Gelsenkirchen. Schalke-Zugang Sebastian Polter, der vom VfL Bochum kommt, kann für Top-Torjäger Simon Terodde ein Partner sein - aber auch ein Konkurrent.

Wenn es darum geht, die große Bedeutung eines Mittelstürmers hervorzuheben, ist Klaus Fischer gern dabei. Doch als der 72-Jährige, immerhin Rekordtorschütze des Bundesliga-Aufsteigers FC Schalke 04, erfuhr, dass seine Schalker Sebastian Polter (31) vom Liga-Rivalen VfL Bochum holen, da war er zunächst nicht uneingeschränkt begeistert. „Ich habe mich gewundert“, sagt Fischer dieser Zeitung.

Am Montagnachmittag bestätigten die beiden Klubs den Transfer offiziell. Die Schalker bezahlen rund 1,5 Millionen Euro Ablöse, die Summe könnte durch vereinbarte Erfolgsboni noch ansteigen. Polter unterschrieb bei den Königsblauen einen bis 2025 gültigen Vertrag. „Schalke ist ein großer Klub, der in die Bundesliga gehört. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, um in der kommenden Saison die Klasse zu halten“, sagte Polter.

Schalke-Legende Klaus Fischer äußert sich zum Polter-Deal.
Schalke-Legende Klaus Fischer äußert sich zum Polter-Deal. © dpa | Unbekannt

Schalke-Zugang Polter - zehn Tore für den VfL Bochum

Der 1,92 Meter große Polter ist Schalkes vierter Stürmer im Aufgebot – neben Simon Terodde, Marius Bülter und Marvin Pieringer, die schon in der Aufstiegssaison dabei  waren. Polter, in der Bundesliga zuletzt zehn Mal für den VfL Bochum erfolgreich, und der ebenfalls 1,92 Meter große Zweitliga-Torschützenkönig Terodde in einer Mannschaft – passt das?

Genau das fragt sich auch Klaus Fischer. „Terodde und Polter sind ungefähr gleiche Spielertypen“, sagt Fischer, der zum Ende seiner Karriere auch für den VfL gespielt hatte. „Sie sind Strafraumstürmer, keine Konterspieler. Sie benötigen dringend Zulieferer“, ergänzt Fischer.

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Die Verantwortlichen der Schalker äußerten sich am Montag nicht über die Besetzung des Angriffs, sie hoben lediglich Polters Stärken hervor. „Mit Sebastian gewinnen wir einen robusten Mittelstürmer, der für seine Größe eine gute Geschwindigkeit mitbringt und ein sehr gutes Durchsetzungsvermögen besitzt“, erklärte Sportdirektor Rouven Schröder. „Er kennt die Bundesliga, ist ein Typ und weiß, worauf es ankommt. Als erfahrener Spieler, mit über 350 Profi-Spielen auf dem Konto, soll er in der kommenden Saison auf dem Platz mit vorangehen.“ Für Polter ist Schalke bereits die achte Profi-Station.

Auch der neue Trainer Frank Kramer stimmte dem Transfer zu: „Sebastian hat in der vergangenen Saison gezeigt, wie wertvoll er für sein Team in der Bundesliga sein kann. Er arbeitet in vorderster Linie intensiv für die Mannschaft und wird unser Offensivspiel mit seiner Wucht bereichern.“

Kramer, Polter und Terodde begegneten sich gestern zum ersten Mal im Schalker Profileistungszen­trum. Bevor am Mittwoch um 11 Uhr das erste Training im Parkstadion steigt, fanden die obligatorischen medizinischen Tests statt. Dass Kramer die Saison mit einer Doppel-Spitze plant, ist aber eher unwahrscheinlich. Seine bevorzugte Formation bei seinem Ex-Klub Arminia Bielefeld war ein System mit einer Spitze. Die bisher getätigten Schalker Transfers deuten darauf hin, dass Kramer daran festhält. Das bedeutet: Polter dürfte zunächst die Rolle des Terodde-Ersatzes bekommen.

In der Zweiten Liga war Schalkes Offensivspiel allein auf den 34-Jährigen ausgerichtet. Eine schwere Verletzung Teroddes hätte den Aufstieg nicht nur gefährdet, sondern ihn wohl unmöglich gemacht. Diese Abhängigkeit wird nun durch die Verpflichtung Polters gebannt. Der könnte nicht nur bei einer Verletzung, sondern auch bei einer Formkrise Teroddes einspringen. Ein Sturm-Duo dürften beide hingegen nur bei einem Rückstand bilden.

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Der Transfer gibt einen Hinweis, wie sich Kramer Schalkes Spiel vorstellt: Überfallartige Angriffe sind mit Terodde und Polter nicht möglich, dafür aber viel Kampf und Torgefahr  nach Flanken und Standardsituationen. Verteidiger Thomas Ouwejan war der Standardspezialist der Zweiten Liga. Auch die Zugänge Tobias Mohr (Heidenheim) und Florent Mollet (Montpellier) waren in ihren Ex-Klubs für Ecken und Freistöße zuständig.

Erster Schalke-Test am 29. Juni in Marl

Beim VfL Bochum gibt es keine Tränen. „Nach einigen Gesprächen haben wir uns intern beraten und eine Bewertung der Situation vorgenommen“, sagte Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz, der Polter vor einem Jahr ablösefrei aus Sittard geholt hatte. Das Ergebnis der Bewertung: Polter ist für Bochum verzichtbar, wenn der Preis stimmt.

Ob er der Richtige für Schalke ist? Schon in acht Tagen tragen Polter und Terodde erstmals parallel das Schalke-Trikot – dann steigt das erste Testspiel beim Bezirksligisten VfB Hüls (29. Juni, 18 Uhr). Klaus Fischer hofft auf viele Polter/Terodde-Tore: „Ich bin echt gespannt – der Verein wird sich ja dabei etwas gedacht haben.“

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Schalke - diese Zu- und Abgänge stehen fest

Zugänge: Sebastian Polter (VfL Bochum), Alexander Schwolow (Hertha BSC), Tom Krauß (1. FC Nürnberg), Tobias Mohr (1. FC Heidenheim), Florent Mollet (Montpellier), Justin Heekeren (Rot-Weiß Oberhausen), Leo Greiml (Rapid Wien), Ibrahima Cissé (KAA Gent)

Abgänge: Yaroslav Mikhailov (Zenit St. Petersburg), Ko Itakura (Manchester City), Andreas Vindheim (Sparta Prag), Timo Becker (Holstein Kiel), Dries Wouters (KV Mechelen), Salif Sané, Marc Rzatkowski, Martin Fraisl (alle noch vereinslos)

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