Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 verstärkt sich mit Mittelstürmer Sebastian Polter vom VfL Bochum. Was bedeutet das für Torjäger Simon Terodde? Eine Analyse.
Der FC Schalke 04 hat einen überraschenden Transfer getätigt. Vom Liga- und Revierrivalen VfL Bochum wechselt Stürmer Sebastian Polter (31) zu den Königsblauen und erhält einen Dreijahresvertrag bis 2025. Polter, dessen Marktwert bei 2,2 Millionen Euro liegt, kommt für 1,5 Millionen Euro plus Boni. In der vergangenen Saison erzielte der 1,93-Meter-Mann zehn Bundesliga-Tore für den VfL Bochum, war damit erfolgreichster Torjäger im Team von Trainer Thomas Reis. Polter hat seine Qualität in der Bundesliga schon unter Beweis gestellt, doch was bedeutet der Transfer für Schalkes Aufstiegsheld Simon Terodde (34), der ein ähnlicher Spielertyp wie Polter ist? Können beide auch gemeinsam auf Torejagd gehen? Der Scoutingbericht unseres Kooperationspartners "Createfootball" beantwortet diese Fragen. Lesen Sie hier unsere ausführliche Daten-Analyse zum neuen Schalke-Stürmer Sebastian Polter.
Schalke-Zugang Sebastian Polter in der Transferanalyse
Stärken
- Lufthoheit
- Abschlussstärke
- Auge für den Mitspieler
Schwächen
- Antritt
- Passgenauigkeit
Spielstil und Analyse von Schalke-Zugang Sebastian Polter
Der 31-jährige Polter gilt als Zielspieler in der Box (Target Man). Dank seiner Köpergröße von 1,93 Metern ist der frühere Berliner in der Luft sehr durchsetzungsstark. 41 Prozent seiner Kopfball-Duelle konnte Polter in der vergangenen Bundesliga-Saison für sich entscheiden (siehe Tabelle unten). Ein guter Wert für einen Offensivspieler. Alle anderen Bundesliga-Stürmer gewannen im Schnitt nur 37 Prozent ihrer Zweikämpfe in der Luft.
Vor dem Tor ist Polter sehr abschlussstark. Eine Chancenverwertung von 20 Prozent liegt ebenfalls über dem Bundesliga-Durchschnitt (16 %). Schalke-Torjäger Simon Terodde verwertete in der vergangenen Saison sogar 28 Prozent seiner Möglichkeiten, allerdings in der 2. Bundesliga. Was ebenfalls für Polter spricht: Er hat im gegnerischen Drittel auch das Auge für seine Mitspieler. Polter ist ein Wandspieler, der lange Bälle sichert und auf Mitspieler ablegen kann. In der Box wurde er beim VfL Bochum häufig gesucht, was sich auch auszahlte. Fünf seiner zehn Tore erzielte er mit dem Kopf.
Schalke-Zugang Sebastian Polter und Torjäger Simon Terodde: Die wichtigsten Daten in der Übersicht
Alle Daten pro 90 Minuten im Vergleich mit allen Stürmern der Bundesliga mit mindestens 1000 Spielminuten in der Saison 2021-22 (43 Spieler) und Simon Terodde (2819 Spielminuten in der 2. Bundesliga).
| Polter 21/22 | Avg. Stürmer Bundesliga 21/22 | Terodde 21/22 |
| Chancenverwertung | 20% | 16% | 28% |
Schüsse (% Genauigkeit) | 1.9 (44%) | 2.2 (45%) | 3.4 (52%) |
Offensivzweikämpfe (% Erfolgsquote) | 9.3 (30%) | 10.5 (33%) | 8.8 (29%) |
Luftzweikämpfe (% Erfolgsquote) | 8.5 (41%) | 5.4 (37%) | 7.6 (39%) |
| Ballaktionen im Strafraum | 3.6 | 3.6 | 5.3 |
| Empfangene lange Pässe | 2.6 | 2.1 | 1.8 |
Wie passt Sebastian Polter zum FC Schalke 04 und kann er an der Seite von Simon Terodde stürmen?
Der neue Schalke-Trainer Frank Kramer hat bei Arminia Bielefeld bereits des Öfteren zwei große Stürmer auflaufen lassen und plant dies wohl auch auf Schalke. Europa-League-Teilnehmer 1. FC Köln hat in der vergangenen Saison in vereinzelten Spielen gezeigt, dass es auch in der Bundesliga gelingen kann, mit zwei großen, kopfballstarken Stürmern zu spielen.
Schalke hätte einen zusätzlichen Abnehmer für Thomas Ouwejans gefährliche Flanken und Standards. Eine Box-Besetzung mit zwei kopfballstarken Stürmern würde die Torgefahr erhöhen.
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Terodde hat in der letzten Saison sehr von Sturmpartner Marius Bülter profitiert. Eine valide Option ohne Bülter aus der Startelf zu nehmen, wäre ein 4-3-1-2-System, bei dem Bülter hinter der Doppelspitze auflaufen würde.
Nichtsdestotrotz ist Polter ein sehr ähnlicher Spielertyp wie Terodde und würde als alleiniger Stürmer ebenfalls gut zu Schalke 04 passen. Aufgrund der Verpflichtungen von Florent Mollet und Tobis Mohr, die wohl für die Flügel verpflichtet wurden, scheint eine Doppelspitze als regelmäßige Variante zunächst unwahrscheinlich. Es dürfte daraus hinauslaufen, dass Schalke in den meisten Partien nur auf einen der beiden Mittelstürmer setzen wird.
Fazit der Transferanalyse zu Schalke-Zugang Sebastian Polter
Polter konnte sich in der vergangenen Saison bei einem vermeintlich schwächeren Verein in der Bundesliga bereits beweisen (zehn Tore), während Terodde in der Bundesliga bisher immer Schwierigkeiten hatte (58 Spiele, 10 Tore, 2. Bundesliga: 283 Spiele, 172 Tore). Sollte Terodde in der Bundesliga erneut nicht abliefern, stünde ein Angreifer bereit, der seine Rolle einnehmen kann und die nötige Qualität besitzt. Der Vorteil aus Schalke-Sicht: Die Königsblauen sind nicht abhängig von Teroddes Tor-Produktion und hätten bei Problemen oder einem Ausfall sofort einen passenden Back-Up in der Hinterhand.
Ein System mit Doppelspitze Terodde und Polter stellt unter Schalke-Trainer Kramer eine Option dar, allerdings fehlt es im Schalker Kader an Spielern auf dem rechten Flügel, die viele Flanken schlagen, um die beiden Stürmer in der Box zu bedienen - auch Mollet ist hierfür nicht der Spielertyp.
Alles in allem ist die Verpflichtung Polters zu diesem Zeitpunkt und mit dem jetzigen Kader ein Schalke-Transfer, der eher Fragen aufwirft.