, ich habe sie bis zum letzten Tag gespürt“, stellt Polter klar. Kritik oder ein Nachtreten gegen den Ex-Klub gibt es von Polter nicht. „Wir haben mit dem VfL eine ganz starke Saison gespielt und eine tolle Mannschaftsleistung gezeigt. Ich bin sehr stolz, dass ich dazu meinen Teil beigetragen habe.“

Aber: Polters Wechsel innerhalb des Ruhrgebiets kam nicht bei allen Anhängern der Bochumer gut an. „Ich kann verstehen, dass einige Bochumer enttäuscht sind“, sagt der Stürmer ehrlich. Ein Stück weit schmeichelt es ihm sogar, dass die Fans nicht glücklich über seinen Abgang sind. „Da merkt man, dass ich mein Herz auf dem Platz gelassen haben“, so der 31-Jährige. Jetzt allerdings ist Polter ein Schalker und will sich voll auf die kommenden Aufgaben mit den Königsblauen konzentrieren. In erster Linie ist das der Klassenerhalt in der Bundesliga.

Schalke-Stürmer Sebastian Polter ein Abstiegskampf-Experte

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„Mit diesem Thema kann ich mich vollkommen identifizieren“, erklärt Polter. Denn in seiner kompletten Karriere spielte er fast immer gegen den Abstieg – egal, ob beim 1. FC Nürnberg, bei Mainz 05, Union Berlin, den Queens Park Rangers (England), Fortuna Sittard (Niederlande) oder zuletzt in Bochum. „Nach der Zeit in der 2. Bundesliga ist es wichtig, kleine Brötchen zu backen“, sagt der Neuzugang. Obwohl Schalke vor dem Abstieg lange noch Dauergast im Europapokal war, gehe es erst einmal nur um den Verbleib in der Bundesliga. „Der Verein muss erst einmal weiter zusammenwachsen – da zählt jeder einzelne dazu. Jeder Mitarbeiter, jeder Fan. Da sollte man weiter ansetzen und nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen.“

Noch allerdings ist es für Sebastian Polter zu früh für die ganz große Analyse des 160.000-Mitglieder-Klubs. „Ich bin doch erst zwei, drei Tage hier und kann das alles gar nicht beurteilen.“